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Sachsen erwirbt teures Gemälde

Das Kinderporträt „Gitta Wallerstein“ von Oskar Kokoschka ist ein bedeutender Kunstankauf - und ein sehr seltener dazu. Angeblich ließ sich der Freistaat das Gemälde, das im Dresdner Albertinum zu sehen ist, rund 2,7 Millionen Euro kosten.

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Von Gunnar Saft und Birgit Grimm

Dresden. Der Freistaat Sachsen kann sich auf einen spektakulären Coup in der Kunstszene freuen. Nach Informationen der Sächsischen Zeitung werden die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Kürze ein wichtiges Werk des österreichischen Malers, Grafikers und Schriftstellers Oskar Kokoschka (1886 bis 1980) erwerben. Der millionenteure Ankauf erfolgt mithilfe mehrerer Partner.

Zehn Dinge, die man für 2,7 Millionen auch bekommt

2,7 Millionen Euro soll das Kinderporträt "Gitta Wallerstein" von Oskar Kokoschka kosten -  eine Million schießt vermutlich der Freistaat Sachsen zu. Für die Gesamtsumme hätte man - bei einem Einzelpreis von 1,20 Euro - auch 2.250.000 Stücken Eierschecke bekommen.
2,7 Millionen Euro soll das Kinderporträt "Gitta Wallerstein" von Oskar Kokoschka kosten - eine Million schießt vermutlich der Freistaat Sachsen zu. Für die Gesamtsumme hätte man - bei einem Einzelpreis von 1,20 Euro - auch 2.250.000 Stücken Eierschecke bekommen.
Man könnte sich auch 71.523 Exemplare des ZDF-Zweiteilers "Dresden" bestellen - falls so viele überhaupt auf Lager sind.
Man könnte sich auch 71.523 Exemplare des ZDF-Zweiteilers "Dresden" bestellen - falls so viele überhaupt auf Lager sind.
Für Tee-Fans: 10.843 Sets "Zen Tea Ceremony" aus der Porzellanmanufaktur Meissen wären  für 2,7 Millionen Euro zu haben.
Für Tee-Fans: 10.843 Sets "Zen Tea Ceremony" aus der Porzellanmanufaktur Meissen wären für 2,7 Millionen Euro zu haben.
2,7 Millionen würden uns persönlich auch freuen: Dafür könnten Sie dann mehr als 8.700 Jahre die Sächsische Zeitung lesen - ein Mengenrabatt dürfte auch noch drin sein.
2,7 Millionen würden uns persönlich auch freuen: Dafür könnten Sie dann mehr als 8.700 Jahre die Sächsische Zeitung lesen - ein Mengenrabatt dürfte auch noch drin sein.
Ein Gemälde wickelt sich schlecht um das Handgelenk: Da ist die PanoMativInverse von Glashütte Original schon praktischer. Aber was macht man dann mit den restlichen 224 Uhren?
Ein Gemälde wickelt sich schlecht um das Handgelenk: Da ist die PanoMativInverse von Glashütte Original schon praktischer. Aber was macht man dann mit den restlichen 224 Uhren?
Das Geld würde auch für 38 und einen halben VW Phaeton in der Grundvariante reichen. Vielleicht könnte man den halben ja weglassen und sich etwas Ausstattung gönnen?
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Fast 18 Porsche Cayenne in der Turbo-S-Version wären für 2,7 Millionen zu haben - Mengenrabatt nicht eingerechnet.
Fast 18 Porsche Cayenne in der Turbo-S-Version wären für 2,7 Millionen zu haben - Mengenrabatt nicht eingerechnet.
Die Volleyball-Frauen des Dresdner SC würden sich über das Geld auch freuen. Ihr Saisonetat wäre für mehr als zwei Jahre gesichert.
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Hat auch nicht jeder: Für den Preis des Gemäldes gäbe es eine Straßenbahn vom Typ NGT 8. Und weil selbst dann noch 500.000 Euro übrig bleiben, ist eine besonders schicke Innenaustattung auch noch drin.
Hat auch nicht jeder: Für den Preis des Gemäldes gäbe es eine Straßenbahn vom Typ NGT 8. Und weil selbst dann noch 500.000 Euro übrig bleiben, ist eine besonders schicke Innenaustattung auch noch drin.
Natürlich könnte man auch Gutes für die Allgemeinheit  tun: Die Sanierung des Freibads Cotta kostete 2,5 Millionen und damit 200.000 Euro weniger als das Gemälde. Die bräuchte man jetzt aber für die Beseitigung von Baumängeln.
Natürlich könnte man auch Gutes für die Allgemeinheit tun: Die Sanierung des Freibads Cotta kostete 2,5 Millionen und damit 200.000 Euro weniger als das Gemälde. Die bräuchte man jetzt aber für die Beseitigung von Baumängeln.

Bei dem Gemälde handelt es sich um das im Jahr 1921 entstandene Kinderbildnis „Gitta Wallerstein“, das bereits seit längerer Zeit als Leihgabe aus deutschem Privatbesitz in der Dauerausstellung der Galerie Neue Meister im Dresdner Albertinum zu sehen ist. Nach noch unbestätigten Angaben liegt der Kaufpreis bei ungefähr 2,7 Millionen Euro. Der Freistaat selbst will sich daran mit einer Million Euro beteiligen. Ein entsprechender Finanzierungsantrag liegt dem sächsischen Landtag zur Entscheidung vor. Den Ankauf sollen zudem die VW-Stiftung sowie die Kulturstiftung der Länder unterstützen.

Kunstankäufe gehören zu den grundlegenden Aufgaben von Museen. In dieser Dimension sind sie allerdings im Freistaat Sachsen bisher selten. 1993 wurde für die Dresdner Skulpturensammlung in den USA die Figur „Kniende“ von Wilhelm Lehmbruck für 1,1 Millionen US-Dollar ersteigert. Der Erwerb des Kokoschka-Gemäldes würde dies noch übertreffen.

Der österreichische Künstler ist einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus. 1916 kam er nach Dresden und wurde 1919 als jüngster Professor an die Kunstakademie berufen. Später flüchtete Kokoschka vor dem Nationalsozialismus ins Ausland. Die Nazis diffamierten den Maler als den „Entartetsten unter den Entarteten“ und zerstörten einen Teil seiner Werke. In Dresden porträtierte Kokoschka auch das jüdische Mädchen Gitta. Die Tochter des Berliner Kunsthändlers Victor Wallerstein wurde Tänzerin. Sie emigrierte 1939 in die USA, wo sie 2008 starb.