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Kirchengemeinden in Sachsen schrumpfen auch 2022 weiter

Die Zahl der Gläubigen ist im Jahr 2022 weiter gesunken. Welche Faktoren neben Überalterung noch eine Rolle spielen.

Von Connor Endt
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Trotz regelmäßiger Gottesdienste, wie hier in der Leipziger Universitätskirche, verlieren viele Sachsen die Bindung zur Kirche.
Trotz regelmäßiger Gottesdienste, wie hier in der Leipziger Universitätskirche, verlieren viele Sachsen die Bindung zur Kirche. © Sebastian Willnow/dpa

Der Trend der Vorjahre setzt sich fort: Auch dieses Jahr verzeichnen die evangelischen und katholischen Kirchen in Sachsen rückläufige Mitgliedszahlen.

Die Evangelische Landeskirche zählte dieses Jahr rund 625.000 Mitglieder. Vergangenes Jahr waren es noch 628.700 Mitglieder. "Aufgrund der Demografie in Sachsen sind das keine ungewöhnlichen Zahlen", sagt Matthias Oelke, Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen.

Die Anzahl der Gemeindemitglieder schwanke edes Jahr aufgrund von Todesfällen und Neuzugängen. Insgesamt beobachte man aber seit Jahren einen rückläufigen Trend, da es mehr Todesfälle als Taufen gebe. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen: Das Statistische Bundesamt schätzt aktuell, dass bereits 2045 jeder vierte Sachse Rentner sein könnte.

Matthias Oelke beobachtet außerdem einen weiteren Trend: "Besonders junge Menschen zwischen 25 und 30 Jahren steigen aus der Kirche aus, weil sie entweder aus Sachsen wegziehen oder zum ersten Mal Kirchensteuer zahlen müssen." Dies hätten viele junge Menschen im Gespräch erzählt. Da der Kirchenaustritt im Standesamt vollzogen werde, bekäme man die genauen Gründe häufig gar nicht mit, so der Sprecher.

Katholische Kirche verliert ebenfalls viele Mitglieder

Aktuell gehören rund 137.000 Katholiken dem Bistum Dresden-Meißen an. Das Bistum stellt damit sachsenweit die meisten Gläubigen in seinem Einzugsgebiet. Auch hier sind die Mitgliederzahlen stark rückläufig: Im vergangenen Jahr traten 27 Menschen in die Kirche ein. Zeitgleich verließen aber knapp 2.900 Menschen ihre Gemeinde. Das geht aus Statistiken des Bistums hervor.

Auch die Zahl der Menschen, die einen Gottesdienst besuchen, ist seit Jahren rückläufig. Während 2005 noch rund 32.000 Menschen zu einem Gottesdienst im Bistum Dresden-Meißen gingen, waren es 2021 nur noch rund 10.100 Menschen.

Görlitz: Auch das kleinste Bistum Deutschlands schrumpft

Das Bistum Görlitz zählte im vergangenen Jahr rund 29.600 Gläubige. Mit 254 Austritten verzeichnete das kleinste Bistum Deutschlands so viele Austritte wie zuletzt 2012. Damals waren es 258 Austritte.

In den vergangenen Jahren hatte der Zuzug von zumeist katholischen polnischen EU-Bürgern nach Görlitz die Mitgliederzahlen des Bistums stabilisiert. 2020 war Görlitz sogar das Einzige in Deutschland mit einem kleinen Zuwachs. Dieser Trend hat sich seit 2021 aber wieder umgekehrt - auch hier vor allem deshalb, weil es mehr Todesfälle als Neuzugänge im Einzugsgebiet gab.

Vorsitzender der Bischofskonferenz fordert Erneuerung der katholischen Kirche

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beobachtet eine "grundlegende Erosion religiöser und kirchlicher Bindungen". Das schreibt er in einem Beitrag der Kirchenstatistik aus dem vergangenen Jahr. Als Gründe für die Entfremdung nennt er mangelnde Veränderungsbereitschaft, die fehlende Gleichstellung von Frauen und das Versagen der Kirche im Umgang mit Missbrauchsvorfällen.

Es brauche in der aktuellen Situation "Ehrlichkeit und Entschiedenheit in der Aufarbeitung institutionellen Versagens". Weiter forderte Bätzing eine Umkehr und Erneuerung der Kirche. Die Zahl der Austritte sei ein "Weckruf" für die katholische Kirche.