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Forscher aus Leipzig stoßen auf uralte Paarungsregeln

Vor rund 5.000 Jahren gab es tiefgreifende genetische Veränderungen. Was mächtige Familien damit zu tun haben, erklären jetzt Forscher.

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Vor rund 5.000 Jahren es tiefgreifende genetische Veränderungen.
Vor rund 5.000 Jahren es tiefgreifende genetische Veränderungen. © www.pixabay.com

Jena/Leipzig. Bei der Untersuchung von hunderten uralten Skeletten sind Forscherinnen und Forscher aus Jena und Leipzig auf bisher unbekannte Abstammungs-Besonderheiten gestoßen. In der Zeit vor rund 5.000 Jahren hätten sich bei den Menschen im heutigen Böhmen vermutlich neue Paarungsregeln entwickelt, sagte Lukas Papac vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.

Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und weiteren Kooperationspartnern untersuchte er das Erbgut von 271 Menschen, die hauptsächlich in der späten Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit lebten. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift "Science Advances" veröffentlicht.

Demnach hätten sich die Menschen in der Zeit tiefgreifend genetisch verändert. Vor rund 5.000 Jahren habe es bei Männern der sogenannten Schnurkeramik-Kultur noch fünf unterschiedliche Abstammungslinien gegeben. Später waren sie fast alle Träger einer einzigen Y-Chromosomen-Linie - stammten also praktisch alle vom selben Mann ab.

Man könne sich vorstellen, dass in der Zeit neue Paarungsregeln eingeführt wurden, bei denen nur eine kleine Anzahl von Männern den Großteil der Nachfolgen gezeugt hat, sagte Papac. "Es könnte zum Beispiel sein, dass eine Familie besonders mächtig geworden ist."

Noch überraschender war für die Forscher der nächste Bruch: Die 36 untersuchten Männer der später folgenden Glockenbach-Gesellschaft vor 4.500 bis 4.200 Jahren gehörten alle derselben Abstammungslinie an. Und zwar einer, die zuvor noch nie in Böhmen nachgewiesen wurde. "Sie stammten also quasi alle vom selben Großvater ab", erklärte Papac. Dieser sei vermutlich aus einer anderen Region nach Böhmen gekommen. Sein Erbgut habe alle vorher existierenden Y-Linien ersetzt. Den unbekannten Urahn habe man aber bislang nicht gefunden, sagte Papac. Wie genau es zu diesem Bruch kam, sei noch Gegenstand der Forschung. (dpa)