Döbeln
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Rufen, prüfen, drücken

Mitarbeiter der Stadtverwaltung reanimieren eine Bewusstlose. Das ist anstrengend und sorgt für manchen Aha-Effekt.

Von Cathrin Reichelt
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Dr. Jan-Jakob Meyer, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin in der Helios Klinik erklärt Regina Renner, Mitarbeiterin des Einwohnermeldeamtes im Leisniger Rathaus an einem Dummy die Handgriffe bei der Reanimation eines Menschen.
Dr. Jan-Jakob Meyer, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin in der Helios Klinik erklärt Regina Renner, Mitarbeiterin des Einwohnermeldeamtes im Leisniger Rathaus an einem Dummy die Handgriffe bei der Reanimation eines Menschen. © Lutz Weidler

Leisnig. Dr. Jan-Jakob Meyer schreit Anne an: „Hallo, machen Sie mal die Augen auf!“ Er prüft den Atem und schaut, ob sich der Brustkorb der Bewusstlosen hebt. Nichts. Deshalb beginnt er mit der Reanimation und drückt mit beiden Händen rhythmisch den Brustkorb der Patientin nach unten.

Wiederbeleben kann er sie nicht. Denn Anne ist ein Dummy. Zwei solcher Übungspuppen hat der Chefarzt der Anästhesie an der Helios Klinik für eine freiwillige Übungsstunde mit in die Leisniger Stadtverwaltung gebracht. Die Männer scheinen sich mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung auszukennen, denn zu der Schulung erscheinen ausschließlich Frauen.

Jan-Jakob Meyer nimmt ihnen die Skepsis, die mancher ins Gesicht geschrieben steht. „Es ist eine Sache, die man sonst nicht macht oder bei der man Angst hat, sich zu blamieren. Aber das Einzige, wobei Sie sich blamieren können, ist, wenn sie nichts tun“, sagt er. Rufen, prüfen, drücken sind die drei Schlagworte, deren Bedeutung er an Anne anschaulich erklärt.

Dann müssen die Frauen ran. Jede Einzelne probiert, was der Chefarzt gezeigt hat. Damit sie den richtigen Rhythmus finden, spielt Meyer kurz den Song „Atemlos“ an. Der bleibt im Ohr. Fünf bis sechs Zentimeter tief, hundert Mal in der Minute sollten die Hände des Helfenden im Brustkorb der Bewusstlosen versinken.

Regina Renner aus dem Einwohnermeldeamt ist die Erste. Aber für sie ist es nicht, wie für andere, das erste Mal. Die Feuerwehrfrau übt die Reanimation einmal im Jahr. Trotzdem sagt sie: „Wenn man allein ist, kann es schon anstrengend werden, bis der Rettungswagen da ist.“ Und alle sind sich einig, dass diese Übung gut und wichtig war. Schließlich hofft jede, dass auch sie auf einen ambitionierten Helfer trifft, sollte sie einmal in eine gesundheitliche Notlage geraten.

Defibrillatoren fehlen

Bürgermeister Tobias Goth (CDU), der zum Zeitpunkt des Kurses einen auswärtigen Termin absolvierte, sieht die Schulung seiner Mitarbeiter positiv. Sogenannte Ersthelfer gibt es in der Verwaltung nicht. Und nicht nur dort, auch im Freibad und in der Karl-Zimmermann-Sporthalle könnten die Mitarbeiter jederzeit vor der Situation stehen, einem Kollegen, Gast oder Spieler bei plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problemen helfen zu müssen. 

Goth denkt dabei an Silvio Voigtländer. Der junge Handballer des SV Leisnig 90 war vor reichlich zwei Jahren in einem Punktspiel zusammengebrochen und später verstorben.

Neben den eigenen Fähigkeiten, richtig zu reagieren, könnte auch die Technik Leben retten. Einen Defibrillator (Schockgeber) gibt es bisher nur im Leisniger Freibad. Goth denkt darüber nach, auch für das Rathaus und die Turnhalle ein solches Gerät anzuschaffen oder zumindest das aus dem Freibad in der kühleren Jahreszeit in der Turnhalle zu stationieren.

Das würde Jan-Jakob Meyer sehr befürworten. Denn solch ein Gerät sei sehr einfach zu bedienen. Es müssen nur zwei Pads an vorgegebenen Punkten des Oberkörpers des Bewusstlosen angebracht und ein Knopf gedrückt werden. Das Gerät analysiert den Zustand des Menschen und löst die Reanimation aus, wenn sie nötig ist.

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