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Streit um die A4 geht weiter

Sachsens Verkehrsministerium übt sich in Kosmetik, um genervte Anwohner zu beruhigen. Ein Bundestagsabgeordneter offenbart Wissenslücken.

Von Peter Anderson
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Ein Hingucker in der Landschaft, aber aufwendig im Unterhalt. An der Triebischtalbrücke über dem Tanneberger Loch sind aufwendige Arbeiten nötig. Über das Wie und die Folgen wird heftig diskutiert.
Ein Hingucker in der Landschaft, aber aufwendig im Unterhalt. An der Triebischtalbrücke über dem Tanneberger Loch sind aufwendige Arbeiten nötig. Über das Wie und die Folgen wird heftig diskutiert. © Bundesautobahn GmbH

Meißen. Mehr Verkehrssicherheit auf der S36: Jetzt gilt nach Angaben des sächsischen Verkehrsministeriums Tag und Nacht in der Ortslage Tanneberg ein Tempo von 30 Kilometern pro Stunde als maximale Höchstgeschwindigkeit.

Wie die Behörde weiter mitteilt, habe sich das Verkehrsaufkommen auf der Strecke im Zuge der Bauarbeiten auf der A4 stetig erhöht. Land und Kreis hätten jetzt auf die Kritik und Forderungen der Anwohner reagiert. Damit werde insbesondere tagsüber die Schulwegsicherheit gewährleistet.

Beifall für diese erste Maßnahme gab es unter anderem von Facebook-Nutzerin Hannelore Schneider in der Gruppe Klipphausen. Sie schreibt: "Hauptsache, es wird die erste Zeit auch kontrolliert. Denn aus Routine wird ja leider weiter so gefahren." Die Tanneberger und andere Einwohner von Ortschaften entlang der A4 hatten in den vergangenen Wochen auf verschiedenste Weise dagegen protestiert, wie der Ausweichverkehr von der Autobahn ihre Lebensqualität schmälert.

"Es sollte durchgearbeitet werden"

Das Thema ist unterdessen bei der Bundespolitik angekommen. Der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst äußert: „Die Autobahn 4 westlich von Dresden wird immer häufiger zur katastrophalen Staufalle mit gefährlichen Unfällen und immensen Staulängen. Zur ohnehin hohen Verkehrsbelastung kommen die derzeitigen Baustellen hinzu."

Es sei vor diesem Hintergrund vollkommen unverständlich, dass an den Brückeninstandsetzungen im Triebischtal nicht auch am Wochenende gearbeitet werde. Gerade auf einer stark befahrenen Strecke wie der A4 könnten durch eine beschleunigte Fertigstellung Unfälle und Staus sowie Lkw-Umwegverkehre durch kleine Ortschaften vermieden werden.

Neben eigentlich vermeidbaren menschlichen Schäden überwiegt nach Ansicht des Liberalen der gesamtwirtschaftliche Schaden durch Megastaus die zusätzlichen Baukosten einer Baustelle am Wochenende bei weitem. Die zuständige Autobahn GmbH des Bundes sollte nun schnell handeln und anerkennen, dass die aktuelle Betriebsform für die Baustelle im Triebischtal angepasst werden muss.

Gerade in den Sommermonaten könnten unter vollständiger Ausnutzung des Tageslichts auch am Wochenende erhebliche Baufortschritte erzielt werden. Zudem könnte durch den Einsatz dynamischer Geschwindigkeitsbegrenzungen in Abhängigkeit von der aktuellen Verkehrsdichte die Unfallgefahr gesenkt werden.

Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) sei hier ebenfalls gefordert, zeitnah Gespräche mit der Autobahn GmbH aufzunehmen und eine Lösung herbeizuführen.

FDP-Abgeordneter wird populistisch

Das FDP-Bundestagsmitglied hat sein Schreiben offenbar ohne genaue Kenntnis der Bauvorgänge verfasst. Die Bundesautobahn GmbH übernahm die Baustelle erst Anfang des Jahres vom Freistaat Sachsen.

Zentral ist der Einbau neuer Übergangskonstruktionen, welche die klimatisch bedingten Ausdehnungsdifferenzen der riesigen Brücken ausgleichen. Die massiven Metallteile werden in Europa nur noch von zwei Herstellern produziert. Um sie einsetzen zu können, sind komplexe Vorarbeiten nötig.

So kamen Hochdruckstrahl-Roboter zum Einsatz, um den alten Beton zu entfernen. Die hierfür nötigen Spezialisten sind nicht sieben Tage die Woche für 24 Stunden verfügbar, sondern haben nur wenige Valenzen. Zudem machen bautechnologische Vorgaben etwa zum Aushärten Ruhezeiten nötig.

Gleichzeitig ist die Bundesautobahngesellschaft intensiv darum bemüht, parallel zum Wechseln der Übergangskonstruktionen weitere Arbeiten an der Strecke vorzunehmen, um spätere Sperrungen und Einschränkungen zu vermeiden. Die GmbH nutzt die Vollsperrungen, um bei dieser Gelegenheit weitere Aufgaben in einem Abwasch zu erledigen. Die Fugen zwischen den Betonplatten werden neu verfüllt, die Beschilderung auf einen aktuellen Stand gebracht, beschädigte Borde, Wildzäune und Bankette repariert.

Auch die eingeschränkte Verkehrsführung auf vier Spuren hat im Bereich der Triebischtalbrücke einen nachvollziehbaren Grund. Bereits im vergangenen Jahr hatte die nördliche Teilbrücke neue Stahlpuffer erhalten. Damals wurde die Übergangskonstruktion in zwei Teilen eingebaut und anschließend aufwendig verschweißt.

Der Vorteil: Auch über die Nordbahn konnte Verkehr geleitet werden, wenn auch auf schmalem Raum. Insgesamt sechs stark verengte Spuren blieben so erhalten. Die Nachteile: Die Beengtheit führte zu zahlreichen Unfällen. Gleichzeitig verlängerte der anspruchsvolle und aufwendige Schweißprozess ganz erheblich die Bauzeit.

Diesmal läuft es anders. Vier vergleichsweise breite Spuren führen über die Nordteilbrücke. Ihre südliche Schwester bleibt dafür komplett frei vom Verkehr. Die Übergangskonstruktionen können so ohne das zeitraubende Schweißverfahren deutlich schneller eingesetzt werden. Geplant ist, alle Arbeiten bis Ende August abgeschlossen zu haben.