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Relativ ruhige Silvesternacht in Sachsen

Nicht jeder hielt sich an Lockdown-Regeln und örtliche Böllerverbote - mit Folgen. In Leipzig brannten Bundeswehrfahrzeuge.

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Der Vergleich: Das Feuerwerk in Dresden in den ersten Minuten des neuen Jahres am 01.01.2020 (oben) und den Beginn des neuen Jahres am 01.01.2021 (unten) vor der barocken Stadtsilhouette.
Der Vergleich: Das Feuerwerk in Dresden in den ersten Minuten des neuen Jahres am 01.01.2020 (oben) und den Beginn des neuen Jahres am 01.01.2021 (unten) vor der barocken Stadtsilhouette. © Sebastian Kahnert/dpa

Leipzig/Dresden. Silvester 2020 war anders als sonst in Sachsen. Weniger Menschen seien unterwegs gewesen und die Knallerei um Mitternacht reduziert, fasste es ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium am Neujahrstag zusammen. "Es war relativ ruhig gemessen an anderen Jahren." Örtliche Böllerverbote wurden allerdings von einigen Menschen missachtet und es wurde randaliert. Während es im Leipziger Stadtteil Connewitz wider Erwarten ruhig blieb, gab es einen wohl gezielten Brandanschlag auf mehrere Bundeswehrfahrzeuge auf dem Gelände eines Autohändlers in der Stadt.

Die abgebrannten Geländewagen der Bundeswehr auf dem Gelände eines Autohandels in Leipzig. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.
Die abgebrannten Geländewagen der Bundeswehr auf dem Gelände eines Autohandels in Leipzig. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. © Sebastian Willnow/dpa

Ein Bekennerschreiben verweist auf eine mögliche politische Motivation, wie das Landeskriminalamt (LKA) am Freitag mitteilte. Nach Angaben eines Sprechers ist es auf der Internet-Plattform "de.Indymedia" veröffentlicht worden, die das Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall im Bereich Linksextremismus einstuft. Die "Task Force Gewalt" des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums (PTAZ) ermittelt wegen Brandstiftung und setzt zur Aufklärung auf die Mithilfe der Bevölkerung.

Laut LKA wurden elf Geländewagen und ein Anhänger angezündet, die zur Instandsetzung vorgesehen waren. Wie das Feuer gelegt wurde, ist noch unklar. Sieben Fahrzeuge wurden zerstört. Zur Höhe des Sachschadens seien derzeit noch keine konkreten Angaben möglich, hieß es.

Polizisten und ein Rettungssanitäter stehen an einer Kreuzung in Leipzig. Die Stadt Leipzig hatte für die Silvesternacht Versammlungen verboten und in drei Zonen - darunter am Connewitzer Kreuz - ein Böllerverbot erlassen.
Polizisten und ein Rettungssanitäter stehen an einer Kreuzung in Leipzig. Die Stadt Leipzig hatte für die Silvesternacht Versammlungen verboten und in drei Zonen - darunter am Connewitzer Kreuz - ein Böllerverbot erlassen. © Sebastian Willnow/dpa

Abgesehen davon blieb es in der Stadt weitgehend ruhig. Die Polizei war vor allem im als linksalternativ geltenden Viertel Connewitz unterwegs, wo es vor einem Jahr Ausschreitungen gegeben hatte. Diesmal waren am Connewitzer Kreuz - einer von drei Böllerverbots-Zonen - nur wenige Menschen auf der Straße. Die Polizei war vorwiegend mit Verstößen gegen Corona-Regeln sowie Sachbeschädigungen und Beleidigungen beschäftigt.

Dabei drangen Unbekannte auch gewaltsam in einen Supermarkt in Leipzig-Paunsdorf ein, zündeten Feuerwerkskörper und flüchteten mit Tabakwaren und Getränken. Kurz darauf zerstörte ein pyrotechnischer Gegenstand an einer Straßenbahnhaltestelle das Glas eines Wartebereichs. Die Kriminalpolizei geht von einem Zusammenhang der Vorfälle aus.

Deutlich weniger Silvester-Knallerei in Dresden

In der Landeshauptstadt Dresden registrierte die Behörde indes nur wenige Brände durch Pyrotechnik und gut zwei Dutzend Verstöße gegen Corona-Regeln. In der City waren kaum Menschen unterwegs, es gab "keine dauerhaften Personenansammlungen" und auch außerhalb des Stadtzentrums und in den Landkreisen gab es deutlich weniger Knallerei als sonst, so das Fazit am Freitag. Dabei galt zumindest für das Stadtgebiet ein Böllerverbot. Bei der Polizei gingen viele Beschwerden deswegen ein, auch im Umland. "Da gab es viele Missverständnisse", sagte ein Sprecher. Beamte schritten vorwiegend bei Sachbeschädigungen, Körperverletzung, Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung sowie wegen illegaler Pyrotechnik ein.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) dankte für "einen guten Start ins neue Jahr" und lobte das verantwortungsvolle Verhalten der "großen Mehrheit" der Bürger. Das zeige, dass die Akzeptanz der geltenden Corona-Maßnahmen hoch sei. "Das sollte uns Hoffnung für die kommenden Wochen geben, dass es gelingt, die Infektionszahlen wieder deutlich zu reduzieren."

Deutlich weniger Feuerwerk explodiert in der Silvesternacht über der Dresdner Innenstadt. Die Stadt hatte ein Böllerverbot erlassen - an das sich offensichtlich einige nicht hielten.
Deutlich weniger Feuerwerk explodiert in der Silvesternacht über der Dresdner Innenstadt. Die Stadt hatte ein Böllerverbot erlassen - an das sich offensichtlich einige nicht hielten. © Thomas Kretschel

In Görlitz gingen durch Böller mehrere Schaufensterscheiben im Zentrum zu Bruch, der Schaden wird mit insgesamt mindestens 75.000 Euro beziffert. Auf der Friedensbrücke wurden Polizisten aus einer Menge von rund 100 Menschen heraus mit Pyrotechnik beworfen. Zwei Männer reagierten mit Faustschlägen, als sie zur Rede gestellt wurden. Drei Beamte wurden verletzt, einer davon musste den Dienst beenden. Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) verurteilte "die Lust an der Zerstörung und die absolute Verantwortungslosigkeit" und kündigte an, zusätzliche Möglichkeiten der Videoüberwachung gerade an Geschäften zu prüfen.

Auch die Stadt Chemnitz hatte ein Böllerverbot erlassen. Der Jahreswechsel sei ruhiger als im Vorjahr abgelaufen, teilte die Polizei am Freitag mit. Meist wurden Ruhestörungen gemeldet, die Bilanz weist zudem einige Fälle von Sachbeschädigung, Körperverletzung sowie über 50 Verstöße gegen Corona-Regeln auf. In Sachsen dürfen sich derzeit nur höchstens fünf Menschen aus zwei Hausständen treffen.

Im Vogtlandkreis und im Landkreis Zwickau lag die Gesamtzahl der Einsätze etwa auf Vorjahresniveau. Es wurden weniger Brände und Körperverletzungen angezeigt, dafür mehr Ruhestörungen im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten, wie die Polizei Neujahr mitteilte. In Oelsnitz bewarfen sich Feiernde - ohne Mundschutz und Abstand - mit Böllern und in Kirchberg gab es eine Schlägerei mit 30 Beteiligten. Auch andernorts im Freistaat wurden Partys aufgelöst.

Zeugen, die Hinweise im Zusammenhang mit dem Brand in Leipzig geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei, Dimitroffstraße 1 in 04107 Leipzig, Tel. (0341) 966 4 6666 oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.