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Totholz hat Waldbrand in der Sächsischen Schweiz laut Experten nicht angefacht

Im Sommer 2022 brannte der Wald in der Sächsischen Schweiz über Wochen. Eine vom Land Sachsen beauftragte Kommission sieht Totholz jedoch nicht als Ursache für den Großbrand - und schlägt aufwendige Schutzmaßnahmen vor.

Von Gunnar Saft
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Im Sommer 2022 mussten mehrere schwere Waldbrände in der Sächsischen Schweiz unter Kontrolle gebracht werden. Eine Expertenkommission erarbeitete jetzt einen Prüfbericht zu den Rettungseinsätzen vor und schlägt neue Schutzmaßnahmen vor.
Im Sommer 2022 mussten mehrere schwere Waldbrände in der Sächsischen Schweiz unter Kontrolle gebracht werden. Eine Expertenkommission erarbeitete jetzt einen Prüfbericht zu den Rettungseinsätzen vor und schlägt neue Schutzmaßnahmen vor. © Daniel Förster

Im Sommer 2022 tobten in Sachsen mehrere schwere Waldbrände. Neben dem Nationalpark Sächsische Schweiz waren das Naturschutzgebiet Gohrischheide und Elbniederterasse Zeithain sowie die Region Arzberg betroffen.

Inzwischen haben sich Experten mit den Ursachen für die Katastrophen beschäftigt. Diese hätten vor allem in einer langen und regenarmen Hitzeperiode, starken Winden sowie topografischen Hindernissen gelegen, die den Zugang der Rettungskräfte zu den Brandherden behinderten. Zum Teil hätten vor Ort auch munitionsbelastete Flächen für extreme Schwierigkeiten bei der Bekämpfung der Großfeuer gesorgt. Das ist das Fazit des Prüfberichts der Expertenkommission, die im Auftrag der sächsischen Staatsregierung die Großfeuer des vergangenen Jahres untersucht hat. Der Bericht wurde heute auf einer Kabinettssitzung in Dresden offiziell vorgestellt.

Vor allem für das Großfeuer im Nationalpark Sächsische Schweiz legen sich darin die Experten mit der Kernaussage fest, dass es "keine Erkenntnisse gibt, dass Totholz die Brandausbreitung gefördert hat". Über die Auswirkungen des vor allem im Nationalpark lagernden Totholzes auf die Stärke und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Feuer gibt es seit den Bränden öffentlich sehr kontroverse Diskussionen.

Das Expertengremium, dem unter anderem mit Professor Hermann Schröder der frühere Leiter der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg und mit Franz Leibl der Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald angehören, sieht in dem Totholz allenfalls ein grundsätzliches Problem für die Einsatzkräfte, da es ihnen vor Ort den Zugang erschweren kann. Eine gezielte Beräumung von Totholz vor allem in Nähe von Gebäuden und auf Rettungswegen gehört deshalb auch zu den Empfehlung der Kommission für einen künftig noch besseren Brandschutz.

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Um den zu gewährleisten, schlägt man allerdings noch weit aufwendigere Maßnahme vor. So müssten künftig Löschkonzepte festgelegt werden, bei denen mithilfe von Zisternen, Löschwasserförderstrecken und mobilen Wasserbehältern vor Ort in den Wäldern eine schnellere und effektivere Brandbekämpfung möglich wird.

Dort, wo einem solchen System noch rechtliche Hürden entgegenstehen wie beispielsweise im Nationalpark, müsste das Land Sachsen für die notwendigen gesetzlichen Grundlagen sorgen. Dazu wird speziell für den Nationalpark vorgeschlagen, mehr Ranger für Kontrollen einzusetzen und die Zonen zu erweitern, in denen zusätzliche Brandschutzmaßnahmen wie Brandschutzstreifen, ein Wegenetz für Wende- und Ausweichstellen für Feuerwehrfahrzeuge oder ein gezielter Waldumbau beispielsweise mit mehr Laubbäumen möglich sind. Ähnliche Vorschläge macht die Kommission auch für das Naturschutzgebiet Gohrischheide.

Darüber hinaus empfiehlt man den Einsatz neuer Technologien zur Fernüberwachung von Waldflächen, mehr Investitionen in die Polizeihubschrauberstaffel für ein Löschen aus der Luft sowie die Einrichtung eines "Kompetenzzentrums Waldbrand" in Zusammenarbeit der TU Dresden sowie des Innen- und des Umweltministeriums in Sachsen.

Am eigentlichen Einsatz von Feuerwehr und Rettungskräften hat die Kommission nichts zu rügen, im Gegenteil. Die Einsätze wären von allen Beteiligten "gut gemeistert" worden, heißt es. Man räumt allerdings ein, wenn die jetzt vorgeschlagenen zusätzlichen Mittel und Methoden bereits im Sommer 2022 zur Verfügung gestanden hätten, wäre absehbar eine deutlich effektivere Brandbekämpfung möglich gewesen.