Großweitzschen/Obergoseln. Es waren die Worte eines Freundes, die Wolfram Nicolai dazu veranlassten, auf dem Grundstück seiner Familie in Obergoseln ein Schulungshotel zu bauen – und jede Menge Mut.
„Mein niederländischer Freund und Pater sagte 1990 zu mir: „Seines Vaters Haus verkauft man nicht, übernehme die Verantwortung und baue das Erbe wieder auf“, so Wolfram Nicolai.
Er musste nicht lange überlegen. Er sah sich den Großeltern Max und Martha Nicolai, denen das Gut seit 1913 gehörte, verpflichtet. Und nicht nur das. Wolfram Nicolai kam auf dem Vierseithof zu Welt.
Zügige Rückübertragung
Von diesem war 1989 nur noch das Haupthaus übrig. Das war bereits dem Verfall preisgegeben. Nachdem feststand, dass Nicolai das Erbe übernehmen und den Vierseithof wieder aufbauen wollte, stellte er den Antrag auf Rückübertragung. Vier Wochen später erhielt er das Familieneigentum in Obergoseln zurück.
Ein Jahr später begannen die Planungsarbeiten für das Schulungshotel. Damals lebte Wolfram Nicolai in Bad Rappenau. Die Fahrt nach Obergoseln dauerte Anfang der 1990er-Jahre 14 Stunden. „Erst fuhr ich alle 14 Tage nach Obergoseln, dann jede Woche“, erinnert sich Wolfram Nicolai.
Für ihn stand fest, dass er die Gebäude auf den ehemaligen Grundmauern des Vierseithofes bauen will. „Ich hatte meinem Namen ‚der Spinner‘ schon in kurzer Zeit alle Ehre gemacht. Viele fragten sich, wer in einem Dorf mit 16 Einwohnern ein Land- und Schulungshotel bauen will“, so Nicolai.
Er habe aber immer vorausgesehen, dass die Märkte in Ost und West zusammenwachsen, die Infrastruktur im Osten aufgebaut wird und dann auch ein Hotel in der Nähe von Döbeln gebraucht wird.
Mahnmal der Bürokratie
Und weil es bis zur Baugenehmigung dauerte, baute Wolfram Nicolai eine kleine Kapelle als „Mahnmal der Bürokratie.“
Im Jahr 1993 wurde dann die Baugenehmigung für das Schulungs- und Landhotel erteilt. Da Nicolai keine Baufirma fand, die sein Vorhaben umsetzen konnte, gründete er eine eigene Baufirma für das Projekt.
Bereits im September 1994 konnte das Hotel fertiggestellt und abgenommen werden. Danach wurde das Objekt eingerichtet und am 20. Dezember eröffnet. Entstanden waren drei Gasträume mit unterschiedlichen Kapazitäten, 13 Hotelzimmer und sieben Zimmer im Gästehaus.
Der Zuspruch nach der Eröffnung sei riesig gewesen, die Freude groß. Doch sie dauerte nur wenige Tage an. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1994 hatte es so geschneit, dass die Gäste weder ins noch aus dem Hotel kamen.
„Sie parkten an der B 169 und liefen dann zu uns“, so Uta Tegeder, die Frau von Wolfram Nicolai. Der baute nicht nur, sondern forstete entsprechend einer Karte für die umliegenden Dorfschaften aus dem Jahr 1762, das Areal wieder auf.
Mittlerweile ist der Wald um das Hotel nun auch schon 28 Jahre alt.
Gastronomie mit gutem Ruf
Das Hotel wurde bis zum 25. August 2016 als „Zum Nicolaner Betreiber GmbH“ geführt. Die Gaststätte und auch das Hotel hatten einen guten Ruf. Neben gut bürgerlicher Küche wurden auch Abende mit speziellen Speisen aus Südafrika angeboten.
Doch dann musste Wolfram Nicolai als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Hotels und Restaurants „Zum Nicolaner“ beim Amtsgericht Chemnitz einen Insolvenzantrag stellen.
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Als Grund für die Zahlungsunfähigkeit gab der Verwalter das Zerwürfnis mit einem Darlehensgeber an. Das seit nunmehr 30 Jahren bestehende Hotel und Restaurant wurde aber nie geschlossen, aber etwas ruhiger.
Das hat sich seit dem vergangenen Jahr geändert. „Wir wollen zeigen, dass es uns gibt. Ganz ruhig war es allerdings auf unserem Areal nie. Wir hatten bisher viele Familien- oder Firmenfeiern. Wir haben darauf geachtet, dass wir nur das anbieten, was wir zu stemmen in der Lage sind“, sagte Geschäftsführerin Uta Tegeder. Nun stehe ihr ein motiviertes Team zur Seite.
Gute Auslastung
Viele Gäste genießen die Abgeschiedenheit und die Natur rund um das Hotel und die Gaststättege. Das Hotel sei an sieben Tagen in der Woche belegt. Da komme die gute Lage in der Mitte zwischen Chemnitz, Leipzig und Dresden zum Tragen.
„Heutzutage sind die Familien meist in ganz Deutschland und darüber hinaus verstreut. Um sich zu treffen, wird dann ein zentraler Punkt gesucht. In manchen Fällen ist es dann der „Nicolaner“, so Uta Tegeder.
Das 30-jährige Bestehen des Land- und Schulungshotel „Zum Nicolaner“ wird am Sonnabend, 7. September, ab 17 Uhr im Festzelt gefeiert. Tanz- und Unterhaltungsmusik gibt es vom Duo „Happiness“. Außerdem werden Getränke und Köstlichkeiten angeboten. Der Eintritt kostet 5 Euro.