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Heidenau öffnet Pfarrergrab für Vaterschaftstest

Wegen sexuellen Missbrauchs wird das Grab von Pfarrer Herbert Jungnitsch eingeebnet. Vorher soll DNA gesichert werden - wegen möglicher Nachkommen.

Von Tobias Wolf & Ulrich Wolf
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Das Grab von Herbert Jungnitsch wird eingeebnet. Doch vorher sollen DNA
Das Grab von Herbert Jungnitsch wird eingeebnet. Doch vorher sollen DNA © Tobias Wolf

Heidenau/Dresden. Das Grab des früheren Heidenauer Pfarrers Herbert Jungnitsch soll eingeebnet und der Grabstein beseitigt werden. Die Einebnung ist Teil der Aufarbeitung von schweren Missbrauchstaten des Pfarrers der katholischen Gemeinde an Kindern in den 1960er-Jahren.

Nach Informationen aus dem Umfeld der Leitung des Bistums Dresden-Meißen soll außerdem eine Exhumierung der Leiche stattfinden, um mithilfe der sterblichen Überreste eine DNA-Untersuchung durchführen zu können. Damit soll geklärt werden, ob der Pfarrer auch bislang unbekannte Kinder gezeugt hat.

Beim Bistum hat sich demnach eine Frau gemeldet, die erst sehr spät durch ihre Familie von einer möglichen Vaterschaft Jungnitschs erfahren haben soll. Ein entsprechender Exhumierungsantrag soll bei Gericht gestellt worden sein.

Einebnung ist extrem selten

Jungnitschs Grab einzuebnen, hatte der Seelsorgerat der Heidenauer Gemeinde bereits im Januar 2019 beschlossen. Dieser Schritt ist in der Katholischen Kirche Deutschlands ausgesprochen selten, jedoch kein Novum.

Einem Pfarrer, der in den 1950er- und 60er-Jahren in Wurmlingen/Schwarzwald tätig war, wurde 2011 erst die Ehrenbürgerwürde aberkannt, dann seine Gedenktafel entfernt und schließlich 2019 sein Grab abgeräumt.

Mit dem Fall Jungnitsch vertraute Kirchenfunktionäre halten es für wahrscheinlich, dass weitere Nachkommen des Priestertäters existieren könnten. Am Donnerstag hatte die Aufarbeitung des Falls bei einem Gemeindeabend offiziell begonnen.