Sächsische.de mit weniger Werbung: Wie Contentpass funktioniert
Vielen Leserinnen und Lesern ist die neue Funktion schon aufgefallen. Was Contentpass bedeutet, warum wir den Dienst jetzt anbieten und wie Sie ihn nutzen können.
Dresden. Wer Sächsische.de besucht, sieht seit dieser Woche ein neues Pop-up-Fenster für Contentpass. Damit kommen wir dem Wunsch einiger Leserinnen und Leser nach, Sächsische.de ohne Tracking, Cookies und personalisierte Werbung zu lesen.
Der Besuch unseres Newsportals ist und bleibt grundsätzlich kostenlos für alle. Dies ist nur möglich, weil wir unser Nachrichtenangebot neben den Abo-Angeboten auch über Anzeigenerlöse finanzieren. Zur zielgenaueren Werbeansprache werden Technologien wie beispielsweise Cookies verwendet, die teilweise einwilligungspflichtig sind. Das bleibt auch weiterhin so. Doch jetzt gibt es eine weitere Möglichkeit: Contentpass.
Contentpass ist ein externer Anbieter, mit dem Sie gegen eine monatliche Gebühr Sächsische.de und viele andere Internetseiten ohne störende Werbung und ohne Tracking besuchen können. Ihr Sächsische.de-Abo bleibt davon unberührt.
Welche neuen Entwicklungen gibt es auf Sächsische.de? Wie arbeiten Journalistinnen und Journalisten? Welche Themen finden den Weg aufs Nachrichtenportal und in die Zeitung und welche nicht? Wann werden Namen nicht genannt? Wann wird verpixelt? Diese Fragen und mehr erklären wir regelmäßig an dieser Stelle.
Wie kommen Kleinanzeigen in die Zeitung?
Eine Anzeige aufgeben ist eine einfache Angelegenheit. Wer sich beruflich verändern will, eine neue Wohnung sucht oder einen Trauerfall in der Familie bekannt geben möchte, der kann das auf verschiedenen Wegen tun. Er kann anrufen, sein gewünschter Text wird dann im Callcenter der SZ entgegen genommen. Er kann den Text aber auch per E-Mail senden oder in einem der DDV-Lokale persönlich aufgeben. Die Kleinanzeigen werden in jedem Falle in einem Computerprogramm erfasst.
„Kleinanzeigen werden daraufhin überprüft, ob ein Auftraggeber vorhanden ist, im Text keine notwendigen Angaben fehlen und ob Gesetze offensichtlich gegen eine Veröffentlichung sprechen“, erklärt Tobias Spitzhorn, Anzeigenverantwortlicher bei DDV Media. Weitere Prüfungen seien bei privaten Anzeigen nicht üblich. Deshalb sieht der Verlag auch keine Möglichkeit, Stellenanzeigen von medizinischem Personal abzulehnen, wie sie am Sonnabend in der Sächsischen Zeitung zum ersten Mal erschienen sind.
Die Redaktion von Sächsische.de und Sächsischer Zeitung ist übrigens nicht darüber informiert, welche Anzeigen angenommen und gedruckt werden. Der Grund: Es gilt in Zeitungsverlagen eine strikte Trennung zwischen der journalistischen Arbeit der Redaktion und den geschäftlichen Aktivitäten des Verlages. Damit soll eine Beeinflussung redaktioneller Inhalte durch Geschäftsinteressen verhindert werden.
25 Jahre im Netz: Wir feiern Jubiläum
Als die Sächsische Zeitung 1996 online ging, gab es für sie fast keine Vorbilder. Das WWW, das Internet für alle, war zwar schon erfunden, aber in Deutschland verirrten sich nur ein paar Nerds (gab es das Wort damals überhaupt schon?) ins Netz.
Heute, 25 Jahre später, ist das ganz anders. Ohne Internet geht fast nichts mehr. Auch bei der Sächsischen Zeitung nicht. Und deshalb feiern wir ein ganz besonderes Jubiläum. Am 11. November 1996 wanderten die ersten Artikel aus der Sächsischen Zeitung ins Internet. “Aus heutiger Sicht wirkt das Design furchtbar schnarchig und sehr zeitungsnah”, erinnert sich Falk Herrmann, der die SZ ins Netz brachte und die Adresse sz-online.de sicherte - übrigens lange, bevor der Namensvetter in Bayern daran gedacht hatte.
Seitdem hat sich viel verändert. Nicht nur das Design, sondern auch der Name. Sächsische.de gehört heute zu den erfolgreichsten Newsportalen in Ostdeutschland. Die Zahl der Besuche hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren mehr als verdoppelt. Und längst geht es nicht mehr nur um eine Seite im Netz. Über Newsletter und Push-Mitteilung, auf Facebook, Instagram, Google und Twitter, mit Podcasts und als Stimme in digitalen Assistenten begleitet Sächsische.de Menschen durch ihren Alltag in Sachsen.
