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Trauer um die „Bildungstante der SZ“

Über viele Jahre hat Carola Lauterbach die sächsische Bildungspolitik begleitet. Jetzt ist die frühere SZ-Redakteurin im Alter von 66 Jahren gestorben.

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Carola Lauterbach (1956 – 2022)
Carola Lauterbach (1956 – 2022) © Dirk Reelfs

Von Renate Berthold*

Carola Lauterbach. Der Name steht ohne Wenn und Aber für journalistische Qualität in der sächsischen Bildungspolitik. Bildungspolitiker, Schulleiter, Lehrer und vor allem Generationen von Schülern und deren Eltern werden sich an sie erinnern. Mehr als 20 Jahre hat Roli, wie ihre Freunde sie nennen, das sächsische Schulsystem kritisch-konstruktiv begleitet.

Dabei hat sie sieben Kultusminister im Amt erlebt. Diese haben relativ schnell begriffen: Da ist eine Fachfrau, die sich auskennt wie kaum eine andere. Der man kein X für ein U vormachen kann. Eine Bildungsexpertin eben. Es sei ein großes Privileg, die Chance zu bekommen, sich so tief in Bildungsthemen einzuarbeiten, hat Carola Lauterbach mal gesagt. Dass die Redaktion der Sächsischen Zeitung ihr diese Freiräume geschaffen hat, das habe viel mit Einsicht und Weitsicht zu tun. Bildung ist Zukunft.

Sachlich-konstruktiv, das war immer ihr Arbeitsstil. Es ging ihr nie um Schlagzeilen, sondern immer um Inhalte. „Das Draufhauen um des Draufhauens willen ist nie meine Sache gewesen“, sagte sie.

Seit mehr als 40 Jahren bin ich mit Roli befreundet. Wir haben in der Wendezeit gemeinsam über Demonstrationen und die ersten runden Tische berichtet, saßen später als Berichterstatter im Landtag, haben gemeinsam Minister der ersten sächsischen Staatsregierung interviewt.

Dann trennten sich unsere Wege – aber nur inhaltlich – in Bildungspolitik und Gesundheitspolitik. Aber auch hier wieder die Gemeinsamkeit: Projekte, die zuvor kein anderer angepackt hat: der Schulnavigator und der Krankenhausführer. Beides Neuland in Sachsen. Beides enorme Herausforderungen, inhaltlich und logistisch. Wie oft haben wir beim Kaffee oder abends beim Glas Rotwein zusammengesessen und uns Mut gemacht, nicht aufzugeben, nicht in den Niederungen des Alltags stecken zu bleiben. Da konnten wir dann auch mal über Ungeschicklichkeiten und bürokratische Hürden witzeln oder einfach nur gemeinsam lachen. Das hat uns beiden Kraft gegeben.

Carola Lauterbach, die 1974 bei der SZ volontierte und mit einer fünfjährigen Unterbrechung ihr gesamtes Arbeitsleben in dieser Redaktion verbrachte, hat sich selbst einmal als „Bildungstante der SZ“ bezeichnet. Ja, das war sie. Bildungsexpertin und zugleich ehrliche Kollegin, Vertraute, zu der man auch in der größten Hektik des Redaktionsalltags kommen konnte, um einen Rat zu holen. Oder um sich einfach nur mal Luft zu machen.

Vor sechs Jahren hat sich Carola Lauterbach aus der Redaktion in den Ruhestand verabschiedet, ohne den Kontakt je verloren zu haben. Jetzt war sie da, die Zeit. Zeit für ihre Familie. Für Reisen – besonders gern nach Venedig oder schnell mal in den Spreewald. Für Kultur. Doch da war auch ihre schwere Krankheit, der sie jahrelang tapfer Paroli geboten hat. Sie hat nie aufgehört zu kämpfen. Nicht im Job und nicht im Privatleben. Im Gegenteil: Sie hat anderen noch Mut gemacht, wenn es Probleme oder Schicksalsschläge gab.

Am Freitag vergangener Woche ist Carola Lauterbach gestorben. Mit 66 Jahren.

*Renate Berthold war von 1976 bis 2011 SZ-Redakteurin.