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Sachsen geizen beim Grab für Bello

Für viele Tierfreunde ist es eine grauenhafte Vorstellung, dass ihr Liebling nach seinem Tod in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt gebracht und zu Tiermehl oder Schmierfett verarbeitet wird. Der Weg führt daher oft auch zum Tierbestatter.

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© dpa

Leipzig. Verabschiedungsräume, gepflegte Grabstellen auf Friedhöfen, die Möglichkeit zur Erd- oder Feuerbestattung: Was für Menschen als Selbstverständlichkeit gilt, wird für Tiere erst seit wenigen Jahren angeboten. „Niemand muss heute mehr befürchten, mitleidig belächelt oder als Spinner abgestempelt zu werden, wenn er sein verstorbenes Heimtier beweint“, weiß Maik Willner, Inhaber des Tierfriedhofs Birkengrund in Theuma. „Und es sind längst nicht nur einsame Rentner, die die Gräber ihrer kleinen Freunde mit viel Liebe und Hingabe pflegen.“

Allerdings wird für die Bestattung von Haustieren in Sachsen offenbar immer weniger Geld ausgegeben, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. So hieß es etwa beim Tierfriedhof in Dresden-Stetzsch, dass die Zahl der Tierbestattungen in den letzten Jahren nachgelassen habe. Die Leute hätten einfach weniger Geld. Wenn jedoch eine Bestattung in Auftrag gegeben werde, betrieben die Tierhalter auch größeren Aufwand. So habe es bei Tierbestattungen schon große Trauergemeinden von bis zu 24 Teilnehmern gegeben.

Auch der Inhaber der Muldentaler Kleintierbestattungen berichtete, dass Geld immer häufiger eine Rolle spiele, ob das Tier nach der Einäscherung in einer Urne mit nach Hause genommen oder eine Grabstelle auf Deutschlands erstem Tierhain gewählt werde. Diesen hatte Tim Latotzke schon 2004 am Thümlitzsee nahe Grimma eingerichtet.

Wie auch in Friedwäldern für Menschen - der erste in Sachsen eröffnete erst im Juni - wird im Tierhain die Asche im Bereich der Wurzel eines vom Tierbesitzer gewählten Baumes im Buchenhain eingebracht. „Eine Einfriedung gibt es nicht, auch keinen Grabstein oder Gedenktafel. Lediglich eine kleine Plakette mit Name, Geburts- und Sterbedatum am Baumstamm weist auf das verstorbene Tier hin“, beschreibt Latotzke das Prinzip.

Ob auf dem Tierfriedhof Chemnitz, dem Leipziger Tierfriedhof Sonnengarten oder Lieblings-Ruh in Reinberg: Auf den etwa 20 Tierfriedhöfen in Sachsen stehen zum Teil aufwendig gestaltete Grabsteine, sind individuell geschmückte Grabstätten zu sehen. Und für die Hinterbliebenen gibt es vielfältigen Service, die von Särgen über Urnen bis hin zur Sterbevorsorge reichen.

Das hat seinen Preis. So werden zum Beispiel in Chemnitz für eine Erdbestattung je nach Gewicht des Tieres zwischen 76 und 316 Euro berechnet. Die Pacht für eine Grabstelle kostet bis zu 35 Euro im Jahr, wobei die Mindestliegezeit fünf Jahre beträgt. Falls eine Grabpflege in Auftrag gegeben wird, kostet das im Jahr zusätzlich 145 Euro.

Laut „Heimtierstudie 2014“ der Universität Göttingen gibt es in Deutschland mehr als 300 Tierbestatter und etwa 150 bis 180 Tierfriedhöfe. Die Zahl der Tierkrematorien ist demnach von zwei im Jahre 2000 auf inzwischen 22 gestiegen. Der Studie zufolge macht die Branche einen Umsatz von etwa 40 Millionen Euro. (dpa)