Redaktion und Verlag der Sächsischen Zeitung (heute auch Sächsische.de) haben sich vor über 30 Jahren unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet. Wichtiger Teil dieser Ordnung sind freie Wahlen, so wie die zum Deutschen Bundestag am 26. September 2021. Sächsische.de informiert deshalb über die zur Wahl stehenden Parteien, deren Kandidatinnen und Kandidaten und Programme. Dies geschieht durch Artikel der Redaktion, die unabhängig und überparteilich agiert. Dies geschieht ebenso in Anzeigen, deren Veröffentlichung die werbenden Parteien beim Verlag in Auftrag geben, die sie bezahlen und deren Inhalt sie bestimmen.
Gegenwärtig ist die Partei Alternative für Deutschland (AfD) ein Fall für das Bundesamt für Verfassungsschutz und ebenso für mehrere Landesämter. Geprüft wird, ob die AfD gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung agiert. Also genau gegen die Grundordnung, der sich Sächsische Zeitung/Sächsische.de und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichtet fühlen, gegen die Grundordnung, die Bürgerrechte, freie Wahlen oder auch Pressefreiheit garantiert.
Vor diesem Hintergrund haben Redaktion und Verlag für die Zeit des Bundestagswahlkampfes entschieden:
1. Wir werden unsere Leserinnen und Leser selbstverständlich weiter über die AfD, deren Programm und ihre Kandidatinnen und Kandidaten informieren. Klar und kritisch.
2. Wir werden ebenso weiter Anzeigen und Werbung der AfD veröffentlichen, sofern deren Text und Motive nicht Bevölkerungsgruppen diskriminieren, demokratische Institutionen und Verfassungsrechte diskreditieren, gesellschaftlichen Unfrieden schüren oder das verbreitende Medium schädigen.
3. Wir werden überdies die Erlöse aus diesen Anzeigen und Werbebeilagen der Bürgerstiftung Dresden spenden. Die Bürgerstiftung Dresden fördert unter anderem Projekte, die der Jugendbildung, dem Demokratieverständnis und der Völkerverständigung dienen.
Stimmt schon: Die Bezeichnung Ombudsmann klingt ein bisschen altmodisch. Dabei kommt die Funktion bei Zeitungen und Fernsehanstalten in Deutschland gerade erst richtig in Mode. Auch die SZ hat sich dazu entschlossen. Ein Ombudsmann sieht sich als Verbindungsmann zwischen Redaktion und Leserschaft. Auf der einen Seite berichtet er über Neuigkeiten in der Redaktion, erklärt Entscheidungsprozesse und warum was wie veröffentlicht wird.
Der Ombudsmann setzt sich mit Fehlern in der Redaktion auseinander. Auf der anderen Seite bestärkt er Journalisten, auch im Alltagsstress Anfragen und Kritiken der Leser ernst zu nehmen. Der Ombudsmann ermutigt Leser, ihre Meinungen aufzuschreiben und an die Redaktion zu senden. Er versucht zu vermitteln, wenn sich mal ein Leser und ein Redakteur im Dialog verhaken.
Ich beantworte viele Mails und Briefe, suche das Gespräch mit Lesern, gerade auch mit kritischen. Und ich führe den Leserbeirat, der aktuelle Entwicklungen diskutiert und sich ebenfalls um ein gutes Verhältnis zwischen Redaktion und Lesern bemüht.
Mit dem Ombudsmann ist auch ein zweites Beschwerdeverfahren möglich. Leser sollen sich wie bisher mit ihren Anregungen und Kritiken an die Redaktion wenden. In aller Regel werden diese Kritiken und Vorschläge dort aufgegriffen und beantwortet. Neu ist: Leser, die mit der Antwort nicht einverstanden sind oder sich nicht angemessen behandelt fühlen, können sich an den Ombudsmann der SZ wenden. Das Leseranliegen wird dann noch einmal überprüft und jede Seite angehört. Nach der Überprüfung werde ich dem Leser und der Redaktion meine Sicht darlegen. Ist das Thema von öffentlichem Interesse, kann der Fall auch an dieser Stelle vorgestellt werden.
Sie haben auch Fragen an den Ombudsmann? Schreiben Sie eine Mail an [email protected]
Attacken von Würzburg - Warum "mutmaßlicher" Attentäter?
Schreiben Sächsische Zeitung und Sächsische.de, was die SPD verlangt?
Die SPD ist mit ihrer Medienbeteiligungsgesellschaft DDVG mit 40 Prozent am Dresdner Druck- und Verlagshaus beteiligt, in dem auch Sächsische.de und Sächsische Zeitung erscheinen. Das kam so: Die Sozialdemokraten meldeten nach der Wende Restitutionsansprüche an mehreren SPD-Verlagen an, die die Nazis enteignet hatten und später in SED-Verlagen aufgegangen waren. Gelöst wurde das Problem mit einem Kompromiss vor Gericht: Alle Ansprüche der SPD in der ehemaligen DDR wurden Anfang der 90er-Jahre mit einem 40-Prozent-Anteil in Dresden abgegolten.
