Leipzig. Im Betrugsprozess gegen den früheren MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hat der ehemalige MDR-Autor und „Riverboat“-Moderator Carsten Weidling ausführlich die jahrelange hemdsärmelige Vergabepraxis und dubiosen Zahlungsweisen Fohts bestätigt. Es habe immer wieder Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Zusagen gegeben, sagte Weidling am Freitag vor dem Leipziger Landgericht. Doch der heute 72-Jährige sei seinerzeit in der Branche der entscheidende Mann im Osten gewesen. „Wenn man Unterhaltung machen wollte, dann ging man zu Herrn Foht.“
Er habe immer wieder neue Sendungs-Optionen in Aussicht gestellt, viele Projekte seien aber nicht über die offiziellen Dienstwege des MDR gelaufen. Er habe auch einige Jahre keinen Vertrag für seine Arbeit als Autor und kreativer Kopf für neue Projekte gehabt. „Aus heutiger Sicht mutet vieles komisch, aber für uns war das damals ein normaler Vorgang“, sagte Weidling. „Ich verstehe, dass das keiner versteht.“ Am Ende blieb Foht jedoch dem MDR und privaten Produktionsfirmen Summen in sechsstelliger Höhe schuldig.
Der Sohn des DDR-Fernsehstars O.F. Weidling hatte unter anderem die Aussteigerserie „Wir sind überall“ des MDR produziert. Er lebt selbst seit Jahren in Argentinien und war für die Zeugenaussage vor Gericht eigens nach Leipzig angereist. Allerdings ist Weidling in der Geschichte wegen Erpressung angeklagt, Verhandlungstermine sind für April und Mai geplant. Er hatte Foht mehrere fordernde Mails geschrieben und gedroht, dessen Finanzierungssystem, für das Foht später angeklagt wurde, beim damaligen MDR-Intendanten Udo Reiter zu melden.
Einmal schrieb Weidling laut einer verlesenen Email, er wolle Foht „um sein Leben winseln lassen“. Vor Gericht entschuldigte er sich für die Wortwahl erneut: „Als Autor geht es manchmal mit mir durch.“ Dies sei aber „pure Verzweiflung“ gewesen, wenn keine Verträge und keine Gelder kamen. Er habe Foht aber nicht erpressen wollen. Ihm wäre nichts lieber, als dass Foht weiterhin an seiner Position säße und Aufträge vergeben könne, so Weidling. Sollte es zu dem Prozess gegen ihn wegen Erpressung tatsächlich kommen, werde er auch wieder erscheinen, sagte Weidling auf SZ-Nachfrage.
Im Prozess gegen Foht sind keine weiteren Zeugen geplant. Nächsten Freitag sollen die Plädoyers gehalten werden, danach könnte das Urteil fallen. Laut einer Absprache erwartet den einstigen MDR-Manager eine Strafe zwischen zwölf und 21 Monaten auf Bewährung.