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Dulig: Sachsen muss für ausländische Fachkräfte attraktiv werden

Arbeitskräfte sind schon heute in nahezu allen Branchen rar. Deshalb wächst auch in Sachsen die Sorge, dass man den künftigen Bedarf mit Einheimischen nicht mehr decken kann.

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Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig hält es für notwendig, vielerorts besser für die Akzeptanz ausländischer Fachkräfte zu werben.
Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig hält es für notwendig, vielerorts besser für die Akzeptanz ausländischer Fachkräfte zu werben. © Archivfoto: Hendrik Schmidt/dpa

Sachsen ist nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Martin Dulig dringend auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. "Wir dürfen Zuwanderung nicht auf eine Anzahl der Menschen reduzieren, die zu uns kommen. Wir müssen Bindekräfte entfalten, damit sie hier auch bleiben und sich wohlfühlen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Im Grunde kämen nicht in erster Linie Arbeits- und Fachkräfte, sondern Menschen mit Bedürfnissen.

"Das ist die zentrale Herausforderung. Integration gelingt am besten über Arbeit und dort, wo Kinder gemeinsam im Sandkasten sitzen, in die Schule gehen oder Fußball spielen", sagte der Minister. Dafür müsse man mit Menschen, die gezielt zuwandern - aber auch mit Flüchtlingen - fair und solidarisch umgehen, um sie schnell in die Gesellschaft zu integrieren. "Menschenverachtende Aussagen, wie die jüngst vom Landrat des Landkreises Bautzen getroffenen, sind nicht nur kontraproduktiv, sie schaden dem Ansehen und dem Standort Sachsen massiv."

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Neben der Energiekrise sei der Fachkräftemangel das beherrschende Thema bei den Unternehmen. "Das Thema ist eklatant und inzwischen bei allen angekommen, auch bei der CDU und über alle Branchen hinweg", betonte der Minister. Die Corona-Jahre hätten das vielleicht etwas kaschiert. "Aber spätestens in diesem Jahr haben wir festgestellt, welchen Personalmangel es etwa in der Gastronomie oder auf deutschen Flughäfen gibt. Es geht um Arbeitskräfte und Fachkräfte in jedem Bereich unserer Wirtschaft, um den Dienstleistungssektor genauso wie um High-Tech-Branchen."

Dulig hält es nach eigenen Worten für sinnvoll, bei der Zuwanderung vor allem mit den Ländern zusammenzuarbeiten, mit denen es bereits historische und enge Beziehungen gibt - wie im Fall von Vietnam. Es verbiete sich aber, nur eigene Arbeitsmarktziele egoistisch in den Blick zu nehmen. "Wir haben auch Verantwortung für die Entwicklung anderswo. Wenn Menschen bei uns eine gute Ausbildung bekommen, werden gewiss auch einige später in ihre Heimatländer zurückgehen und ihre Erfahrungen weitergeben. Das wäre eine Win-Win-Situation."

Dulig zufolge muss Sachsen als Arbeitsort attraktiver werden und sein früheres Image als Billiglohnland endgültig vergessen machen. "Es geht darum, die Bedingungen für Arbeit in Sachsen zu verbessern. Wir müssen noch größere Anstrengungen unternehmen, dass hier bessere Löhne gezahlt werden und wir eine höhere Tarifbindung bekommen. Die Sozialpartner müssen ihrer Verantwortung dabei gerecht werden."

Zudem müssten die eigenen Ressourcen besser genutzt werden. "Ich denke an die vielen Schüler, die eine Schule in Sachsen ohne Abschluss verlassen, von denen die wenigsten eine Ausbildung bekommen und auf dem Arbeitsmarkt landen. Wir reden da fast über zehn Prozent aller Schüler. Auch denen müssen wir Angebote machen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt ankommen und sich ein gutes Leben aufbauen können."

Prognosen zufolge fehlen auf dem sächsischen Arbeitsmarkt bis 2030 rund 150.000 Arbeitskräfte. Um den Abgang von Arbeitnehmern in die Rente auszugleichen, müssten jedes Jahr mindestens 15.000 Menschen nach Sachsen kommen. (dpa)