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Der Smoothie aus der Tüte aus Chemnitz

Sächsische.de stellt Erfindungen aus Sachsen vor, die unser Leben verbessern. Heute: Zwei Chemnitzer Studenten entwickeln ein Pulver für Bio-Instant-Smoothies – für die tägliche Vitamin-Dosis.

Von Sven Heitkamp
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Die Studenten Lennie Schlund und Christian Lein haben Instant-Smoothies in Pulverform entwickelt.
Die Studenten Lennie Schlund und Christian Lein haben Instant-Smoothies in Pulverform entwickelt. © Thomas Kretschel

Im Winter 2020 stehen die Studenten Lennie Schlund und Christian Lein in ihrer Wohnheimküche in Glauchau. Sie rühren verschiedene Pulver von gefriergetrocknetem Obst und Gemüse in Wassergläser. Sie mischen unterschiedliche Sorten. Sie experimentieren und testen die bunten Ergebnisse: Farbe, Geruch, Geschmack, Konsistenz. Immer wieder, über ein halbes Jahr hinweg, bis die ersten Rezepturen aus diversen Sorten von Früchten, Gemüse und Superfoods stehen. Es ist die frühe Probierphase für ihr kleines Chemnitzer Start-up, das sie einige Monate später neben ihrem dualen Bachelor-Studium gründen sollten: Daily Five.

Die Idee der beiden Betriebswirtschaftsstudenten sind Instant-Smoothies in Pulverform, die gut schmecken und sich auf der Zunge sämig wie ein Smoothie anfühlen: Obst- und Gemüseshakes, in zertifizierter Bio-Qualität, ohne zugesetzte Vitamine, ohne extra Zucker. „Mit unseren Einzelportionen bringen wir Obst und Gemüse in eine haltbare Form und servieren genau die Menge, die man für einen Smoothie braucht“, sagt Lennie Schlund. Dabei kann man die Konsistenz durch die Wassermenge oder Eiswürfel je nach Geschmack noch variieren.

Eine Erleichterung im Alltag, aber kein vollständiger Vitamin-Ersatz

„Wir haben uns im Studium oft fertige Smoothie-Mischungen im Supermarkt gekauft, um uns etwas Gutes zu tun“, erzählt Lennie Schlund. „Aber dabei ist uns aufgefallen, dass die Fertiggetränke in Wirklichkeit sehr viel Zucker und wenig Vitamine enthalten.“ Also begannen die beiden, nach Alternativen zu suchen. Sie stießen auf gefriergetrocknete Obst- und Gemüsepulver, die üblicherweise zum Kochen und Backen verwendet werden, und begannen ihre Versuche.

Der Name Daily Five steht für eine allgemeine Empfehlung von Ernährungsberatern: täglich drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu essen. Die Instant-Smoothies sollen eine bequeme Erleichterung im Alltag sein, aber kein vollständiger Ersatz. „Die Hälfte des täglichen Bedarfs kann man mit unserem Smoothie-Pulver als schnelle Lösung decken“, sagt Christian Lein. „Die andere Hälfte sollte man weiter über saisonales, regionales Obst und Gemüse zu sich nehmen.“

Seit knapp einem Jahr sind die ersten drei Sorten in den Geschmacksrichtungen „Berry“, „Exotic“ und „Greens“ im Daily Five-Onlineshop erhältlich. Von der ersten Charge von 15.000 Tütchen sind mehr als 13.000 verkauft. Im Herbst soll die nächste Charge produziert werden – dann sind es bereits vier- bis fünfmal so viele Packungen.

Obst und Gemüse wird direkt nach der Ernte gefriergetrocknet

Bald stieß auch Judith Voigt hinzu, die am Ende ihres Studiums der Ernährungswissenschaften stand. Als Lebensmitteltechnologin hilft sie den beiden Firmengründern, die Experimente besser zu strukturieren, zu dokumentieren und zu neuen Ergebnissen zu kommen. Sie hatten sich auf einer Veranstaltung des Sächsischen Gründerpreises kennengelernt, wo Daily Five für den Publikumspreis nominiert war.

Vierter im Bunde ist seit Jahresanfang Konstantin Neumann, der 2018 den Sächsischen Gründerpreis gewonnen hat. Aus seinem Startup „Wisefood“ für patentierte, essbare Strohhalme aus Apfelresten ist binnen drei Jahren ein großes Unternehmen für nachhaltige Einweg- und Mehrwegprodukte geworden. Mit seinen Erfahrungen und Kontakten engagiert sich Neumann nun seit Januar als Berater, Investor und Business Angel bei Daily Five.