Die Redaktion nahm die Entscheidung damals kritisch auf. Immerhin hatte sie sich gerade erst von der SED losgesagt und sich ihre Unabhängigkeit erkämpft. Deshalb bestand die Redaktion auf klaren Regeln. Dazu gehörte vor allem, dass sowohl der Mehrheitsgesellschafter Gruner und Jahr (gibt so renommierte Zeitschriften wie Stern, Geo und Brigitte heraus) als auch Minderheitsgesellschafter SPD die vollständige redaktionelle Unabhängigkeit garantierten. Beide taten es glaubhaft.
Die Sozialdemokraten versprachen zudem, sich mit ihren Beteiligungen ausschließlich ums Geldverdienen zu kümmern. In 25 Jahren Mitarbeit in Chefredaktionen der SZ ist mir nicht eine einzige ernsthafte Einflussnahme aus der SPD bekannt geworden. Natürlich könnten Frau Esken oder Herr Dulig den Chefredakteur der SZ anrufen und Forderungen stellen. Sie hätten aber damit wenig Erfolg.
Im Gegenteil: Die Politiker wissen genau, dass schon der Versuch einer Einflussnahme in der Redaktion ausgesprochen schlecht aufgenommen und kontraproduktiv wirken würde. Eine besondere Einflussnahme aus der SPD soll aber nicht verschwiegen sein. Sie sorgte in der Redaktion damals für Heiterkeit. Vor längerer Zeit hatte sich eine SPD-Ortsgruppe über einen kritischen Artikel beschwert und recht forsch nachgefragt, ob sie denn als Minderheitsgesellschafter nicht ein wenig mehr freundliche Aufmerksamkeit verdienten. Die Antwort war sehr freundlich im Ton und sehr klar in der Aussage: Kommt nicht infrage.
Sollen und wollen Journalisten neutral sein?
Klare Antwort: Journalisten sollen dann neutral sein, wenn sie Nachrichten und Berichte schreiben, sachlich und wertungsfrei. Meinungsbeiträge dagegen beziehen Stellung für die eine oder andere Position und eiern nicht herum (die einen meinen so, die anderen so). Eigentlich klar.
Schwierig wird es bekanntlich dann, wenn es um konkrete Artikel geht und der Bericht vom Meinungsbeitrag nicht leicht zu unterscheiden ist. Nehmen wir die bis heute intensiv diskutierte dreiteilige Serie über die wirr erscheinenden Vorgänge in Bautzen. Reporter Ulrich Wolf hat in wochenlanger Fleißarbeit recherchiert, was da läuft, wer welche rechten Strömungen unterstützt und finanziert. Als Genre hat er den Report gewählt, der zwischen (sehr sachlichem) Bericht und (meinungsstarker) Reportage liegt. Sein Report glänzt durch die Fakten. Er leistet im besten Sinn Aufklärung. Seine Meinung hat er dabei stark zurückgenommen. Allenfalls scheint hier und da seine Haltung durch. So soll es sein.
Aber immer mal wieder weisen Leser zu Recht darauf hin, dass die Meinung von Redakteuren sich nicht nur in Porträts, Reportagen, Essays oder Kommentaren wiederfinden, die eine Zeitung ja erst lebendig und lesenswert machen, sondern auch in Nachrichten und Berichten. Manchmal schafft es eine Meinung in eine Nachrichtenüberschrift. Ein anderes Mal gibt ein Redakteur seiner Berichterstattung noch eine polemische Spitze mit. In der Berichterstattung über Pegida hat es das vorwiegend in der Anfangsphase gegeben und Leser aufgeregt. Aber solche Ausrutscher sind in der Redaktion verpönt und nach meiner Beobachtung deutlich seltener geworden.
Warum gibt es immer noch Fehler in Artikeln?
Es gibt nichts zu beschönigen: Rechtschreibfehler, doppelte Texte und andere Unzulänglichkeiten dürfen nicht sein. Das sind Qualitätsmängel, die das Lesevergnügen empfindlich stören. Freilich kenne ich auch keine Zeitung und kein Nachrichtenportal, die es schaffen, fehlerfrei zu sein. Das hängt mit der enormen Textmenge zusammen, die Journalisten jeden Tag produzieren. Bei der SZ sind das mit ihren 20 Lokalausgaben im Schnitt 150 Zeitungsseiten. Jeden Tag.
Journalisten ärgern sich über diese Fehler mindestens genauso sehr wie Leser. Wer morgens einen Fehler in seinem Beitrag entdeckt, ist oft den ganzen Tag bedient. Deshalb nimmt niemand in der Redaktion Fehler mit einem Schulterzucken hin. Ganz im Gegenteil. Bei der Sächsischen gibt es seit Jahren ein Programm, das wir FehlerEx nennen. Mit der Hilfe von Wissenschaftlern wurde zunächst nach den Fehlerquellen gesucht. Wir ahnten es: Es sind viele. Dann wurde ein Programm aufgelegt, das an die Ursachen gehen soll: Qualifizierung aller beteiligten Mitarbeiter, Verbesserung der Rechtschreibprogramme, Überprüfung der Korrekturprozesse. Die Zahl der Fehler ist tatsächlich zurückgegangen. Aber jeder einzelne Fehler bleibt ein Ärgernis. Deshalb suchen wir weiter nach neuen Wegen, um die Fehlerzahl zu reduzieren.
