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Ruinen verschwinden

Hoffnung für die Görnische Gasse – an gleich fünf Häusern tut sich etwas – aber es gibt auch weiterhin Verfall.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Grauer Putz, die Fenster sind versperrt und der Dachstuhl fehlt seit einem Brand. Das Haus Görnische Gasse 2 bietet einen traurigen Anblick. Dabei ist es eigentlich ein Baudenkmal und ist vermutlich um 1560 erbaut worden.

„Im 19. und 20. Jahrhundert war das Haus im Besitz verschiedener bürgerlicher Besitzer. Für 1950 ist Martin Legler als Eigentümer vermerkt. Der Schriftzug seines Namens prägte für viele Jahrzehnte die Fassade des Hauses und wird einigen Meißnern noch in Erinnerung sein. Er betrieb hier eine Werkstatt für Licht- und Fotopausen und sonstige Vervielfältigungen“, erklärt Stadtchronist Claus-Dirk Langer. Etwas besser sieht die Görnische Gasse 3 aus. Zumindest ist die Fassade im Erdgeschoss irgendwann einmal gestrichen worden, doch darüber zeigt sich über zwei Etagen auch hier grauer Putz, sind Scheiben zerbrochen. Auch dieses, um 1850 an der Stelle eines älteren Gebäudes erbaute Haus, steht unter Denkmalschutz.

Doch nun scheint sich etwas zu tun mit beiden Gebäuden. Ursprünglich hatte sie Ulrich Brill erworben, der allerdings im vergangenen Jahr mit seiner Firma Reca Bauunternehmen GmbH in Insolvenz ging. Nach SZ-Informationen hat kürzlich der Eigentümer der benachbarten Görnischen Gasse 4, Meinolf Krohner aus dem nordwestlich von Dortmund gelegenen Herten, beide Häuser aus der Reca-Insolvenzmasse gekauft.

Sieht man, wie er die Görnische Gasse 4 sanieren hat lassen, dann besteht aller Grund zur Hoffnung für die beiden Nachbargebäude. An der Görnischen Gasse 4 ist eine Tafel der Meißener Denkmalroute an der Hausfassade angebracht, die für sich spricht: „Reich ausgestattetes Wohn- und Geschäftshaus um 1580 mit originalen Baustrukturen der Renaissance. Im Innenhof Brunnen des 18. Jahrhunderts. Eines der großen Brauhäuser des Mittelalters bis 1840. Sanierung 2014 - 2016.“

Und auch weiter oben tut sich etwas in der Görnischen Gasse. Aus der Nummer 7 und 8 ist Baulärm zu hören. Dort werden gerade alte Schornsteinschächte im Innern abgebrochen. Drei Arbeiter sind zugange. Wir entkernen die beiden Häuser derzeit“, sagt der Eigentümer Dietmar Leutert aus dem Nossener Ortsteil Deutschenbora. Der Inhaber einer Modellbau- und Tischlereifirma hat bereits die Nummer 9 auf der Görnischen Gasse saniert. Das um 1870 errichtete große Stadthaus hat nun 13 Wohnungen, Balkone an der Rückseite und einen Fahrstuhl. Für letzteren dürften die beiden Gebäude Görnische Gasse 7 und 8 zu niedrig sein. „Mal schauen, wann wir die Baugenehmigungen bekommen“, so Eigentümer Dietmar Leutert. Sind sie da, sollen in den beiden Häusern ebenfalls Wohnungen entstehen.

Solche, darunter zwei behindertengerechte im Erdgeschoss, will auch Walter Hannot gegenüber in der Görnischen Gasse 33 einbauen. Derzeit wartet er noch auf die Unterschrift des Oberbürgermeisters über den Förderbescheid für das Haus, der den Bauausschuss bereits passiert hat. Nebenan die Görnische Gasse 32 bietet von vorn einen bedauernswerten Anblick, von hinten einen katastrophalen. Da hat der Besitzer, der Architekt Emil Eder aus Bruckmühl, südöstlich von München, Gebäudeteile vor Weihnachten abbrechen und das Dach dabei offen stehen lassen, sodass es seitdem hineinregnet und -schneit.