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Sachsens Bauern sorgen sich um Tier-Futter im Winter

Braun und staubig boten sich im Sommer vielerorts die Wiesen dar. In vielen Regionen konnten Sachsens Bauern deswegen nur wenig Grünfutter einfahren. Wie bringen sie nun ihre Tiere durch den Winter?

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Frank Wendorff, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Rodau, zeigt mit Stroh angereicherte Grassilage. Diese Mischung wird derzeit an einen Teil der 250 Milchkühe verfüttert.
Frank Wendorff, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Rodau, zeigt mit Stroh angereicherte Grassilage. Diese Mischung wird derzeit an einen Teil der 250 Milchkühe verfüttert. © Kristin Schmidt/dpa

Rosenbach. Der Regen der vergangenen Wochen hat den Wiesen wieder zu sattem Grün verholfen, die lange Dürre scheint für viele vergessen. Nicht so bei Sachsens Bauern. Ihnen hat die lange Trockenheit tiefe Löcher in den Futtervorrat für den Winter gerissen. So wie bei Frank Wendorff im Vogtland. Der Chef der Agrargenossenschaft Rodau führt zu seinen Silos neben dem Stall mit 270 Milchkühen. Eigentlich müssten die jetzt prall gefüllt sein.

Doch statt einen hohen Berg, bildet das silierte Gras unter der Folie nur sanfte Hügel wie in der Landschaft ringsumher. Die Folge: Um durch den Winter zu kommen, muss er seinen Tierbestand verringern, dadurch auch die Biogasanlage drosseln. Und Wendorff ist nicht alleine - viele Bauern haben zu kämpfen.

850 Hektar bewirtschaftet sein Betrieb, davon 250 Hektar Grünland, erzählt Wendorff. Das Gras brauche er als Futter für seine Kühe und die Aufzucht der Kälber. Viermal im Jahr fahren seine Mitarbeiter raus, um die Wiesen zu mähen. "Der erste Schnitt war leicht unter dem Durchschnitt, der zweite brachte nur noch ein Drittel so viel ein wie sonst und der dritte war ein Totalausfall", resümiert der 59-Jährige das Jahr. Rund 5.500 Tonnen Grünfutter ernte sein Betrieb normalerweise, in diesem Jahr werde es nur etwa die Hälfte sein.

"Eines der trockensten Jahre, die wir je erlebt haben."

Wendorff und seine 22 Mitarbeiter sind mit dem Problem nicht allein. Von enormen Einbußen beim Grünland berichtet Landesbauernpräsident Thomas Krawczyk. Und das in fast allen Regionen Sachsens. "Die Futtersituation der Betriebe ist sehr angespannt", sagt er. Ganz besonders betroffen sei das Vogtland. Teils hätten die Bauern jetzt schon Vorräte anbrechen müssen, die für die Wintermonate bestimmt waren. "Es ist eines der trockensten Jahre, die wir je erlebt haben."

Rund 190.000 Hektar Dauergrünland bewirtschaften Sachsens Bauern, wie aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Das ist etwa so viel wie die Anbaufläche von Weizen als wichtigster Getreideart im Freistaat. Die Landwirte hofften, dass zumindest der je nach Region demnächst anstehende vierte Schnitt noch etwas Entlastung bringe, sagt Krawczyk. Doch ist jetzt im Herbst geerntetes Grünfutter nicht mehr so energiereich wie in früheren Monaten und damit weniger wertvoll als Futter.

Und Grünfutter ist im Trog unverzichtbar. Wiederkäuer wie Rinder und Schafe sind auf solche Rationen angewiesen, die nicht durch Getreide ersetzt werden können. So musste Wendorff angesichts der Knappheit die Reißleine ziehen. Eigentlich mästet sein Betrieb die männlichen Kälber. Die Bullen habe er nun verkauft, etwa 200 Tiere, um Futter zu sparen, erzählt er. Im Kälberstall tummeln sich deswegen derzeit weit weniger Tiere als sonst, etliche Boxen für die ganz kleinen Kälbchen sind verwaist.

Futter muss gestreckt werden

"Priorität haben für uns die Kühe", betont der Vogtland-Bauer. Denn die seien nicht so schnell zu ersetzen, zudem ist der Milchpreis für Bauern derzeit ordentlich. Doch auch die Ration der Milchkühe ist kärglicher geworden. Wendorffs Stallchefin Silvana Hoy nimmt eine Handvoll Futter aus dem Trog und lässt es durch die Finger rinnen. Deutlich zu sehen sind Strohhäcksel darin. "Wir strecken das Futter mit Stroh", erzählt sie. So würden die Kühe auch mit weniger Silage satt. Allerdings sinke dabei auch die Milchleistung.

Das Futter für seine Kühe muss Frank Wendorff strecken.
Das Futter für seine Kühe muss Frank Wendorff strecken. © Kristin Schmidt/dpa

Die Futterknappheit zieht aber noch weitere Kreise. Nicht nur, dass Bauern wie Wendorff weniger Tiere halten. Sie produzieren auch weniger Strom in ihren Biogasanlagen. "Mir fehlt die Gülle von den Tieren, die ich verkauft habe", sagt er. "Unsere Biogasanlage fährt nicht mehr bei 100 Prozent." Und Mais oder Grünschnitt werde fürs Futter der Tiere gebraucht statt für die Produktion von Biogas.

Noch steht der vierte Schnitt der Wiesen aus und auch der Mais steht in Rodau noch auf den Feldern. Wendorff blickt zum Himmel, der sich an diesem Tag wolkenverhangen zeigt. Für die Aussaat sei der Regen sehr gut gewesen, konstatiert der Landwirt. "Für den Rest kommen diese Niederschläge zu spät."

Der Mais etwa lege um diese Jahreszeit nicht mehr viel Pflanzenmasse zu, stecke die Energie nur noch in die Kolben. Immerhin werde die Maisernte noch etwas Futter für die Kühe liefern. Mit dem, was dann im Silo ist, müssen Wendorff und seine Mitarbeiter über den Winter kommen - bis etwa Juni nächsten Jahres. "Mehr haben wir nicht", konstatiert der 59-Jährige: "Es wird knapp." (dpa)