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Umbau des Bistums Dresden-Meißen läuft

Gab es 2017 noch 97 Pfarrereien, sollen es künftig nur noch 36 sein. Die Kirche reagiert damit auf sehr weltliche Gründe.

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Bischof Heinrich Timmerevers in Kamenz.
Bischof Heinrich Timmerevers in Kamenz. © René Plaul

Dresden. Das Bistum Dresden-Meissen hat nach drei Jahren den Großteil seiner Strukturreform vollzogen. «Es wird im September noch eine Pfarrei in Zwickau neugegründet, dann ist nur noch der sorbische Raum offen, darüber ist bisher nicht entschieden», sagte der katholische Bischof Heinrich Timmerevers der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Abgesehen davon sei die Umstrukturierung Ende September abgeschlossen.

"Im Herbst werden Pfarrgemeinderäte neu gewählt und die bisherigen Kirchenräte durch -vorstände ersetzt", sagte der Bischof. Sie hätten eine viel größere Verantwortung auch für den Haushalt und das Vermögen der Pfarrei. "Das ist eine neue Kultur: Der Pfarrer kann künftig nicht mehr allein entscheiden, sondern nur mit Beschluss des Kirchenvorstandes."

Wegen Corona ausgefallene Feiern zu Neugründungen werden im Herbst nachgeholt. Das sei wichtig für das Zusammenwachsen der neuen Gemeinschaften und die Bewusstseinsbildung, sagt der Bischof unter Verweis darauf, dass das "sehr einschneidende Veränderungen auch für die Pfarreien" seien. "Vertrautheit aufzugeben für nicht so ganz klares Neues, löst ja auch Ängste aus." Im Ringen darum gebe es Fragen, Probleme, Widerstände und Konflikte. «Aber ich spüre auch ein gemeinsames intensives Bemühen, das zu lösen.»

In der sorbischen Lausitz mit sieben Pfarreien und rund 13 000 Katholiken bleibt vorerst alles beim Alten. "Das ist eine ganz andere Situation", erklärte Timmerevers. "Die Region hat eine stark christliche, katholische Prägung, und das Sozialgefüge ist sehr stark vom Glauben geprägt." Da müsse noch deutlicher nach dem Auftrag von Kirche in der Zukunft gefragt werden. Die pastoralen Voraussetzungen seien nicht vergleichbar mit dem Vogtland oder Ostthüringen, und auch die sorbische Identität spiele eine Rolle. "Da muss man einen anderen Weg suchen."

Die neue Struktur muss laut Timmerevers die nächsten 20 Jahre tragen. "Solche Einschnitte mit dem verwaltungsmäßigen Aufwand kann man nur einmal in einem bestimmten Zeitraum stemmen, das kostet und bindet ganz viel Kraft", sagte er. «Ich hoffe, dass wir jetzt Ruhe haben und zur eigentlichen Aufgabe von Kirche zurückkehren können: eine frohe Botschaft zu verkünden." Die Kirche müsse sich fragen, was ihr Auftrag in der Gesellschaft sei. "Wenn man sich nur mit Struktur beschäftigt, hat man keine Kapazitäten und auch das Herz nicht frei für diese auch nicht ganz einfachen Aufgaben."

Durch Fusion soll sich die Gesamtzahl der Pfarreien von 97 im Jahr 2017 auf künftig 36 verringern - ohne Not und auf freiwilliger Basis. Nur vier bleiben dabei unverändert. Bisher gab es 25 Neugründungen, sieben stehen noch aus. Unterdessen sinkt die Zahl der Katholiken weiter und ging 2019 um 1.354 auf 140.363 zurück.

Vor allem in strukturschwachen Regionen fehlen die Jugend und junge Familien. "Das hat mit den Fragen des Glaubens primär nichts zu tun", sagte der Bischof. Aber es gebe deutlich erkennbar ein Stadt-Land-Gefälle - aber auch sehr viele Gemeinden mit einem aktiven Gemeindeleben.

"Und wir sehen auch, dass Menschen sich vom kirchlichen Leben verabschieden, aus ganz unterschiedlichen Gründen: eine Grundfrage ist, was mir der Glaube gibt, seine Relevanz und Alltagstauglichkeit oder auch das Ärgernis darüber, was nicht gelingt", sagte Timmerevers. Auf der anderen Seite gebe es Interesse am und Offenheit gegenüber dem Glauben. Menschen suchten eine Perspektive für ihr Leben. "Das führt nicht unbedingt sofort zu Taufe oder Kircheneintritt, das dauert." (dpa)