Auch Artikel-Dopplungen ärgern uns, nicht so sehr bei Sächsische.de, aber in der Zeitung. Sie können entstehen, weil die Mantelseiten in Dresden, die Lokalseiten aber an mehreren regionalen Desks entstehen. Selbstverständlich gibt es mehrfach am Tag Abstimmungen der Kollegen, die die meisten Doppelungen auch verhindern. Aber immer mal wieder passiert es doch, dass abends ein Redakteur noch ein "Loch" auf seiner Seite füllen muss und dann - ohne, dass er es merkt - einen Text nutzt, der schon auf einer anderen Seite steht. Die Redaktion arbeitet daran, die Abstimmungen weiter zu verbessern und die Fehlerzahl zu minimieren. Versprochen.
Sollen Journalisten zu Pegida eine Meinung haben?
Die Ansichten zu Pegida und AfD spalten die Gesellschaft - und die Debatten werden emotional geführt. Damit vernünftig umzugehen, ist nicht einfach, auch für Medien nicht. Sächsische Zeitung und Sächsische.de orientieren sich deshalb an Grundsätzen. Zunächst berichten die Reporter immer dann ausführlich, wenn Großveranstaltungen angekündigt sind oder sich neue Entwicklungen abzeichnen - aber nur dann. Gibt es aber Berichtenswertes, dann wird schon mal der Liveticker beiSächsische.de eingesetzt, und die Sächsische Zeitung berichtet ausführlich. Auch mal in einer Reportage, in die subjektive Sichten der Autoren einfließen - in Reportagen, Essays oder Kommentaren dürfen und sollen Journalistenihre persönliche Meinung äußern. An ausschließlich Nachrichtenstoff würden Leser wenig Gefallen finden.
Ausgewählt werden diese Reporter nicht nach ihrer Meinung zum Thema. Ihre Fachkompetenz entscheidet. Und wie kommt es dann, dass die Sächsische Zeitung ziemlich kritisch mit Pegida umgeht? Es ist keineswegs so, dass da jemand die Linie diktiert. Die kritische Haltung ist das Ergebnis jahrelanger Erfahrung der Reporter mit dem Thema. Allerdings achtet die Redaktion darauf, dass auch andere Sichten ihren Platz haben, zum Beispiel bei der Auswahl der Lesermeinungen, die die Zeitung druckt, und durch Kommentare in den sozialen Netzwerken. Immer mal wiederkommen zudem in Artikeln Autoren zu Wort, die AfD oder Pegida nahestehen. Für Journalisten kann es keine Frage sein: Natürlich müssen sie ihre Sichten darstellen können, auch wenn es um die AfD oder Pegida geht. Die SZ will aber zu einer vernünftigen Dialogkultur beitragen, die andere Sichten akzeptiert und einen respektvollen Meinungsstreit ermöglicht.
Wie viele Wessis arbeiten bei der SZ?
Diese Frage hat unsere Personalabteilung ganz schön ins Schwitzen gebracht - nicht, weil es ein Geheimnis wäre, sondern, weil noch nie jemand ausgerechnet hat, wie das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen in der Redaktion ist. So ganz einfach ist das auch nicht. Klar, wir haben nach dem Geburtsort gesucht. Aber ist zum Beispiel Angela Merkel, um eine Prominente zu nehmen, eine Westdeutsche, bloß weil sie in Hamburg geboren wurde? Oder: Ist der 50-Jährige, der in Westfalen aufgewachsen ist und nun seit 25 Jahren in Dresden lebt, noch ein Wessi oder schon ein Ossi?
Ich habe eine Kollegin mit ähnlichem Hintergrund gefragt. Und was hat sie geantwortet? "Ich bin ein Wossi." Also nicht mehr ganz Westdeutsche, aber auch noch nicht ganz Ostdeutsche. Streng nach Geburtsort gegangen, ist das Ergebnis: Knapp zehn Prozent der Redakteure wurden in Westdeutschland geboren. Sie arbeiten meist in der Zentrale in Dresden, einige schon sehr lange. In den Lokalredaktionen stammen die allermeisten Mitarbeiter aus der Region. Die SZ ist und bleibt eine ostdeutsche Tageszeitung. Sie braucht aber, will sie nicht provinziell sein, die andere Sicht, den Widerspruch. Insofern erweist sich die Mischung in der Redaktion als produktiv.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick aufs Führungspersonal. Der Chefredakteur stammt aus Greifswald. Die Mehrzahl der Ressortleiter und Lokalchefs ist in der DDR geboren. Ja, vor 25 Jahren schickten die großen westdeutschen Verlage Vertrauenspersonen in die Ostredaktionen. Aber das ist lange her. Und der Nachwuchs? Noch in den 1990er-Jahren haben sich oft junge Westdeutsche in den Bewerbungsrunden durchgesetzt. Sie hatten einfach die besseren Voraussetzungen. Heute hat sich das Bild stark verändert. Allerdings sind sie kaum mehr zu unterscheiden - kein Wunder, sie wurden alle im vereinten Deutschland geboren.
