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Sachsen fehlen Tausende Azubis

Vor allem in Einzelhandel und Verkauf gibt es noch freie Stellen. Doch viele der Bewerber passen nicht.

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Von Andrea Schawe

Dresden. Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind in Sachsen noch mehr als 5 800 Stellen unbesetzt. Gleichzeitig suchten im August noch 3 300 junge Männer und Frauen einen Ausbildungsplatz, teilt die Bundesagentur für Arbeit mit. Sachsenweit gibt es damit etwa 2  500 freie Stellen mehr als noch suchende Bewerber.

Rechnerisch gebe es in keiner Region noch genügend junge Menschen, die eine Lehre oder Ausbildung machen wollen, teilt die Arbeitsagentur mit. Besonders in den Landkreisen Bautzen, Meißen, Vogtland und dem Erzgebirgskreis bleiben Hunderte Stellen unbesetzt. Azubimangel herrscht unter anderem in den Berufen Fachverkäufer in der Fleischerei und Fleischer, Elektroniker, Mechaniker für Sanitär- und Heizungstechnik, Fachkraft für Postdienstleistungen, Zerspanungs- und Werkzeugmechaniker. Hier gibt es nach Angaben der Arbeitsagentur sachsenweit mehr als fünf freie Stellen pro Bewerber.

Dabei stimmen die Wunschberufe mit den freien Lehrstellen auf dem Papier überein. Auf Platz eins und zwei stehen Verkäufer und Einzelhandelskaufmann. Mehr als 484 dieser Stellen sind noch frei. Gleichzeitig wollen 583 Bewerber diese beiden Berufe lernen. Danach folgen unter anderem Kaufmann im Büromanagement, Kfz-Mechaniker, Fachlagerist und Mechatroniker.

„Es gibt mehrere Gründe, warum Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt nicht zusammenpassen“, sagt Arbeitsagentur-Sprecher Frank Vollgold. Viele Bewerber seien nicht mobil. Wenn ein Jugendlicher in Dresden lebt, die Ausbildungsstelle aber in Plauen ist, wird das problematisch. Dazu kommt, dass das Anforderungsprofil der Betriebe oft nicht zu Schulleistungen der Jugendlichen passt.

„Wer noch keinen Ausbildungsvertrag sicher hat, sollte sich schnell bei seinem Berufsberater melden und seine Ausbildung klarmachen“, sagt Klaus-Peter Hansen, Chef der Landesarbeitsagentur Sachsen. „Die Berufsberater kennen den regionalen Arbeitsmarkt und wissen, wo freie Lehrstellen zu finden sind und stellen auch den Kontakt zu Betrieben her.“ In Berufen, in denen Bewerber fehlen, gebe es kurzfristig gute Chancen. Eine Ausbildung habe aber auch „ein Preisschild“. Bewerber seien gefordert, Belastbarkeit, Höflichkeit, Teamfähigkeit, Lernbereitschaft, Fleiß, Pünktlichkeit seien besonders entscheidend.

Auch Arbeitgeber müssten sich umstellen, fordert der DGB. Laut dem aktuellen Ausbildungsreport des Gewerkschaftsbundes waren noch nie so viele Lehrlinge unzufrieden. Sie klagen über Arbeitszeit und Vergütung, vor allem in kleinen Betreiben und im Handwerk. Ebenfalls in der Kritik: zu lange und teure Fahrten zu den Berufsschulen.