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Deutlich mehr Anträge auf Wohngeld in Sachsen

Steigende Energiekosten bereiten Mietern Sorge. Einige Städte verbuchen eine steigende Anzahl von Wohngeldanträgen. Bei Verbraucherzentralen boomt die Energieberatung - auch eine andere Beratungsstelle hat Zulauf.

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Durch die geplante Wohngeldreform rechnet Sachsen mit einem Ansturm auf die Wohngeldstellen. Schon jetzt stiegt die Zahl der Anträge.
Durch die geplante Wohngeldreform rechnet Sachsen mit einem Ansturm auf die Wohngeldstellen. Schon jetzt stiegt die Zahl der Anträge. © Symbolbild: Robert Michael/dpa

Dresden. Die angekündigte Wohngeldreform ab 2023 und der versprochene Heizkostenzuschuss lassen in Sachsen bei vielen Sozialämtern jetzt schon die Zahl der Wohngeldanträge in die Höhe schießen. "Die Zahl der Erstanträge hat sich im September verglichen mit dem Vormonat mehr als verdoppelt", sagte in Dresden eine Stadtsprecherin. Wegen der explodierenden Energiekosten suchen zudem immer mehr Menschen den Rat der Verbraucherzentrale in Sachen Energie. Aus Furcht, wegen der steigenden Energiekosten die Miete nicht mehr bezahlen zu können, kommen auch immer mehr Menschen in die Schuldnerberatung der Sozialverbände.

"Wir gehen fest davon aus, das die Zahl der Wohngeldanträge weiter steigt", sagte die Dresdner Stadtsprecherin. Einer der Gründe für den starken Anstieg sei, dass nur Bedürftige Geld aus dem Zweiten Heizkostenzuschuss für die Monate September bis Dezember 2022 erhalten sollen, die auch Wohngeld bezögen. Mit der geplanten Reform des Wohngeldes ab 2023 wird ein weiterer deutlicher Antragsschub erwartet. Von der Verbesserung sollen nach Aussage der Bundesregierung bundesweit rund zwei Millionen Haushalte profitieren. Die Rede ist davon, dass sich Anzahl der Haushalte mit Wohngeldanspruch dann verdreifachen wird.

"Verunsicherung, Sorgen und Zukunftsängste"

Von Januar bis August 2022 gingen beim Sozialamt der Stadt Chemnitz 6.849 Erst-, Weiterleistungs-, Erhöhungs- und Änderungsanträge für Wohngeld ein. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 5.845 - rund 100 Anträge weniger. Wenn sich ab Januar 2023 wegen der Wohngeldreform der Empfängerkreis ausweitet, sei das von den Wohngeldbehörden nicht mehr so einfach zu bewältigen. Dann würden mehr Mitarbeiter gebraucht oder es müsse länger gearbeitet werden, hieß es. Vorangegangene Rechtsänderungen hätten gezeigt, dass anfangs deutlich mehr Haushalte einen Antrag stellen werden - verbunden mit der Hoffnung, auch Wohngeld zu erhalten. In Leipzig blieb die Antragszahl und die durchschnittliche Bearbeitungsdauer im Vergleich zum Vorjahr unverändert.

Bei der Verbraucherzentrale Sachsen ist die Energie zu einem Top-Thema geworden. "Bei den Beratungen nehmen wir teils große Verunsicherung, Sorgen und Zukunftsängste wahr", sagte der Energiereferent der Verbraucherzentrale, Lorenz Bücklein. Die Nachfrage nach Angeboten der Energieberatung seien bis Anfang Oktober verglichen mit dem Vorjahr um etwa 80 Prozent gestiegen. Im Bereich der Verbraucheranfragen sowie der Verbraucherhinweise und -beschwerden hätten sich die Zahlen vervierfacht. "Wir erwarten eine weitere Zunahme, wenn nun die Zeit der Betriebskostenabrechnungen und Energiepreis-Erhöhungen beginnt", sagte Bücklein.

"In unseren Schuldnerberatungsstellen landen bisher nur vereinzelt Leute, die sich vorinformieren und vorbereiten wollen, wenn hohe Nachforderungen wegen der Energiepreise kommen", sagte die Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Sachsen, Ulrike Novy. Die große Welle an Menschen, die wegen der Energiepreisexplosionen in Schieflage geraten, werde für Anfang kommenden Jahres erwartet. Viele Fragen kämen zur Energiepreispauschale - wem diese zustehe und ob diese vor Pfändung geschützt werden könne. In Hoyerswerda etwa habe sich sogar ein Wohnungswirtschaftsunternehmen bei der Schuldnerberatung informiert, welche Tipps es den Mietern eventuell mit an die Hand geben könnte. (dpa)