Müssen denn Journalisten alles ertragen?
Journalisten sollte man wie in Polen aus den Redaktionen treiben, schrieb einst ein Leser an die SZ. Auch üble Beschimpfungen sind nicht selten, hasserfüllte Mails erst recht nicht. Sicher, nur eine Minderheit verhält sich so. Aber Journalisten stellen sich schon besorgt die Frage, wo das hinführt. Und wie sie damit umgehen sollen. Ignorieren? Böse reagieren? Verklagen? Wie auch immer Redakteure im Einzelfall entscheiden: So darf das nicht bleiben.
Natürlich kann jeder seine Meinung frei äußern, auch sehr deutlich, selbstverständlich auch in der Sächsischen Zeitung und auf Sächsische.de. Für die Meinungsfreiheit werden sich die Redakteure jederzeit starkmachen. Allerdings gibt es Grenzen: nämlich dort, wo andere diskriminiert oder beleidigt werden, von miesen Umgangsformen mal ganz abgesehen.
Andersherum dürfen Journalisten Respekt erwarten, wenn ihre Recherchen zu Ergebnissen führen, die der Meinung eines Teils der Leser widerspricht. Zugegeben: In einer aufgeladenen Stimmung wie derzeit ist es nicht einfach, sachlich-kritisch zu reagieren. Aber notwendig ist es. Denn nur, wenn Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten sich mit Respekt begegnen, werden Meinungsunterschiede produktiv und Dialog erst möglich.
Und genau dafür stehen Sächsische.de und Sächsische Zeitung: für fairen Meinungsstreit und konstruktiven Dialog. Deshalb werden regelmäßig Lesermeinungen veröffentlicht. Deshalb gibt es Kommentare und Perspektivbeiträge, in denen kluge Leute sehr unterschiedliche Positionen beziehen, an denen man sich herrlich reiben kann.
Ist die Redaktion auf dem linken Auge blind?
Können Sie sich noch an die Zeiten erinnern, als der Vorwurf Politik und Justiz traf, auf dem rechten Auge blind zu sein? Das war nicht nur in der alten Bundesrepublik eine ständig wiederkehrende Wendung, sondern auch in Sachsen in den 1990er-Jahren. Zu Recht, wie wir heute wissen. Damals wurden rechtsradikale Entwicklungen gern verharmlost, weil sie nicht ins offizielle Sachsen-Bild passten. Ein Ergebnis: Die rechte Gewalt nahm deutlich zu, nicht zuletzt gegen Flüchtlinge.
Politik, Polizei, Justiz haben jetzt jede Menge damit zu tun - und letztlich auch die Medien. Sie berichten über Gewalttaten, Prozesse gegen Täter, traurige Statistiken und vorbeugende Maßnahmen. Die Häufung dieser Straftaten führte zu umfangreicherer Berichterstattung in der SZ und bei Sächsische.de. Die richtige und notwendige Fokussierung der Gesellschaft auf die Bekämpfung rechter Gewalt darf nur nicht dazu führen, linke Gewaltexzesse zu verharmlosen oder zu übersehen. Auch wenn auf diesem Feld weit weniger passiert und sich die links extreme Szene Sachsens in Leipzig konzentriert: Ja, es gibt in der Gesellschaft Tendenzen, linke Gewalt zu verharmlosen, da sie angeblich für die gute Sache steht und das Böse bekämpft. Aber diese Denkart ist ein Fehler und sollte nicht toleriert werden. Und warum gibt es eigentlich nur Aussteigerprogramme für Rechts- , nicht aber für Linksextreme?
Bei der Sächsischen Zeitung und bei Sächsische.de gibt es eine klare Linie: Gewalt, von welcher Seite auch immer, lehnen wir ab. Das ist in den Kommentaren immer wieder nachzulesen.
Werden Medien vom Staat finanziert?
Von Land zu Land ist das verschieden. Die hierzulande herausgegebenen Zeitungen und Nachrichtenseiten gehören fast alle privaten Verlagen, die großen Wert darauf legen, unabhängig von staatlichem Einfluss zu sein. Darauf achten Verleger genauso wie die Chefredakteure.
Sächsische.de und Sächsische Zeitung etwa gehören mehrheitlich dem Gütersloher Medienunternehmen Bertelsmann. Bei einigen wenigen besitzt die SPD-Medienholding DDVG eine Beteiligung. Bei der SZ sind es 40 Prozent. Inhaltlicher Einfluss ist aber ausgeschlossen. Ausnahmen bilden Parteizeitungen wie der Vorwärts der SPD und der Bayernkurier der CSU.
Bei Rundfunk und Fernsehen wird nur der Auslandssender Deutsche Welle staatlich finanziert. Sonst dominiert ein duales System von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Letztere finanzieren sich über Werbeeinnahmen, die öffentlich-rechtlichen vorwiegend über Gebühren, die Sie und ich zu entrichten haben. Das sorgt durchaus für Verdruss, ist aber die Voraussetzung dafür, dass diese Rundfunk- und Fernsehsender eine vernünftige Qualität produzieren und sich zu großen staatlichen Einfluss vom Leibe halten können.
