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Die SZ sollte mehr Positives berichten – gerade jetzt

Die Corona-Berichterstattung spaltet den SZ-Leserbeirat. Im Interview spricht Mitglied Michael Krebs über die Kritik - und äußert Wünsche für das Jahr 2021.

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Michael Krebs Mitglied des Leserbeirates, war Bankangestellter, lebt heute als Rentner in Coswig. Er leitet die Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm im Oberen Elbtal.
Michael Krebs Mitglied des Leserbeirates, war Bankangestellter, lebt heute als Rentner in Coswig. Er leitet die Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm im Oberen Elbtal. © Ronald Bonß

Zum ersten Mal tagte der Leserbeirat der Sächsischen Zeitung in einer Videokonferenz. Diesmal informiert Michael Krebs aus Coswig die SZ-Leser über die Ergebnisse der Beratungen.

Herr Krebs, die Videokonferenz hatte Premiere im Beirat. Wie lief`s denn?

Ich war erst mal froh, dass ich meine Technik beherrschte und nicht die mich. Die Konferenz erwies sich als recht geordnet und angenehm. Wenn Corona es erzwingt, werden wir wohl so weiterarbeiten können.

Der Leserbeirat diskutierte das Thema Corona-Berichte in der SZ kontrovers. Wie waren denn die Positionen?

Wahrscheinlich so ähnlich wie in der Leserschaft insgesamt. Die Bandbreite der Meinungen reichte von „überbordende Berichterstattung“ bis „sehr interessant“. Manche waren für die tägliche Corona-Statistik, andere wünschten sich die viel kleiner. Ich habe mir in den vergangenen Wochen die Politikseiten der SZ genauer angesehen und muss sagen, dass die Corona-Berichte überwiegend vorkamen. Ich frage mich, ob man in dieser Woche wirklich jede neue Entwicklung bei der Erarbeitung der neuen Corona-Regeln ausführlich dokumentieren muss. Wäre es nicht besser, das Ergebnis abzuwarten und dann darüber zu berichten? Andererseits verstehe ich das Argument, dass in der SZ wahrscheinlich 16 von 24 Seiten täglich Corona-frei sind. Ich weiß das ja selbst ganz gut: Ich lese aus alter Gewohnheit noch die Zeitung von hinten nach vorn.

Der Beirat hatte sich vorgenommen, Ideen für Redaktion und Verlag zu liefern, die die Leser-Blatt-Bindung verbessern können. Was ist dem Gremium denn eingefallen?

Eine ganze Menge, ich kann hier nur einige Beispiele nennen. So schlagen wir der Redaktion vor, nicht nur mit Anglizismen zurückhaltender umzugehen, sondern ein aktuelles Lexikon einzuführen, in dem Begriffe wie „Hotspot“ oder „Lockdown“ erklärt und Hintergründiges darüber berichtet wird. Wir glauben weiter, dass angesichts der vielen Corona-Berichte, die manchen Lesern Angst machen, noch mehr Positives berichtet werden sollte. Auch könnten mal wieder im Lokalen Vereine vorgestellt werden, die sonst kaum vorkommen. Es gab die Anregung, Ausflugstipps zu geben, die jetzt noch besucht werden können, wo doch vieles geschlossen ist.

Der Leserbeirat entwickelte auch Ideen zum 75. SZ-Jubiläum im nächsten Jahr.

Der Beirat würde selbst gern ein Leserforum organisieren, wo er über seine Arbeit informiert und mit Lesern ins Gespräch kommt. Es gab auch die Frage, ob die SZ nicht mal einen Tag lang die Produktion der Zeitung in die Hände von Lesern legen könnte - unter Anleitung natürlich.

Das sind die Mitglieder des Leserbeirates der Sächsischen Zeitung.
Das sind die Mitglieder des Leserbeirates der Sächsischen Zeitung. © Ronald Bonss (Archivbild)

Der SZ-Vertriebsleiter berichtete über Probleme der Zeitungszustellung. Was haben Sie mitgenommen?

Dass es immer schwieriger und teurer wird, die SZ pünktlich auszutragen, weil es vor allem immer weniger geeignete Zusteller gibt. Die SZ unternimmt bestimmt große Anstrengungen. Aber für mich und mein Umfeld kommt die Zeitung eben erst zwischen 8 und 10.30 Uhr. Manche meiner Nachbarn sagen: Ich kann die SZ nicht mehr vor der Arbeit lesen und abends ist mir das zu spät. Für einige Abonnenten ist das E-Paper sicher die Lösung, aber nicht für alle.

Was erwarten Sie vom Beirat 2021?

Ich wünsche mir, dass wir uns wieder persönlich treffen, dass die Zusammenarbeit so sachlich bleibt, dass wir weiter so viele Informationen über das Innenleben der SZ erhalten und unsere Ideen in der Redaktion und im Verlag ernst genommen werden.

Gespräch: Olaf Kittel