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Diese Dresdner entfernen jeden Schmutz von der Haut

Sächsische.de stellt Erfindungen aus Sachsen vor, die unser Leben verbessern. Heute: Ein Reinigungsgel aus Dresden, das die Gesundheit von Feuerwehrleuten schützt.

Von Jana Mundus
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Jonas Schubert von Dermapurge (r.) ist selbst bei der Feuerwehr aktiv. Mit den schädlichen Stoffen aus dem Brandrauch ist auch er konfrontiert. Das neuartige Produkt von ihm, Max Schnepf (M.) und Felix Klee entfernt sie nun effektiv von der Haut.
Jonas Schubert von Dermapurge (r.) ist selbst bei der Feuerwehr aktiv. Mit den schädlichen Stoffen aus dem Brandrauch ist auch er konfrontiert. Das neuartige Produkt von ihm, Max Schnepf (M.) und Felix Klee entfernt sie nun effektiv von der Haut. © kairospress

Wenn es brennt und Menschen in Not sind, riskieren Feuerwehrleute bei Löscheinsätzen ihr Leben. Um andere aus Gefahrensituationen zu retten, sind in Deutschland 1,3 Millionen ehrenamtliche und 40.000 hauptberufliche Einsatzkräfte tätig.

Ihre Gesundheit ist jedoch nicht nur durch die Flammen bedroht. Der Brandrauch besteht aus chemischen Stoffen, die schädlich für den Körper sind. Dazu gehören die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Durch das Einatmen oder auf der Haut werden diese krebserregenden Stoffe aufgenommen. Eine Erfindung der Firma Dermapurge aus Dresden hilft Feuerwehrkräften nun dabei, diese Stoffe schnell und einfach von der Haut zu bekommen.

„Bloßes Händewaschen reicht bei PAK leider nicht. Eigentlich macht es das Problem sogar noch schlimmer“, sagt Jonas Schubert. Er kennt sich aus. Seit 22 Jahren ist der Geschäftsführer von Dermapurge selbst in der Feuerwehr aktiv. Schutzausrüstung und Atemgeräte schützen eigentlich vor dem Kontakt mit PAK. Trotzdem kommen Feuerwehrleute immer wieder mit diesen Stoffen in Berührung. „Seife würde beim Händewaschen die natürliche Hautbarriere angreifen“, beschreibt Schubert. Das macht die Haut noch durchlässiger für die PAK. Den gleichen Effekt hat das Verwenden von warmem Wasser. Gut 40 Prozent der krebserregenden Stoffe bleiben auf der Haut zurück. Was also hilft?

Verteilt auf Händen, Nacken und Gesicht entfernt die Paste PAK-Ex krebserregende Stoffe von der Haut. Abgespült wird sie mit kaltem Wasser.
Verteilt auf Händen, Nacken und Gesicht entfernt die Paste PAK-Ex krebserregende Stoffe von der Haut. Abgespült wird sie mit kaltem Wasser. © kairospress

Schubert und sein Mitgründer Max Schnepf hatten eine Idee. Ausgangspunkt für die Gründung von Dermapurge war vor ein paar Jahren die Entwicklung des Produkts Nano-Ex, eines speziellen Gels für das Entfernen von Nanopartikeln auf der Haut.

Eine Kollegin am Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden war damals im Labor trotz Schutzausrüstung mit fluoreszierenden Nanopartikeln in Kontakt gekommen. Abwaschen funktionierte nicht. Schubert und Schnepf suchten in der Folge nach einer Lösung. Ihr schwarzes Gel besteht heute aus Aktivkohle, Schichtsilikaten, wasserlöslichen Kunststoffen sowie Wasser. Zunutze machen sich die Gründer den elektrostatischen Effekt. Der sorgt dafür, dass die Nanopartikel ganz einfach am Gel haften und später unter kaltem Wasser abgespült werden können.

Der Gedanke lag nahe, dass Nano-Ex auch gegen PAK helfen könnte. Die Forscher wurden eines Besseren belehrt. „PAK sind keine Nanopartikel, das Gel zeigte keine Wirkung“, erinnert sich Schnepf. Also veränderten sie die Rezeptur und fanden letztlich eine Zusammensetzung, die die Stoffe bindet und somit das Entfernen vereinfacht. Dazu wird die Paste ganz einfach in den Händen, im Gesicht, am Nacken und Hals verrieben und anschließend mit kaltem Wasser abgespült, damit die Hautbarriere intakt bleibt. „Unsere Untersuchungen zeigten, dass danach lediglich vier Prozent der PAK zurückbleiben“, erklärt Felix Klee, als dritter Gründer verantwortlich fürs Marketing.

Nicht nur Feuerwehrleute profitieren von PAK-Ex

Nicht nur Feuerwehrleute, auch Schornsteinfeger haben die Dresdner bei ihrer Entwicklung im Blick. In dieser Berufsgruppe ist der durch PAK verursachte Hautkrebs bereits eine anerkannte Berufskrankheit. Wer zu Hause einen Kaminofen besitzt, sollte ebenfalls aufpassen. Auch dort können die krebserregenden Stoffe entstehen.

PAK-Ex haben die Dermapurge-Gründer ihr neuestes Produkt genannt. Einige Feuerwehren gehören schon zum Kundenkreis. Indessen haben sie schon neue Einsatzgebiete für ihre Entwicklungen ausgemacht. Reinigungsmöglichkeiten nach einer Kontamination mit chemischen Kampfstoffen oder radioaktiven Stoffen seien potenzielle neue Forschungsaufgaben. „Und ein Kosmetikprodukt, das den Feinstaub von der Haut entfernt, wollen wir entwickeln“, sagt Schubert. Gerade in den Millionenstädten dieser Erde dürfte sich dafür wohl Kundschaft finden lassen.

So schätzt Professor Michael Schefczyk Dermapurge ein

Professor Michael Schefczyk leitet den Gründerlehrstuhl an der TU Dresden. Für Sächsische.de schätzt er das Potenzial von Dermapurge ein.
Professor Michael Schefczyk leitet den Gründerlehrstuhl an der TU Dresden. Für Sächsische.de schätzt er das Potenzial von Dermapurge ein. © kairospress

Das Gründerteam ergänzt sich in den technischen und kaufmännischen Qualifikationen sehr gut. Ausgehend von einer im Team beherrschten Technologie ist es gelungen, zuerst weitere Anwendungen dafür zu finden und sich dann mit ähnlichen Technologien zu verbreitern. Damit wird das Problem vieler Start-ups vermieden, bei der ersten Technologie stehenzubleiben und sich dann nicht mehr zu entwickeln. Sehr gut ist auch, dass die Gründer positiv von einer außeruniversitären Forschungseinrichtung unterstützt werden, die bislang noch nicht sehr intensiv mit Ausgründungen in Erscheinung getreten ist. Man sieht also beachtliche Dynamik auf allen Seiten.

Fazit: Ein typisches Start-up aus einer außeruniversitären Forschungseinrichtung mit einer sehr guten Idee.

Hier noch einmal alle Erfindungen im Überblick:

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Das Projekt

Die Erfindershow mit den hier vorgestellten Start-ups und ihren Produkten findet am 15. Oktober von 10 bis 18 im Elbepark Dresden statt.

„Genial Sächsisch“ wird unterstützt von den drei sächsischen Gründerinitiativen in Dresden, Chemnitz und Leipzig.