Der Rundfunkrat, der mit seinen Vertretern von Parteien und Organisationen darüber wacht, hat sicherlich seine Schwächen. Aber dieses System ist um Längen besser als das in jenen Ländern, in denen staatlicher Einfluss direkt auf die Inhalte durchschlägt. In der Türkei oder Russland etwa sind die traurigen Ergebnisse zu besichtigen.
Was sind Fake News?
Es ist ein neuer Begriff für eine alte Methode: das Verbreiten gefälschter Nachrichten. Die Geschichte kennt viele Beispiele. Gut dokumentiert ist der Fall der 13-jährigen Russlanddeutschen Lisa F. aus Berlin. Sie verschwand über Nacht und erzählte am nächsten Morgen, sie sei von Südländern vergewaltigt worden. Ziemlich schnell rückte sie davon ab und gestand, die Nacht bei ihrem Freund verbracht zu haben. Inzwischen hatte sich die Nachricht im Netz aber verbreitet, und die russische Regierung nahm sich der Sache an. Obwohl rasch klar war, wie es wirklich war, versuchte Moskau, das Thema politisch auszuschlachten. Tagelang ging das so. Immer neue krude "Nachrichten" geisterten durchs Netz - klassische Fake News, im Netz schwer zu stoppen.
Zeitungen haben es da leichter: Es bleiben immer einige Stunden für die Recherche, bevor Nachrichten veröffentlicht werden. Deshalb ist es schlimm, dass der ehemalige US-Präsident Donald Trump den Begriff "Fake News" als Waffe gegen seriöse Medien einsetzte - ausgerechnet er, der Fake News ohne Ende produzierte.
Die Verantwortung der Medien ist es, sich darauf einzustellen. In den USA haben wichtige Redaktionen ihre Rechercheteams verstärkt. ARD und ZDF stellten Mitarbeiter dauerhaft ab, die nur noch Fakten zu prüfen haben und Kritik aus der Öffentlichkeit nachgehen. Das ist genau der richtige Weg: ernsthafte Recherche gegen erfundene Geschichten, auch wenn die ernsthafte Recherche leider nicht jede Schlacht gewinnen wird.
Wieso wird Bericht mit Meinung vermischt?
Leser weisen immer mal wieder darauf hin, dass in der Zeitung und im Netz Bericht und Meinung vermischt werden. Das ist nicht so sehr eine Frage mangelnden Handwerks, sondern eher der Selbstbeherrschung. Jeder Journalist hat natürlich eine Meinung zu seinem Thema. Die soll er auch äußern - aber in extra ausgewiesenen Kommentaren. Manchmal ist es nur eine kleine Formulierung, die von Lesern als Meinung in einer Nachricht erkannt wird und die der Journalist womöglich unbewusst unterbringt. SZ-Redakteure sollen das nicht. Sie wollen das nicht. Oft werden solche Formulierungen noch beim Redigieren der Texte herausgefischt, aber eben nicht immer.
Wir haben uns manchmal schon geärgert, wenn am nächsten Tag Leserreaktionen offenbaren, dass da wieder mal was durchgerutscht ist. Wir werden darauf noch mehr achten, gerade auch, weil in diesen Tagen die Öffentlichkeit sensibler reagiert denn je. Andererseits ist der Anteil der Genres, die Meinungen enthalten dürfen, in den vergangenen Jahren gestiegen. Dazu gehören zum Beispiel das Porträt und das Essay, aber durchaus auch das Interview und die Reportage. Stellen Sie sich eine der großen Kisch-Reportagen ohne Meinung vor. Unmöglich. Der Anteil dieser Genres ist gewachsen, weil Leser - das wissen wir aus Lesewertmessungen - sie besonders mögen. Ist auch ganz logisch. Leser erwarten heute mehr Hintergründe, gut erzählte Geschichten, anregenden Diskussionsstoff, aber durchaus auch Kommentare. Und nicht zuletzt Lesermeinungen.
Wie wird eine Redaktion unabhängig?
Kaufen kann man sie natürlich nicht. Und zum Glück ist das nicht nötig. Im Grundgesetz ist in Artikel 5 festgeschrieben, dass die Pressefreiheit in Deutschland gewährleistet ist und eine Zensur nicht stattfindet. Auf dieser Grundlage garantieren die Verlage ihren Redaktionen Unabhängigkeit. Journalisten wiederum sind durch den Pressekodex des Deutschen Presserates verpflichtet, ihre publizistische Aufgabe unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen wahrzunehmen. Eine solche Verpflichtung wird in den Arbeitsverträgen festgeschrieben.
Vor allem der Chefredakteur ist - so wird das vertraglich geregelt - frei in seinen Entscheidungen und hat alle Rechte, Einflussversuche von außen abzuwehren. Solche Versuche gibt es. Von Politikern wird schon mal Druck aufgebaut, ein Interviewtermin an Bedingungen geknüpft oder auch öffentlich gegen unliebsame Berichterstattung gewettert. Die Redakteure oder auch Ressortleiter und Chefredakteure werden diese Einflussversuche deutlich zurückweisen. Dabei haben sie die moralische und juristische Unterstützung des Verlages.
