Fast täglich kommt es zu Staus in der Wilsdruffer Innenstadt, weil Autos und Lkws die baustellenbedingten Staus auf der nahen A4 umfahren wollen. "Es ist schlicht und ergreifend der tägliche Normalzustand", so Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Und das sei bei einem Verkehrsaufkommen von 100.000 Fahrzeuge je 24 Stunden auf der A4 nicht verwunderlich. Um die Anwohner vor der Blechkarawane zu schützen, fordert er seit Längerem, die S36 für den Lkw-Transitverkehr zu sperren.
Und das ist nun geschehen, wie Rother am Montagnachmittag informiert. Demnach hat das Landratsamt Pirna eine verkehrsrechtliche Anordnung erlassen. Diese sieht vor, dass die S36 zwischen Wilsdruff und Nossen für den Lkw-Transitverkehr gesperrt wird. Der Lieferverkehr hat dagegen freie Fahrt. Zudem wird ein Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunden in den Ortslagen Limbach und Wilsdruff eingeführt. Diese Regelungen für die S36 gelten Rother zufolge ab Mittwoch, 7. Juni, 0 Uhr.
In den vergangenen Tagen hatten Rother und seine Verwaltung gekämpft, diese Regelungen durchzusetzen - denn die Stadt hat in Bezug auf die Staatsstraße keine Handhabe. Um die Verantwortlichen für den Zustand zu sensibilisieren, veröffentlichte der Bürgermeister zuletzt zwei E-Mails von Betroffenen.
Mobile Pfleger an den Grenzen des Ertragbaren
So teilten ihm die Inhaber des Ambulanten Pflegedienstes der Pritzke & Donath GmbH mit, dass "die Zustände auf den Straßen in und um Wilsdruff" für diese nicht mehr hinnehmbar und existenzbedrohend sind. "Wir hatten bisher viel Geduld und haben nach Möglichkeiten gesucht, uns mit der angespannten Verkehrslage zu arrangieren. Aber langsam stoßen wir und unsere Mitarbeiter an die Grenzen des Ertragbaren", schreiben Madeleine Genesener und Susann Grellmann.
Ihre Mitarbeiter müssten mehrmals täglich zur Betreuung von etwa 200 Patienten Wilsdruff und das Umland durchqueren. Im Normalfall dauere das nur einige Minuten, die jetzigen Zustände bedeuten pro Tag und Mitarbeiter jedoch ein bis zwei Stunden Mehraufwand. "Die Patienten müssen oft sehr lange warten und sind verärgert", schreiben die Unternehmerinnen. Ihre Mitarbeiter seien frustriert. Und sie selbst bleiben auf den Zusatzkosten sitzen - und das, nachdem man gerade die Corona-Pandemie überstanden habe.
Madeleine Genesener und Susann Grellmann baten den Rathauschef, den Unmut publik zu machen und die Verantwortlichen darüber zu informieren.
Unkalkulierbare Zeitpuffer für den Arbeitsweg
Doch nicht nur der Pflegedienst hat seine Schwierigkeiten, auch die Oberschule Wilsdruff ist betroffen. Schulleiter Christian Stange erklärte, dass viele seiner Kollegen in Dresden wohnen und durch die Staus zum Teil zu spät zur Arbeit kommen oder "einen unkalkulierbaren Zeitpuffer für den Weg einplanen" müssen. Zudem kommen die meisten Schüler mit Bussen zur Schule. Doch auch die Busse stehen oft im Stau und können die Fahrzeiten nicht einhalten. Vor allem für die Schüler, die auf Linien mit geringerer Taktung angewiesen sind, wird das zum Problem, so der Schulleiter.
Stange verweist auch auf die besondere Situation der Schüler, die gegenwärtig mit den Abschlussprüfungen beschäftigt sind. Diese wurden belehrt, pünktlich zu den Terminen zu erscheinen. Aufgrund der Verkehrslage sei das nur schwerlich möglich, so der Schulleiter.
Nun haben die Verantwortlichen bei den Straßenbehörden reagiert. Damit dürfte es zu einer Entspannung auf der S36 kommen. "Ich hoffe sehr, alle Verkehrsteilnehmer halten sich daran", sagt Rother. Der Rathauschef bedankte sich bei allen Beteiligten für diese - wenn auch späte - Lösung. Diese gab es auch im Sommer 2021, als auch auf der A4 gebaut wurde. "Auch damals hat man sich lang gewunden und uns hingehalten", so Rother. Letztlich gab es das Lkw-Abfahrverbot in Verbindung mit einem Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde. Das habe für Entlastung gesorgt. Deshalb fragt sich Rother, warum man dieses Mal so lange hingehalten wurde.