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"Genial Sächsisch!" - Das Erfinder-Finale

Es sieht einfach aus, doch dahinter steckt viel Forschung. Sächsische.de stellt Erfindungen vor, die das Leben besser machen, und das ist der Gewinner der Umfrage.

Von Stephan Schön
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Erfinderinnen und Erfinder, die Firmen gründen. Elf coole Ideen aus Sachsen.
Erfinderinnen und Erfinder, die Firmen gründen. Elf coole Ideen aus Sachsen. © R.Bonß, Th.Kretschel, A.Jungnickel

Tinnitus, Garnelen und vegane Naturkosmetik haben viele Gemeinsamkeiten. Sie stammen aus Sachsen, und es sind geniale Erfindungen. Nicht der Tinnitus an sich, aber wie er durch Melodien und Musik besänftigt wird. Auch die Garnele ist nicht unbedingt ein Patent aus Sachsen. Aber dass hier mitten auf dem Festland Lausitz Larven der pazifischen Weißbeingarnele gezüchtet werden, das hat viel mit Wissen und Wissenschaft zu tun. Eine ausgeklügelte gut temperierte Meerwasseranlage ist dafür die Voraussetzung. Die bisher ausschließliche Zucht der Larven in den USA und den Transport von dort nach Europa kann dies ersetzen. Das Gründerinnenteam von Jasha indes packt mit viel chemischem Wissen die geheim gehaltenen Zutaten in neuartige vegane Kosmetik.

Elf Erfindungen aus Sachsen hat die Sächsische Zeitung in den vergangenen Wochen vorgestellt. Auf den ersten Blick einfache Dinge, aber mit viel Wissenschaft dahinter. Elf Start-ups mit Produkten, die unser Leben besser, schöner, leichter oder auch gesünder machen. „Genial Sächsisch“, die große Erfinderserie, endet wie vieles in diesen Tagen digital statt als Meetup. Es gibt Bildschirmapplaus statt Sekt für den Gewinner der Publikumsumfrage. Welche Erfindung ist Ihr Favorit? Die Leser von SZ und von Saechsische.de hatten die Wahl – und haben sich entschieden.

Der DDV-Medienpreis geht an die Tinnitus-App

Von den hier vorgestellten Erfindungen und Firmen setzte sich schließlich die Tinnitus-App „In Harmony“ der Dresdner Tech & Life Solutions GmbH durch. Die DDV-Mediengruppe, zu der die SZ gehört, spendiert dafür ein Media-Paket im Wert von 25.000 Euro. Anzeigen in Print und Online der gesamten Unternehmensgruppe kann das Dresdner Start-up nun in diesem Umfang nutzen.

Für Geschäftsführer Martin Spindler kommt diese kostenlose Werbung genau zum richtigen Zeitpunkt. „In Harmony“ will jetzt mehr denn je öffentlich werden. Eine klinische Studie an der Dresdner Uniklinik zu dieser Tinnitus-Verdrängung läuft. Noch mehr Probanden werden nach den ersten richtig guten Testergebnissen nun für eine noch größere Studie gesucht. Und alles soll sehr schnell gehen. Start-ups haben niemals Zeit. Zum Jahresende soll „In Harmony“ als Medizinprodukt zertifiziert sein, so das Ziel. Letztlich wäre die App, die die Gegengeräusche zum Tinnitus steuert, dann auch auf Rezept erhältlich, hofft Martin Spindler.

Michael Schefczyk, Dekan der Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Dresden und dort Professor für Entrepreneurship und Innovation, hat für die Sächsische Zeitung alle Start-ups von „Genial Sächsisch“ bewertet und ihnen durchweg ein gutes und besseres Urteil ausgestellt. „Wir haben hier Unternehmensgründungen, die total vorzeigbar sind und auf der Höhe der Zeit.“ Dies sei ein Schaukasten gelungener sächsischer Start-ups.

