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Günther: Sachsen setzt verstärkt auf ökologischen Hochwasserschutz

Vor zehn Jahren wurde Sachsen erneut von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht - das zweite Mal binnen elf Jahren. Allerdings war man besser darauf vorbereitet als bei der Flut 2002, die wie aus dem Nichts über den Freistaat hereinbrach.

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Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen).
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen). © dpa/Matthias Rietschel

Dresden. Sachsen hat nach Einschätzung von Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) die richtigen Schlüsse aus den Jahrhunderthochwassern gezogen und ist nun besser gewappnet. "Nach dem Augusthochwasser 2002 wurden viele Lehren gezogen und umgesetzt. Das hat schon beim Hochwasser 2013 eine deutliche Wirkung entfaltet", sagte der Minister im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Bereits zwischen 2002 und 2013 sei umfangreich in den Hochwasserschutz investiert worden.

"Sachsen hat Anlagen instandgesetzt und ertüchtigt, hat Hochwasserrückhalteräume geschaffen und kommunale Hochwasserschutzmaßnahmen gefördert. Zudem haben wir das Informations-, Vorhersage- und Alarmsystem deutlich verbessert. All das hat 2013 Schäden von geschätzt etwa 450 Millionen Euro verhindert", betonte der Minister. Man sei aber noch nicht am Ende.

"Eine Lehre für die Zukunft lautet: Wir intensivieren den ökologischen Hochwasserschutz. Wir renaturieren Flüsse und Auen und geben den Flüssen dadurch mehr Raum", sagte Günther. Natürliche Überschwemmungsflächen, Deichrückverlegungen, renaturierte Auen und Flussläufe seien wichtige und nachhaltige Bestandteile des Hochwasserschutzes. "In Trockenzeiten halten sie Wasser in der Landschaft; bei Starkregen verhindern sie Schäden durch Hochwasser."

Laut Günther wurden als Folge des Hochwassers 2002 in Sachsen 47 regionale Schutzkonzepte erstellt. Dahinter stünden Hunderte von Einzelmaßnahmen, es gebe eine geteilte Verantwortung zwischen Land und Kommunen. "Die Landestalsperrenverwaltung hat von 749 teilweise hochkomplexen Maßnahmen bisher 577 umgesetzt – oft nach umfangreichen mehrjährigen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Bauphasen. Weitere 24 Vorhaben befinden sich im Bau und 148 in verschiedenen Planungsstufen."

Mehr als drei Milliarden Euro seit 2002 in den Flutschutz investiert

Nach Angaben des Ministers hat der Freistaat seit 2002 rund 3,3 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. "Darüber hinaus fördern wir seit 2007 auch Hochwasserschutzmaßnahmen in Kommunen. In Zahlen bedeutet das: Wir haben seitdem 201 kommunale Vorhaben mit rund 54 Millionen Euro gefördert. In der Planung sind derzeit vier Maßnahmen, die der Freistaat mit voraussichtlich 6 Millionen Euro fördert unterstützt."

"Wir setzen verstärkt auf ökologischen Hochwasserschutz. Das Risiko von Hochwasser ist zum einen durch die Klimakrise gestiegen, zum anderen aber auch, weil Flüsse in den zurückliegenden Jahrzehnten begradigt und zu Abflussrinnen gemacht wurden. Nach dem Motto: Wenn es regnet, muss das Wasser schnell weg", sagte Günther. In Zeiten der Klimakrise sei das fatal. Die Aufgabe laute nun, das Schwammverhalten der Landschaft zu stärken - ihre Fähigkeit, bei Starkregen und Hochwasser Wasser aufzunehmen und bei Dürre als Speicher zu dienen.

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"Wenn wir Flüsse und Auen renaturieren, dann dient das dem natürlichen Hochwasserschutz. Zugleich gehen wir damit aber auch immer die anderen Umweltkrisen an: Ein intakter Fluss oder Bach, eine intakte Aue ist immer auch ein Lebensraum für unzählige Arten", erläuterte der Minister. Intakte Flusslandschaften würden zugleich dem Menschen nutzen, weil sie einen viel höheren Wert für die Naherholung haben als begradigte, eingezwängte Flüsse.

Günther wagte auch einen Blick in die Zukunft: "Wetterextreme nehmen zu. Wir werden Hochwasser und Dürren häufiger und heftiger sehen. Der Hochwasserschutz ist ganz zentral, wenn wir darüber reden, wie wir die Folgen der Klimakrise bewältigen. Wir brauchen eine gute Balance aus technischem und ökologischem Hochwasserschutz."

Notwendig sei mehr Wasser in der Landschaft anstatt es so schnell wie möglich abzuleiten. "Neben staatlichen und kommunalen Maßnahmen braucht es aber auch verstärkt das Mittun von den Menschen, die an den Flüssen und Bächen wohnen - Stichwort Hochwassereigenschutz." (dpa)