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Ruine bleibt Ärgernis

Für ein altes Gebäude in den Kottmarhäusern hat sich die Gemeinde um eine Lösung bemüht. Das ist gescheitert – auch am Denkmalschutz.

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© Bernd Gärtner

Von Romy Altmann-Kühr

Eibau/Obercunnersdorf. Die Zukunft der Ruine in den Kottmarhäusern bleibt weiter unklar. Das Gebäude an der Straße durch den Ortsteil zwischen Eibau und Obercunnersdorf verfällt zusehends. Der Landkreis Görlitz als zuständige Behörde hat es schon vor längerer Zeit mit Netzen absichern lassen, weil Putz und Dachziegeln auf die Straße fielen.

Fest steht: Das Haus ist derzeit in Privatbesitz. Offiziell hatte es die Gemeinde vor Jahren an einen Holländer verkauft. Der soll es aber auch wieder weiterveräußert haben. Die Gemeinde hat inzwischen versucht, die Immobilie wieder zurückzubekommen, um selbst entscheiden zu können, was damit passiert. Abriss wäre wohl die einzige Lösung. Das sei aber nicht gelungen, sagte Kottmar-Bürgermeister Michael Görke (parteilos) jetzt im Gemeinderat. Die Gemeinde habe von der Denkmalschutzbehörde eine Absage bekommen, sie dürfe das Gebäude nicht abreißen lassen. Stattdessen sollte das Dach repariert werden. „Wir haben es versucht“, sagt Görke. „Leider hat es mit einer Lösung nicht geklappt. Die Anwohner müssen sich weiter gedulden“, sagt er – wohl wissend, dass die Kottmarhäuser-Bewohner den Anblick der Ruine gern loswerden würden. Dabei war das Haus früher ein Schmuckstück. Es soll eines der ältesten Häuser im Ortsteil Kottmarhäuser sein und ist einst im sogenannten Herrnhuter Stil erbaut worden. Bekannt ist, dass es im Jahr 1735 nach einem Brand wieder aufgebaut wurde, und zwar an der Stelle einer alten Wassermühle. Das berichtete Walter Kießling der SZ. Er hatte den Betrieb „Kottmarbleiche“ zu DDR-Zeiten geleitet, der damals zu Lautex gehörte. Das Haus stand in unmittelbarer Nähe des Betriebes.

Nach dem Wiederaufbau im frühen 18.Jahrhundert hatte das Haus wieder wie ursprünglich als Wassermühle gedient und wurde auch als Mangel und Walkmühle genutzt. Später diente das Gebäude als Wohnhaus für Arbeiter der „Kottmarbleiche“. Hier wurden Garne für die Textilindustrie gebleicht. Mit attraktiven Wohnungen sollten Arbeiter angeworben werden. Denn Wohnraum war seinerzeit knapp. Der Betrieb wurde 1997 abgerissen, an seiner Stelle entstand ein Wanderparkplatz am Fuß des Kottmar-Berges. Das denkmalgeschützte Wohnhaus blieb damals stehen, es war zu der Zeit auch noch bewohnt. Nun ist es zur Ruine verkommen. Bürgermeister Michael Görke stellt – angesichts des Abrissverbots vom Denkmalschutz – infrage, ob es sich überhaupt noch lohnt, sie stehen zu lassen. „Man sollte sich fragen, ob es tatsächlich notwendig ist, so etwas noch zu erhalten und zu sichern“, gibt er zu bedenken. Denn auch die Absicherung kostet. Das Geld kann die Behörde – theoretisch – vom Eigentümer zurückfordern. Dafür muss der aber zum einen erst einmal greifbar, zum anderen zahlungskräftig sein.