Sebnitz
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Ruinen im Kirnitzschtal sollen weg

Das Ferienheim Beuthenfall und die Haidemühle verfallen seit Jahrzehnten. Jetzt will die Stadt Sebnitz Tatsachen schaffen.

Von Dirk Schulze
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Das große Gebäude am Beuthenfall und ein kleineres Nachbarhaus sollen abgerissen werden. Der Rest bleibt.
Das große Gebäude am Beuthenfall und ein kleineres Nachbarhaus sollen abgerissen werden. Der Rest bleibt. © Dirk Zschiedrich

Urlaubern, die das Kirnitzschtal entlangfahren, fällt das verlassene Gebäude sofort ins Auge: ein dreistöckiger Komplex direkt an der Straße, der wie ein Industriebau anmutet und mit seiner Wucht so gar nicht in die Landschaft passen will. Das seit Jahren leerstehende Gebäude, Mitte der 1980er-Jahre als Bettenhaus für ein Ferienheim gebaut, gehört zum Beuthenfall-Ensemble, und es soll weg. Zumindest, wenn es nach der Stadt Sebnitz geht, auf deren Flur die Immobilie steht. „Wir wollen im Kirnitzschtal aufräumen“, verkündet Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU).

Möglich wird dieser Vorstoß durch die Insolvenz der Bergwirtschaft auf dem Großen Winterberg. Deren Betreiber Marc Henkenjohann hatte sich Ende 2018 nach jahrelangem Ringen mit dem Freistaat um seine Ausbaupläne inmitten der Kernzone des Nationalparks und mit Blick auf eine bis zuletzt ungeklärte Abwassersituation zurückgezogen. Zum Unternehmen gehören auch die Immobilien Beuthenfall-Ensemble und die Haidemühle im Kirnitzschtal. Beide sind nun Teil der Insolvenzmasse.

Für den Beuthenfall hat die Stadt Sebnitz nach eigenen Angaben dem Insolvenzverwalter bereits ein Kaufangebot gemacht. Sollten sich Interessentin und Eigentümer handelseinig werden, will die Stadt die leerstehenden Gebäude abreißen und an ihrer Stelle am liebsten einen Parkplatz errichten. „Die Flächen sind eh versiegelt“, sagt OB Ruckh. Und Parkplätze im engen Kirnitzschtal bekanntermaßen ein knappes Gut. Ob dies tatsächlich funktionieren könnte, hängt allerdings vom Okay der Nationalparkverwaltung ab, welche die neuen Stellflächen naturschutzrechtlich genehmigen muss.

Die Haidemühle wurde bis 1994 bewirtschaftet. Seitdem verfällt das Areal.
Die Haidemühle wurde bis 1994 bewirtschaftet. Seitdem verfällt das Areal. © Dirk Zschiedrich

Abrisskandidat Nummer zwei im Kirnitzschtal ist die Haidemühle. Sie liegt zwischen Beuthenfall und Lichtenhainer Wasserfall. Das 1795 errichtete Wohnhaus der Mühle steht unter Denkmalschutz, ist aber nach jahrelangen Leerstand nur noch eine Ruine. Hier, so die Vorstellung im Sebnitzer Rathaus, solle der Freistaat tätig werden, sich der Immobilie annehmen und die Fläche renaturieren. Diese Idee kam bei einem Treffen von Bürgermeistern mit Vertretern mehrerer Ministerien, dem Landrat und Landtagsabgeordneten Ende März auf den Tisch. Der frühere Eigentümer der Haidemühle wollte an dieser Stelle einen Parkplatz errichten. Das wurde damals aus Naturschutzgründen nicht genehmigt.

Damit bei beiden Immobilien, Beuthenfall und Haidemühle, kein anderer dazwischengrätscht, möchte sich das Rathaus jetzt eines rechtlichen Kniffs bedienen. Am Mittwochabend wird der Sebnitzer Stadtrat über das Aufstellen eines Bebauungsplans für jede der beiden Flächen inklusive ihrer Gebäude beschließen. Fällt dieser Beschluss, tritt eine Veränderungssperre ein. Das heißt, so lange kein Bebauungsplan fertiggestellt ist, darf niemand, auch kein etwaiger neuer Besitzer, die Grundstücke entwickeln und Hand an die Gebäude legen.

Öffentliche Sitzung des Sebnitzer Stadtrats am 10. April, 18 Uhr, Rathaus, Kirchstraße 5, Sebnitz.

Zur Geschichte

Beuthenfall: Seit 1850 soll es am Beuthenfall eine Gastwirtschaft gegeben haben, zunächst in einer Rindenhütte. 1891/92 wurde ein neues Gebäude im Schweizer Stil errichtet, 1927 eine Schülerunterkunft. Zur DDR-Zeit war der Komplex Betriebsferienheim, 1986/87 entstand ein Bettenhaus für 40 Kinder.

Haidemühle: Die Haidemühle, zwischen Beuthenfall und Lichtenhainer Wasserfall gelegen, besaß das Schankrecht früher als die umliegenden Gaststätten. Ende des 18. Jahrhunderts war sie Hauptstandort der Fremdenführer. Als Mühle wurde sie bereits 1592 erwähnt. Bis 1994 gab es hier noch eine Gaststätte mit Imbiss. (SZ)

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