Pirna - Sachsens CDU steht erneut wegen ihres Umgangs mit dem Deutschlandlied in der Kritik. Nachdem sie in der Sächsischen Schweiz laut „Bild“-Zeitung für eine Feier zum Tag der Deutschen Einheit alle drei Strophen der Hymne auf die Einladung drucken ließ, meldeten sich am Mittwoch Linkspartei und Grüne zu Wort. „Wer glaubt, mit einer Übernahme rechtsextremistischer Symbolik den Einfluss der NPD zurückzudrängen, der befindet sich mit absoluter Sicherheit auf dem Holzweg“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken im Landtag, André Hahn. Nach Ansicht der Grünen werden so die Grenzen der Demokraten zu den Extremisten verwischt.
Der CDU-Kreisverband Sächsische Schweiz wies die Vorwürfe zurück. Der Nationalhymne sei ein ausführlicher historischer Abriss vorangestellt. „Im Nachhinein könnte man sagen, man hat es nicht idiotensicher gemacht“, sagte der Pressesprecher des Kreisverbandes, Jens Michel, auf Anfrage. Angesichts der Wahlerfolge der NPD gehe es darum, sich mit solchen Themen zu befassen. Die CDU habe mit dem Abdruck der Hymne aufklären wollen. Sachsens CDU-Vize Steffen Flath (CDU) hatte sich bereits im Frühsommer dafür ausgesprochen, Symbole wie die Hymne und die Fahne nicht den Rechtsextremen zu überlassen.
Die ersten beiden Strophen der Hymne mit Worten wie „Deutschland, Deutschland über alles“ werden offiziell nicht verwendet. Die Grünen plädierten am Mittwoch für eine „Sanierung der Nationalhymne“, bei denen die ersten zwei Strophen gestrichen und der dritten neue Zeilen angefügt werden. Dies würde „den Patrioten der CDU manche Peinlichkeit ersparen“, sagte Landesvorstandssprecher Claus Krüger.
Die Bemühungen der sächsischen CDU um mehr Patriotismus hatten vor rund einem Jahr auch beim Koalitionspartner SPD Widerstand ausgelöst. Ein gemeinsamer Parlamentsantrag zum Singen der Nationalhymne an den Schulen kam nach einem Veto der Sozialdemokraten nicht zu Stande. Zuvor hatte die CDU auf einem Parteitag ein Thesenpapier zum Patriotismus verabschiedet. Nach dem Willen der Partei sollten damit „national Gesinnte in der demokratischen Mitte“ aufgefangen werden. (dpa)