Von Gabriele Lesser,Warschau undJochen Wittmann,London
Polen sehen nur selten Bilder der 1944 und 1945 zerbombten und ausgebrannten deutschen Städte. Zu bitter ist die Erinnerung an das zerstörte Warschau, das 1939 zum ersten Opfer eines drei Tage dauernden deutschen Bombenhagels wurde und 1944 von den Nazis fast vollständig gesprengt wurde. Diesmal sorgten die Bilder des Neonazi-Aufmarsches dafür, dass Mitgefühl mit den Dresdner Opfern kaum aufkommen konnte, obwohl tatsächlich polnische Bomberdivisionen auch beim Luftkrieg über Dresden dabei waren. Es war ausgerechnet ein polnischer Zwangsarbeiter, der sich 1941/ 42 in Dresden verliebte. Aus der Stadt stammten mit August dem Starken und August III. zwei polnische Könige, von dort kamen auch berühmte Baumeister Warschaus. „Dresden“, so schreibt Jan Lissowski mit einer gewissen Wehmut, „ist die polnischste aller deutschen Städte.“
In Großbritannien war erstaunlich, wie weit die Berichterstattung von Funk und Fernsehen von der in der Presse abwich. Während die Live-Berichte aus Dresden ausgewogen und abgerundet ausfielen, konzentrierten sich die Artikel in der Montagspresse vornehmlich auf den Protestmarsch der Neonazis. Ausfälle blieben allerdings die Ausnahme – was schon ein Lichtblick in einem Land darstellt, in dem früher die gesamte Boulevardpresse ein Thema wie Dresden gerne zum „Kraut-bashing“ benutzte.