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Russland: Verlegung von US-Truppen erhöht Spannungen

Im Ukraine-Konflikt verhärten sich die Fronten: Die USA schicken weitere Soldaten nach Europa - 300 nach Deutschland. Der Kreml reagiert prompt.

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Russische und belarussische Truppen haben am Mittwoch auf einem Schießplatz in Belarus ein gemeinsames Kampftraining abgehalten, während die Spannungen angesichts des drohenden Krieges mit der Ukraine hoch bleiben.
Russische und belarussische Truppen haben am Mittwoch auf einem Schießplatz in Belarus ein gemeinsames Kampftraining abgehalten, während die Spannungen angesichts des drohenden Krieges mit der Ukraine hoch bleiben. © --/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

Moskau/Kiew/Washington. Russland hat die angekündigte Verlegung von etwa 2000 US-Soldaten nach Europa inmitten des Ukraine-Konflikts als "destruktiven Schritt" kritisiert. Damit nähmen die militärischen Spannungen zu, warnte Vize-Außenminister Alexander Gruschko am Mittwochabend in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Spielraum für politische Entscheidungen werde verengt, "zur Freude der Behörden in Kiew".

Inmitten der schweren Spannungen im Ukraine-Konflikt hatte US-Präsident Joe Biden angekündigt, rund 2.000 Soldaten aus den USA nach Europa zu schicken - etwa 300 von ihnen nach Deutschland. Rund 1.700 Kräfte sollen nach Polen entsendet werden, kündigte das US-Verteidigungsministerium am Mittwoch in Washington an. Aus der Bundesrepublik würden wiederum 1.000 US-Soldaten nach Rumänien verlegt. Zwar versicherte Washington, dass es sich nicht um eine dauerhafte Verlegung handele. In Moskau wurde der Schritt trotzdem als Provokation gewertet.

"Die derzeitige Situation erfordert, dass wir die Abschreckungs- und Verteidigungsbereitschaft an der Ostflanke der Nato verstärken", betonte Pentagon-Sprecher John Kirby. Die Truppenverlegung sei ein "unmissverständliches Signal" an die Welt, dass die USA zu ihren Verbündeten stünden. Falls nötig, könne es in Zukunft auch weitere Truppenbewegungen geben.

Die US-Ankündigung kam einen Tag, nachdem Kremlchef Wladimir Putin eindrücklich vor den Folgen einer weiteren Ost-Ausdehnung der Nato gewarnt hatte - insbesondere durch eine mögliche Aufnahme der Ukraine in das Bündnis. Am Mittwoch kamen aus Moskau prompt erste erzürnte Reaktionen. Es handele sich um einen "absolut destruktiven Schritt", sagte der Duma-Abgeordnete Dmitri Nowikow der Agentur Interfax. Wladimir Dschabarow vom Föderationsrat - dem Oberhaus des Parlaments - sprach von einer Provokation. Eine offizielle Stellungnahme des Kreml gab es zunächst nicht.

Angeblich 100.000 russische Soldaten nahe der Ukraine

Die jetzt verlegten Truppen stünden separat von den 8.500 bereits in erhöhte Bereitschaft versetzen Soldaten, betonte Pentagon-Sprecher Kirby. Auf Bidens Anordnung hin waren in der vergangenen Woche 8.500 Soldaten in den USA in erhöhte Bereitschaft versetzt worden, um bei Bedarf eine schnelle Verlegung nach Europa zu ermöglichen. Mehrfach stellten der Präsident und andere Mitglieder der Regierung klar, es würden keine US-Soldaten in die Ukraine geschickt. In Europa sind regulär auch außerhalb von Krisenzeiten Zehntausende US-Soldaten stationiert, darunter rund 35.000 in Deutschland.

Angesichts westlicher Berichte über einen Aufmarsch von mehr als 100.000 russischer Soldaten in der Nähe der Ukraine wird befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in sein Nachbarland plant. Moskau bestreitet das. Für möglich wird allerdings auch gehalten, dass die russische Seite Ängste schüren will, um die Nato zu Zugeständnissen bei Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen.

Russland will die Nato dazu bringen, eine weitere Ostererweiterung und insbesondere eine Aufnahme der Ukraine auszuschließen. Zudem verlangt es einen Rückzug von Nato-Truppen aus östlichen Bündnisstaaten. Moskau hat einen entsprechenden Forderungskatalog an die Nato und die USA gerichtet. Beide lehnen die Kernanliegen Russlands ab, haben aber in schriftlichen Antworten einen Dialog angeboten. (dpa)