Produziert werden die Pulver von einem Hamburger Fruchtverarbeiter und Lohnhersteller für Lebensmittelpulver. Verpackt werden sie bei einem Lohnabfüller in Österreich und eingelagert bei Daily Five in Chemnitz. „Die Pulver werden gleich nach der Ernte schonend gefriergetrocknet – zu einem Zeitpunkt, an dem Obst und Gemüse den höchsten Vitamingehalt haben“, sagt Christian Lein.

„Bei der Trocknung wird das Wasser entzogen, Vitamine, Nährstoffe und das Aroma bleiben erhalten.“ Die Rohstoffe stellt das Hamburger Familienunternehmen bereit oder bekommt sie vom Chemnitzer Team zugeliefert. Dazu gehören auch Vitaminbomben wie die Acerola-Kirsche aus Südamerika oder die nährstoffreichen Spirulina-Algen. Beide sind im „Greens“-Smoothie enthalten, neben Bananen, Mangos, Ananas, Karotten, Gerstengras und Datteln. Der Berry-Smoothie enthält indes Banane, Sauerkirsche, Himbeeren, Blaubeeren, Erdbeeren, Datteln, Rote Beete und Holunder.

„Wir wollen der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen“

Bei der Produktion lässt Daily Five vor allem Obst und Gemüse der Kategorien B oder C verwenden, das für den Handel aussortiert wurde. Hinzu kommen Pflanzenteile wie ballaststoffreiche Apfelfasern, die sonst als Nebenprodukte übrig bleiben und vernichtet werden. „Wir wollen der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen“, sagt Lein. „40 Prozent der Lebensmittelverschwendung fallen nicht im Haushalt oder im Handel an, sondern in der Industrie.“ Daher sollen schon in der nächsten Produktcharge 15 bis 30 Prozent aufbereiteter Lebensmittel-Rohstoffe verwendet werden. Tendenz weiter steigend.

Auch das Unternehmen soll nun wachsen: Die jungen Gründer absolvieren derzeit zwar noch ein wirtschaftliches Masterstudium. Ab Herbst aber wollen sie ihr junges Start-up als Vollzeitjob führen und weiter ausbauen. Die Smoothie-Pulver und weitere Produktkreationen sollen in Zukunft auch ihren Platz im Einzelhandel bekommen. „Wir hoffen“, sagt Christian Lein, „dass bis 2025 jeder unsere Produkte im Supermarkt und Bioladen kaufen kann.“

  • Daily Five verkauft schon jetzt mehrere seiner Produkte direkt Online bei "Genial Sächsisch" und in den Shops von DDV-Lokal. Im herbst kommt dort dann auch die neue Kollektion dazu.

So schätzt Professor Michael Schefczyk Daily Five ein

Professor Michael Schefczyk leitet den Gründerlehrstuhl an der TU Dresden. Für Sächsische.de schätzt er das Potenzial von Daily Five ein.
Professor Michael Schefczyk leitet den Gründerlehrstuhl an der TU Dresden. Für Sächsische.de schätzt er das Potenzial von Daily Five ein. © Thomas Kretschel

Zwei kaufmännisch gebildete Gründer sind im Studium gestartet und haben sich Produkt und Geschäftsmodell im Ernährungsbereich gesucht. Beim Blick auf sächsische Start-ups wird man an die Schokoriegel von the nu company GmbH aus Leipzig erinnert. Die Gründer von Daily Five haben sich eine Mitstreiterin mit Kompetenz zu Lebensmitteln und einen Business Angel mit Kompetenz zu nachhaltigen Gastronomieprodukten gesucht.

Das Unternehmen soll mit Eigenkapital von Investoren wachsen. In der Startphase wird parallel das Masterstudium vorangetrieben. Damit ist man ein mustergültiges Start-up mit ausgelagerter Herstellung eines Produkts, für das die Gründer stehen.

Fazit: Die Gründer setzen alles auf die Karte „Smoothie als Pulver“ – und das machen sie gut.

Hier noch einmal alle Erfindungen im Überblick:

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Stimmen Sie hier ab und gewinnen Sie mit etwas Glück eine 2-Tage-Reise für zwei nach Hamburg zum Musical "Mamma Mia" mit SZ-Reisen oder einen der fünf 50 Euro-Gutscheine für DDV-Lokal, einlösbar im DDV Lokal vor Ort oder im Webshop.

Das Projekt

Die Erfindershow mit den hier vorgestellten Start-ups und ihren Produkten findet am 15. Oktober von 10 bis 18 im Elbepark Dresden statt.

„Genial Sächsisch“ wird unterstützt von den drei sächsischen Gründerinitiativen in Dresden, Chemnitz und Leipzig.