Eine App gegen Tinnitus. Das Dresdner Start-up Tech & Life Solutions GmbH gewinnt den Publikumspreis und damit ein Media-Paket der DDV-Mediengruppe, zu der auch Saechsische.de gehört. Im Foto v.r.: Lydia Mellenthin, Martin Spindler und Matthias Lippmann.
Eine App gegen Tinnitus. Das Dresdner Start-up Tech & Life Solutions GmbH gewinnt den Publikumspreis und damit ein Media-Paket der DDV-Mediengruppe, zu der auch Saechsische.de gehört. Im Foto v.r.: Lydia Mellenthin, Martin Spindler und Matthias Lippmann. © kairospress

Unternehmen aus der Universität heraus zu gründen, dazu bedarf es mehr als nur eines guten Produkts, sagt Dekan Schefczyk, der auch den Gründerlehrstuhl der TU leitet. „Ein Quäntchen Glück muss auf jeden Fall dabei sein.“ Ein gutes Produkt einerseits und das gute Geschäftsmodell andererseits sowieso.

Doch ändert sich gerade sehr viel durch Corona. Während mehreren Start-ups ganz klar die Messeauftritte und Firmenkontakte vor Ort fehlen, müssen andere mit schwierigeren Finanzierungsrunden rechnen. Prinzipiell jedoch sieht Michael Schefczyk für Gründer in Krisenzeiten gute Chancen. „Denken wir doch nur mal an die Gründerzeit vor gut 100 Jahren, auch die war von großen Umbrüchen geprägt. Solche Zeiten bergen auch große Chancen. Und ganz generell: Umbruchzeiten sind nicht schlecht fürs Unternehmertum.“

Ein Umstand bleibt dennoch inakzeptabel: Gründen ist männlich. Es gibt nur ein Gründerinnen-Team in dieser Runde von „Genial Sächsisch“ und ganz wenige Teams mit Frauen und Männern. Warum? „Männer und Frauen haben andere Stärken. Frauen gehen tendenziell anders mit Risiken um als Männer“, sieht Schefczyk auch psychologische Gründe dafür. Aber vor allem stehe nach wie vor die Familienplanung immer wieder den Gründungen durch Frauen entgegen. Deutschland könne es sich jedoch einfach nicht leisten, auf Frauen als Unternehmensgründerinnen zu verzichten. Gemischte Gründerteams seien aus seiner Sicht ideal, damit kämen schließlich einander ergänzend „die Vorteile aus zwei Welten in einer Firma zusammen“.

Bleibt als Fazit: Gründen muss familienfreundlicher, aber auch attraktiver, leichter, risikoärmer werden. Um mehr davon zu bekommen, wie bei „Genial Sächsisch“.

Hier noch einmal alle Erfindungen im Überblick:

Ausgewählt wurden diese elf Start-ups mit ihren Produkten gemeinsam mit den Gründernetzwerken aus Dresden, Chemnitz und Leipzig: Dresden Exists, Smile (Leipzig) und Saxeed (Chemnitz). Von Hightech bis Tierfutter. Von der neuen Art, Bücher zu hören bis zur neuen Art, Karten zu spielen.

Die Erfinder, Ingenieure und Firmengründer selbst kommen im Video zu Wort. Elf Stockwerke im Fahrstuhl des SZ-Pressehauses bleiben ihnen Zeit fürs Erklären. Mehr nicht. Elevator-Pitch nennt sich das und ist hier bei „Genial Sächsisch“ wörtlich genommen. Es ist genau die Situation, wie sie entsteht, beim zufällig im Aufzug getroffenen Investor oder Entscheider.

Eine Minute bleibt dann nur, um spontan von der eigenen Idee zu überzeugen. So wie in diesem Video-Pitch halt. Nur in diesem Jahr müssen die Sprecher wegen Corona allein mit der automatischen Kamera im Fahrstuhl nach oben fahren. Dafür aber dürfen sie dort ohne Maske reden. Sie wollen von ihrem Produkt überzeugen.