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So denken Sachsen über die Gleichberechtigung von Mann und Frau

Mehrere Umfragen zeigen: Vielen Sachsen denken, dass Frauen gegenüber Männern benachteiligt sind. Eine Frauenquote hält die Mehrheit aber für das falsche Mittel, das zu ändern.

Von Tobias Winzer
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In Führungspositionen sind Frauen gegenüber Männern unterrepräsentiert. Um das zu ändern, befürworten die Sachsen vor allem eine Maßnahme, wie eine repräsentative Umfrage zeigt.
In Führungspositionen sind Frauen gegenüber Männern unterrepräsentiert. Um das zu ändern, befürworten die Sachsen vor allem eine Maßnahme, wie eine repräsentative Umfrage zeigt. © dpa

Der 7. März ist der Tag, bis zu dem Frauen in der deutschen Volkswirtschaft seit Jahresbeginn rein rechnerisch im Vergleich zu Männern unentgeltlich gearbeitet haben. Der sogenannte Equal Pay Day soll auf diesen Missstand aufmerksam machen.

Denn seit Jahren tut sich wenig bei der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, das zeigen die Daten des Statistischen Bundesamtes. 18 Prozent weniger haben Frauen 2022 pro Stunde brutto verdient. Das liegt auch daran, dass viele Frauen in schlechter bezahlten Berufen und häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten.

In Sachsen ist die Lohnlücke zwar deutlich kleiner, mit acht Prozent aber immer noch groß. Frauen in Sachsen erhielten demnach brutto im Schnitt ohne Sonderzahlungen 18,32 Euro pro Stunde, Männer dagegen 19,97 Euro. Hinzu kommt, dass Frauen in Führungspositionen noch immer unterrepräsentiert sind. Der Frauenanteil in privatwirtschaftlichen Betrieben lag 2021 bei 32 Prozent - was im bundesweiten Vergleich jedoch immer noch ein guter Wert ist.

Wie nehmen die Sachsen die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen wahr? Und mit welchen Maßnahmen könnte die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern erhöht werden? Unter diesen beiden Fragen hat Sächsische.de gemeinsam mit den Meinungsforschern von Civey mehrere repräsentative Umfragen gestartet und nun ausgewertet. Das Ergebnis: Viele Sachsen denken, dass Frauen und Männer nicht gleichgestellt sind. Eine Frauenquote hält die Mehrheit aber für das falsche Mittel, das zu ändern.

Wir wollten zunächst wissen: Sind Frauen und Männer Ihrer Meinung nach in Deutschland gleichgestellt? Das Ergebnis: In Sachsen stimmt fast die Hälfte (48 Prozent) dieser Aussage nicht zu. 41 Prozent denken hingegen, dass gesellschaftlich gesehen keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern bestehen. Elf Prozent sind bei der Frage unentschieden.

Zugleich denken viele Sachsen, dass die Politik genug unternimmt für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. 46 Prozent der Sachsen sind der Ansicht, dass die Maßnahmen der Bundesregierung ausreichend sind. 38 Prozent sind hingegen anderer Ansicht und wünschen sich, dass mehr getan wird. 16 Prozent sind bei der Frage unentschieden.

Zuletzt ist auch Sachsens Landesregierung auf diesem Gebiet tätig geworden - und hat ein neues Gleichstellungsgesetz für den Freistaat verabschiedet. Künftig sollen demnach zum Beispiel Frauen in Führungspositionen bei gleicher Eignung bevorzugt werden, wenn sie in der betreffenden Dienststelle unterrepräsentiert sind. Das Gesetz wird gleichwohl nur für den öffentlichen Dienst gelten, wo der Frauenanteil in obersten Leitungsfunktionen mit 39 Prozent bereits hoch, wenn auch nicht zufriedenstellend ist.

Was also könnte helfen, um die Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen in der Arbeitswelt zu erhöhen? Wie eine weitere repräsentative Umfrage von Sächsische.de und den Civey-Meinungsforschern zeigt, lehnen die Sachsen eine Frauenquote mehrheitlich ab. Konkret wollten wir wissen: Fördert eine Frauenquote Ihrer Meinung nach die Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen in der Arbeitswelt? Das Ergebnis: 72 Prozent der Sachsen beantworten diese Frage mit Nein. Nur 20 Prozent befürworten hingegen eine Frauenquote. Acht Prozent sind bei der Frage unentschieden.

Wie eine vierte Umfrage zeigt, befürworten die Sachsen andere Maßnahmen, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Die Antwortmöglichkeit "Flexible Arbeitszeitmodelle" bekommt dabei mit rund 30 Prozent die meiste Zustimmung, gefolgt von der Option "Mehr Kinderbetreuungsplätze" (18 Prozent). Die Antwortmöglichkeiten "Mehr Motivation für technische Berufe" und "Frauenquote in Führungspositionen" erhalten mit 13 und 7 Prozent eher wenig Zustimmung. Zugleich geben rund 12 Prozent der Sachsen an, eine "andere Maßnahme" zu bevorzugen. 21 Prozent haben mit "Weiß nicht" geantwortet.

Informationen zu Umfragen mit Civey

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

In diesem Artikel wurden vier Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.

  • Für die Umfrage zur Gleichstellung von Männern und Frauen besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.005 Teilnehmern, die sächsische aus 430.
  • Für die Umfrage zu den Maßnahmen der Bundesregierung besteht die bundesweit Stichprobe aus 5003 Teilnehmern, die sächsische aus 419.
  • Für die Umfrage zur Frauenquote besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.036 Teilnehmern, die sächsische aus 424.
  • Für die Umfrage zu den Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen besteht die bundesweite Stichprobe aus 3.020 Teilnehmern, die sächsische aus 232.

Die sächsischen Stichproben wurden jeweils entsprechend der Wahlbevölkerung im Land nach der River-Sampling-Methode gezogen.