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Dürre und Hitze setzen Fischen in Sachsens Flüssen zu

Lange Trockenheit lässt Bäche und Flüsse zu Rinnsalen werden oder ganz trocken fallen. Auch steigende Wassertemperaturen bringen Fische in Not. Helfen Renaturierungen?

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Ein Angler geht im winzig gewordenen Flussbett der Weißeritz vor der Mündung in die Elbe entlang.
Ein Angler geht im winzig gewordenen Flussbett der Weißeritz vor der Mündung in die Elbe entlang. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden/Neukirchen. Die lange Trockenheit und Hitze setzen den Fischen in Sachsens Flüssen zu. Fehlende Niederschläge haben in den vergangenen Wochen nicht nur die Flüsse und damit den Lebensraum arg schrumpfen lassen. Mit dem Anstieg der Wassertemperaturen verringere sich auch der Sauerstoffgehalt im Wasser, sagte der Referatsleiter Fischerei beim Landesamt für Umwelt, Gert Füllner, der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem kälteliebende Fischarten wie Bachforelle, Elritze, Groppe, Äsche oder Bachneunauge litten.

"Eigentlich ist die Natur angepasst an solche Situationen", erklärte der Experte. Wenn Bäche und Flüsse naturnah seien, böten sie auch in Dürre- und Hitzeperioden ausreichend tiefe Kolke, in die sich die Fische zurückziehen könnten. Doch seien viele Flüsse begradigt und verbaut worden, so dass natürliche Rückzugsmöglichkeiten fehlten. Von "Autobahnen fürs Wasser" spricht Füllner.

Solche negativen Auswirkungen menschlicher Eingriffe schildert auch Ralf Bretfeld vom Anglerverband Südsachsen Mulde/Elster in Neukirchen bei Chemnitz. Könnten die Flüsse frei fließen, würden sie sich weniger erwärmen, sagte er. An Wehren bilde sich ein Rückstau, in dem das Wasser weitgehend ruhe. Dadurch entstünden nicht nur zusätzliche Verdunstungsflächen, sondern erwärme sich das Wasser auch stärker. Allein an der Zschopau gebe es von Wiesa bis Frankenberg 40 Stauanlagen, erklärte der Experte.

Nur ein Zehntel der üblichen Wassermengen

Hinzu komme das Fehlen von Niederschlägen und das schon über mehrere Jahre hinweg. Im Extremfall fallen Bäche oder Flüsse dann sogar trocken. Das sei dieses Jahr etwa an einem Abschnitt der Würschnitz geschehen, dort seien auch Fische verendet, sagte Bretfeld. Die Zschopau führe ebenfalls besonders wenig Wasser. In Lichtenwalde seien es zuletzt nur rund 2.500 Liter pro Sekunde gewesen, normal seien 20.000 Liter. Das ist kein Einzelfall. In den vergangenen Wochen vermeldete das Landeshochwasserzentrum flächendeckend Niedrigwasser an Sachsens Flüssen.

Auch die Schwarze Elster nördlich von Hoyerswerda mit ihrem schnurgeraden Verlauf falle immer wieder trocken, ergänzte Fischerei-Fachmann Füllner. Ein positives Beispiel sei dagegen die Kirnitzsch in der Sächsischen Schweiz. Sie sei ein naturnaher Fluss und biete den Fischen Stellen, die mehrere Meter tief seien, erklärte er. Positiv wirke sich auch die Renaturierung der Spree im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft aus. Hier sei ein einst begradigter Abschnitt in einen mäandrierenden Fluss zurückverwandelt worden. Das nütze nicht nur den Fischen, sondern bringe auch Vorteile für den Hochwasserschutz.

Ein größeres Fischsterben ist diesen Sommer trotz Hitze und weit verbreitetem Niedrigwasser in den Flüssen bisher nicht beobachtet worden, wie Füllner sagte. "Wenn eine solche Situation mehrere Jahre in Folge auftritt, ist aber zu erwarten, dass sich das auf die Fischbestände auswirkt." Wenn die Flüsse schrumpfen und sich die Fische in den verbleibenden Rinnsalen und Pfützen konzentrierten, hätten auch Fressfeinde leichtes Spiel. "Dann ist der Tisch für den Reiher und den Fischotter reich gedeckt." Auch Jungfische seien dann Raubfischen stärker ausgeliefert. (dpa)