Ähnlich verhält es sich mit Einflussversuchen aus der Wirtschaft, weil die SZ selbst ein Wirtschaftsunternehmen ist und Anzeigenumsätze zum Geschäftsmodell gehören. Dort greift die für das Unternehmen grundsätzlich festgelegte Trennung zwischen Redaktion und Verlag, die die Unabhängigkeit aller Reporter sichert. Kritische Berichterstattung ist so auch dann möglich, wenn das kritisierte Unternehmen zu den Anzeigenkunden gehört und finanzielle Einbußen drohen. Redaktionelle Unabhängigkeit ist ein hohes Gut. Türkische oder russische Journalisten beneiden uns darum. Aber -das zeigt die Praxis - auch in Deutschland will sie jeden Tag verteidigt sein.
Wie prüft Sächsische.de den Wahrheitsgehalt?
Reporter sind darauf trainiert, Fakten so zu recherchieren und gegen zu checken, dass sie, wenn der Artikel fertig ist, guten Gewissens sagen können: So stimmt das. Auch Redakteure, die Texte redigieren von Autoren, Nachrichtenagenturen oder Lesern, prüfen, ob die Fakten stimmen. Gerade weil es bei der SZ kein "Ministerium für Wahrheit" gibt (das wäre ja schrecklich), wird Fakt für Fakt überprüft, bevor eine Seite in den Druck geht. - Aber diese Prüfung hat Grenzen. Im Pressekodex des Presserates ist festgelegt, dass zur Veröffentlichung bestimmte Informationen "mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen sind". Diese umständliche Formulierung meint: Fakten werden so sorgfältig geprüft, wie es einer Zeitung und einem Nachrichtenportal nur möglich ist. Natürlich kann die Sächsische Zeitung nicht jeden Vorgang in jedem x-beliebigen Land überprüfen. Deshalb bedeutet Sorgfalt, deutlich die Quelle der Information zu benennen, den Konjunktiv zu nutzen und in einem Kommentar auf mögliche Zweifel hinzuweisen.
Wo sind die Grenzen der Meinungsfreiheit?
Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Gerade in Ostdeutschland ist das eine sehr lebendige Erfahrung. In Artikel 5 des Grundgesetzes ist festgeschrieben: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten." Das ist großartig und klar.
Die Grenzen allerdings sind nicht einfach zu bestimmen, zumal sie zuletzt unentwegt ausgetestet wurden und jeder seine eigenen Grenzen definiert. In Deutschland eindeutig verboten ist zunächst die Leugnung des Holocausts und die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Klar, bei unserer Vergangenheit. Weiterhin ist Volksverhetzung untersagt. Wenn Pegida-Initiator Lutz Bachmann Flüchtlinge als "Dreckspack" und "Viehzeug" bezeichnet, ist es, stellten Richter fest, genau das. Untersagt sind weiterhin Aufrufe zu Straftaten. Der berüchtigte Pegida-Galgen ist mindestens umstritten. Ist das noch Meinungsäußerung? Oder schon Aufforderung zur Straftat?
Noch schwieriger zu bestimmen ist, was den Tatbestand der Beleidigung erfüllt oder welche Meinung anderen Schaden zufügen könnte und deshalb untersagt werden kann. Immer ist der Einzelfall zu prüfen. Weil die Meinungsfreiheit ein so hohes Gut ist, sollten wir mit Beschränkungen vorsichtig sein. Natürlich sortieren Journalisten deutliche Grenzverletzungen in der Leserpost und in Posts in den sozialen Netzwerken aus. Dennoch soll ein breites Spektrum der Lesermeinungen zum Ausdruck kommen. Manchmal akzeptieren wir da einen scharfen Ton und selbst Grenzwertiges - auch wenn das für andere Leser und uns selbst schwer zu ertragen ist.
Welcher Quelle kann man trauen?
Es gibt viele gute Gründe, sich aus mehreren Quellen zu informieren, erst recht, wenn man an einem speziellen Thema interessiert ist. Ich recherchiere etwa regelmäßig im Netz zur politischen und militärischen Lage in Syrien, weil kaum ein deutsches Medium über Korrespondenten vor Ort verfügt. Dabei lande ich auch regelmäßig bei RT Deutsch, die spätestens seit Russlands Engagement in Syrien sehr ausführlich berichten. Dort kann man über die Lage im Landviele Informationen erhalten. Allerdings ist beim Lesen immer zu beachten: RT Deutsch wird von der russischen Regierung bezahlt, ist also keineswegs unabhängig.
Dort wurde etwa Putins Ankündigung besonders gefeiert, dass die russischen Truppen aus Syrien abgezogen werden. Wenig später begann das Assad-Regime eine Großoffensive mitrussischer Luftunterstützung. Es ist also bei solchen Quellen ratsam, genau hinzusehen, wer welches Interesse hat, und vor allem bei Bewertungen misstrauisch zu sein. Gerade im Krieg.
