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Sachsen droht ein Apothekensterben

Ein Gutachten zeigt: Jede zweite Apotheke in Deutschland könnte schließen. Auch im Freistaat ist die Zahl rückläufig.

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© dpa

Von Theresa Hellwig

Dresden. Mehrere Apotheken in einer Straße – das ist keine Seltenheit. Damit dürfte aber bald Schluss sein: Etwa jeder zweiten Apotheke droht in den kommenden Jahren das Aus, heißt es in einem unveröffentlichten Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftministeriums, aus dem mehrere Medien zitieren. Grund sei, dass die Apotheken nicht ausreichend Gewinn erwirtschaften. Die Hälfte der rund 20 000 Apotheken in Deutschland sei in ihrem Bestand gefährdet, warnt das Gutachten.

„Wenn die Zahlen stimmen, dann wäre das der Todesstoß für Sachsen“, sagt Göran Donner, Vizepräsident der sächsischen Landesapothekerkammer. Die Tendenz sei eindeutig rückläufig. „Es schließen mehr Apotheken als öffnen“, so Donner.

Derzeit gibt es nach Angaben des sächsischen Sozialministeriums 985 Apotheken im Freistaat. In den letzten Jahren ist die Zahl leicht zurückgegangen. Von Januar 2016 bis zum Mai 2017 wurden 13 Apotheken in Sachsen geschlossen, acht davon in größeren Städten und fünf in kleineren Orten. Vor fünf Jahren gab es noch etwa 1 000 öffentliche Apotheken. Dazu kommen etwa 20 Krankenhausapotheken.

Laut Statistischem Landesamt versorgt eine Apotheke in Sachsen im Durchschnitt 4 151 Einwohner. Während das Gutachten vorhersagt, dass vor allem in Städten Apotheken dichtmachen werden, ist die Versorgungssituation nach Ansicht des Deutschen Apothekerverbandes Abda in den ländlichen Gebieten prekär. In den Landkreisen Bautzen, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge teilen sich 100 000 Einwohner 22 Apotheken. Besser sieht die Lage in Nordsachsen, im Erzgebirgskreis und im Kreis Zwickau aus: Hier kommen auf dieselbe Einwohnerzahl 26 und mehr Apotheken.

Probleme mache die Konkurrenz durch den Online-Versandhandel, so Göran Donner. Während in Deutschland für rezeptpflichtige Arzneimittel eine Preisbindung besteht, können Versandhandel aus dem Ausland die medizinischen Artikel günstiger anbieten. Die Apothekerkammer fordert deshalb, den Onlinehandel aus dem Ausland zu verbieten. Auch Personalmangel sei ein Problem: Junge Leute wagten es häufig nicht, sich selbstständig zu machen und eine Apotheke – insbesondere auf dem Land – zu übernehmen.

Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) setzt sich für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung ein. „Das Fremd- und Mehrbesitzverbot ist dafür ein geeignetes Mittel.“ Demnach darf der Betreiber einer Apotheke nur ein Apotheker sein – und kein Großunternehmen oder eine Kapitalgesellschaft. Außerdem darf jeder Apotheker nur eine Hauptapotheke und bis zu drei Filialen eröffnen.