Leipzig. Natur tut einfach gut. Gerade in Zeiten von Corona und Homeoffice wächst der Wert einer intakten Umwelt, den die Menschen ihrer unmittelbaren Umgebung geben. Eine Vielzahl an Arten, eine große biologische Vielfalt macht glücklich. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, an der Wissenschaftler Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig beteiligt waren. Gemeinsam mit Senckenberg und der Universität Kiel wurden dafür die Daten von 26.000 Erwachsenen aus 26 europäischen Ländern ausgewertet.
Dass eine intakte Natur der Psyche guttut, haben kleinräumige Untersuchungen schon mehrfach gezeigt. Daten für die gesamte europäische Bevölkerung, wie stark Natur das Lebensgefühl wirklich beeinflusst, gab es bislang nicht. Die glücklichsten Europäer seien den Ergebnissen zufolge diejenigen, die in ihrem tagtäglichen Leben viele verschiedene Vogelarten erleben können, berichtet Studienleiter Joel Methorst.
Vögel eignen sich als Messgröße für biologische Vielfalt, da sie zu den sichtbarsten Elementen der belebten Natur zählen. Zudem ist ihr Gesang häufig selbst dann zu hören, wenn der Vogel nicht zu sehen ist. Doch auch ein zweiter Aspekt beeinflusst die Lebenszufriedenheit: die Umgebung. Besonders viele Vogelarten gibt es dort, wo der Anteil an natürlichen Landschaften hoch ist. Wo es viele Grünflächen und Gewässer gibt.
Die Wissenschaftler haben sich neben den Natur-Faktoren auch die sozialen und ökonomischen Daten der Befragten angesehen. Sie haben Natur und Einkommen gegeneinandergestellt. Für die individuelle Lebenszufriedenheit sei die Vogelvielfalt genauso wichtig ist wie das Einkommen, erklärt Biologieprofessorin Katrin Böhning-Gaese.
Einkommen oder Natur?
Vierzehn Vogelarten mehr in den Bäumen und Büschen vor der eigenen Haustür machen mindestens ebenso zufrieden wie 124 Euro mehr Einkommen im Monat. Bezogen wurde dies auf ein durchschnittliches europäisches Einkommen von 1.237 Euro. Oder anders verglichen: Zehn Prozent mehr Vogelarten vorm Haus machen glücklicher als zehn Prozent mehr Einkommen.
Umgekehrt heißt dies aber auch: Insofern wie derzeit zu beobachten die Artenvielfalt schwindet, dürfte damit auch die Lebenszufriedenheit der Menschen abnehmen. Naturschutz ist daher auch eine Investition in unser Wohlbefinden.