Von Heike Sabel
Sebnitz. Irgendwie läuft es nicht rund. Mal setzt es aus, mal hört es sich wie ein abstürzender Motor an, dann wieder rauscht es wie Wellen am Meer. Das soll unser Herz sein? Ja, mit allen Fehlern und Defekten, die es haben kann. Eine kaputte Herzklappe, verstopfte Herzkranzgefäße – und dann klingt es eben unrund. Um das anschaulicher zu machen, steht am Sonnabend in der Sebnitzer Klinik ein überdimensionales Herzmodell. Zum Begehen und Hören. Es ist eines der Angebote zum Tag der offenen Tür anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Einrichtung, am gleichen Tag feierte die Hohwald-Klinik ihr 111-jähriges. Beide Häuser gehören zum Asklepios-Verbund.
Vorträge, Rundgänge, Informationen – in beiden Kliniken kann man an diesem Tag erfahren, wie man möglichst nicht krank wird und wie man behandelt wird, wenn es doch passiert. Im Brustzentrum empfängt den Besucher Kräuter- und Lavendelduft. Die Schwestern haben die Gänge geschmückt, zwei Selbsthilfegruppen aus Sebnitz und Neustadt stellen sich vor.
Das in der Endoskopie kennen viele: Magen- und Darmspiegelungen sind für die Ärzte und Schwestern Routine. Meist bekommt man als Patient nicht viel davon mit. Deshalb haben die Schwestern sich was einfallen lassen für den Tag der offenen Tür. Sie haben eine Puppe gebastelt. Deren Beine sind zwar etwas kurz geraten, dafür hat sie im Inneren einen Bauschlauch, sogar mit Darmfalten. Im Ernstfall werden Polypen abgezwickt, beim nachgestellten Bild kann der Besucher mit der Zange nach Bonbonpapier greifen, was sich als recht kompliziert erweist.
Was sich so im Inneren unseres Körpers befindet, zeigt die Röntgenabteilung. Ein Einkaufschip, ein Nagel, ein Gebiss: alles verschluckt, entdeckt und dann rausgeholt. Auch einen Beutel mit der Droge Crystal haben die Fachleute so gefunden. Der Laie sieht die Röntgenbilder und staunt. Sich das als Gesunder mal anzusehen, ist der Reiz für die meisten an diesem Tag. Sonst kommt man in der Regel nicht ganz freiwillig und vor allem nicht ohne ein ungutes Gefühl ins Krankenhaus. Genau diese Angst will die Klinikleitung den Gästen an diesen Tag nehmen.
Ein Blick in den OP-Saal
Zwischen die Besucher in der Sebnitzer Klinik mischen sich auch immer wieder Patienten. Ein Neustädter und seine Frau nutzen die Chance, auch dorthin zu gucken, wo sie sonst nicht hinkommen. In den OP-Saal zum Beispiel. Dort wird man eingekleidet und schon ist der „Tisch schön steril gedeckt“, sagt OP-Schwester Anne Karisch. Ein junges Mädchen schaut und hört besonders aufmerksam zu. Martha interessiert sich für den Beruf der Krankenschwester und ist mit ihrer Mutter und ihrer Oma gekommen.
Die Gelegenheit, sich beim Tag der offenen Tür alles anzusehen, ist der beste Einblick in den Beruf, sagen sie. Anne Karisch und ihre Kollegen erklären alles genau und zigmal am Tag. Viele haben schon selbst im OP gelegen, andere noch nie. Manch einer hat sich da schon gewundert und ist skeptisch geworden. Haben die denn keinen Plan? Schon, aber lieber doppelt auf Nummer sicher gehen. Anne Karisch erzählt auch von einer OP an der Dresdner Uniklinik, die länger ging als ihre Schicht. Gefäß-Operationen können schon sehr lange dauern, eine Herzklappe hingegen ist im Normalfall in anderthalb Stunden „runter vom Tisch“, wie es die Ärzte sagen.
Das Herz erkennen auch die Jüngsten bei der Teddy-OP. Da hat der Teddy einfach einen Reißverschluss längs am Bauch, aus dem – anatomisch nicht ganz einwandfrei – das Herz herausgenommen wird. Die zwei schüchternen Mädchen, die handhaltend das Geschehen verfolgen, lächeln beim plüschigen Herzchen. Dann dürfen sie den Teddy mit einer gelben Binde verbinden, damit er schnell wieder gesund wird. Noch ein buntes Pflaster drauf und die Genesung ist fast abgeschlossen.