Von Gunnar Saft und Birgit Grimm
Dresden. Der Freistaat Sachsen kann sich auf einen spektakulären Coup in der Kunstszene freuen. Nach Informationen der Sächsischen Zeitung werden die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Kürze ein wichtiges Werk des österreichischen Malers, Grafikers und Schriftstellers Oskar Kokoschka (1886 bis 1980) erwerben. Der millionenteure Ankauf erfolgt mithilfe mehrerer Partner.
Zehn Dinge, die man für 2,7 Millionen auch bekommt
Bei dem Gemälde handelt es sich um das im Jahr 1921 entstandene Kinderbildnis „Gitta Wallerstein“, das bereits seit längerer Zeit als Leihgabe aus deutschem Privatbesitz in der Dauerausstellung der Galerie Neue Meister im Dresdner Albertinum zu sehen ist. Nach noch unbestätigten Angaben liegt der Kaufpreis bei ungefähr 2,7 Millionen Euro. Der Freistaat selbst will sich daran mit einer Million Euro beteiligen. Ein entsprechender Finanzierungsantrag liegt dem sächsischen Landtag zur Entscheidung vor. Den Ankauf sollen zudem die VW-Stiftung sowie die Kulturstiftung der Länder unterstützen.
Kunstankäufe gehören zu den grundlegenden Aufgaben von Museen. In dieser Dimension sind sie allerdings im Freistaat Sachsen bisher selten. 1993 wurde für die Dresdner Skulpturensammlung in den USA die Figur „Kniende“ von Wilhelm Lehmbruck für 1,1 Millionen US-Dollar ersteigert. Der Erwerb des Kokoschka-Gemäldes würde dies noch übertreffen.
Der österreichische Künstler ist einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus. 1916 kam er nach Dresden und wurde 1919 als jüngster Professor an die Kunstakademie berufen. Später flüchtete Kokoschka vor dem Nationalsozialismus ins Ausland. Die Nazis diffamierten den Maler als den „Entartetsten unter den Entarteten“ und zerstörten einen Teil seiner Werke. In Dresden porträtierte Kokoschka auch das jüdische Mädchen Gitta. Die Tochter des Berliner Kunsthändlers Victor Wallerstein wurde Tänzerin. Sie emigrierte 1939 in die USA, wo sie 2008 starb.