Merken

Sachsen gibt Gebeine an Hawaii zurück

Die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen sind das erste Museum in Deutschland, das menschliche Überreste rehumanisiert und an Hawaii zurückgibt.

Teilen
Folgen
© ronaldbonss.com

Dresden. Selten ist eine Vertragsunterzeichnung ein so emotionaler Moment wie am Montagnachmittag im Japanischen Palais. Sachsen und Hawaii besiegelten die Rückgabe menschlicher Gebeine aus dem anthropologischen Bestand der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen (SES) mit einer Zeremonie.

Nach Dresden gereist war mit hochrangigen Vertretern der Inselkette im Pazifik auch Kauila Keali’ikanaka‘oleohailiaui, der Urenkel eines von vier Verstorbenen, deren Gebeine in Dresden als Forschungsobjekte inventarisiert worden waren. Nach mehr als 100 Jahren treten die Verstorbenen nun endlich die Heimreise an. Zwischen 1896 und 1902 waren die Gebeine aus ihren Bestattungshöhlen geraubt und an das Dresdner Museum für Völkerkunde sowie an dessen Mäzen Arthur Baessler verkauft worden.

1991 hatte die Familie von Kauila Keali’ikanaka‘oleohailiaui einen Antrag auf Rückführung ihres Angehörigen gestellt. In aller Form und sehr ergriffen bat Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange (SPD), um Entschuldigung dafür, dass die Restitution so lange gedauert hatte. Die SES sind das erste Museum in Deutschland, das menschliche Überreste rehumanisiert und an Hawaii zurückgibt.

Die hawaiianische Delegation lobte den Freistaat und wertete die Restitution als einen großen Schritt in Richtung Zukunft. Auch künftig wollen die SES ihre Bestände kritisch unter die Lupe nehmen. Die Rückgabe menschlicher Gebeine aus Sachsen fordern auch Namibia, Australien und Neuseeland. (SZ/bg)