Eher noch schwieriger ist die Epoch Times zu bewerten. Diese Internetzeitung mit Sitz in New York hat sich mal als China-kritische Plattform hervorgetan und ist seit der Flüchtlingskrise als besonders asylkritisch aufgefallen. Allerdings wissen auch Wissenschaftler so gut wie nichts über Eigentumsverhältnisse, Geldgeber und journalistische Standards. Deshalb ist es schwierig, sich auf eine solche Quelle zu verlassen, auch wenn sie vielleicht der eigenen Meinung entgegen kommt. So angenehm das sein mag, es ist allein kein Kriterium für zuverlässige Information. Auch das Bauchgefühl hilft da nicht weiter. Bessere Maßstäbe sind, ob eine Quelle transparent ist und die Kollegen unabhängig arbeiten können. Und am besten ist es, wenn sich ein Medium über viele Jahre hinweg die Glaubwürdigkeit seiner Leser erarbeitet hat.
Die Nationalität von Tätern immer nennen?
Natürlich kann es interessant sein, die Nationalität eines Täters zu kennen. Leser haben ein Recht darauf, umfassend informiert zu werden. Aber es gibt da ein Problem: Nicht immer sind alle relevanten Informationen sofort zu erhalten -beim besten Willen nicht.
Ein Beispiel: In einem Freizeitpark wurde ein Mann niedergestochen. Der Tathergang war unklar. Die Presse erhielt so gut wie keine Informationen. Unbestätigten Meldungen zufolge soll der Mann aus einer Schülergruppe heraus angegriffen worden sein. Das würde die besonders rigide Informationspolitik der Staatsanwaltschaft erklären. Jugendliche sind besonders geschützt. Eine Nachfrage einige Tage später ergab kein neues Bild: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei dauerten an. Es wurde mitgeteilt, dass kein Ergebnis absehbar sei. Bei Verbrechen ist es oft so, dass der oder die Täter unbekannt sind oder der Tathergang unklar ist.
In solchen Fällen können Medien auch den oder die Täter nicht benennen. Besteht dagegen Klarheit, gilt bei der SZ folgende Regelung: In jedem Fall wird die Nationalität genannt, auch dann, wenn es sich um Deutsche handelt. Diese Regelung wird unter Journalisten kontrovers diskutiert. Der Presserat ist skeptisch, weil er eine Stigmatisierung von Ausländern befürchtet. Gerade Nordafrikaner sorgen sich, dass sie - weil algerische und tunesische Zuwandererüberdurchschnittlich oft straffällig wurden - im Alltag unter Generalverdacht geraten. Diese Befürchtungen sind durchaus nicht von der Hand zu weisen.
Für die Leser hat diese klare Regelung aber den Vorteil, dass sie garantiert alle relevanten Informationen über Täter erhalten, auch die Nationalität. Immer. Sie muss nur erst einmal bekannt sein.
Wann ist Journalismus tendenziös?
Zunächst mal sind Nachrichtenseiten wie Sächsische.de und Zeitungen wie die Sächsische Zeitung nicht unpolitisch. Sie veröffentlichen täglich viele Politikbeiträge, nicht nur Nachrichten, sondern auch Interviews, Analysen und Kommentare. Damit sind diese Produkte politisch, ob sie es wollen oder nicht. Sie wollen aber freilich auch unparteiisch sein, gerade im Wahlkampf. Sie stellen sich auf keine Seite. Allerdings kann das nicht auf jeden einzelnen Beitrag zutreffen.
Kommentare etwa können durchaus einer Richtung zuneigen. Der nächste Kommentar kann eine andere Tendenz haben. Das ist so, obwohl es für Zeitungen und Nachrichtenseiten einen Tendenzschutz gibt. Verleger können danach die Ausrichtung festlegen oder verändern. Deshalb gibt es ja eher linke und eher konservative Zeitungen. Es sind aber fast immer die überregionalen Zeitungen. Die meisten regionalen Angebote verhalten sich heute politisch neutral. Tendenziös allerdings will niemand sein, also eine Tendenz (nur) durchscheinen lassen, aber nicht objektiv und dafür voreingenommen berichten, auch wenn das ab und zu vorkommen mag. Der Vorwurf tendenziös für einen einzelnen Meinungsbeitrag geht aber ins Leere. Denn nichts ist so subjektiv und folgt einer Tendenz wie ein Meinungsbeitrag. Tendenziös wird die Zeitung damit noch lange nicht.
Der Begriff ist im 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen in die deutsche Sprache eingeführt worden – und war von Anfang an abwertend gemeint. Es hat sich nur lange kaum jemand daran gestört, dass er mit biologistischen und ästhetischen Inhalten aufgeladen wurde, wie ein Brockhaus-Eintrag von 1839 belegt: „Neger ist der gemeinsame Name der durch schwarze Färbung der sammtartig weichen, fettig anfühlenden Haut, schwarzes, wolliges Haar, platten Schädel, vorstehende Backenknochen und aufgeworfenen Lippen ausgezeichneten Bevölkerung … ausmacht.“ Aus diesen Wertungen entstand die Rassentheorie, gern von Europäern genutzt, um Sklavenhandel und Kolonialisierung zu rechtfertigen. Schwarze Menschen haben jahrhundertelang darunter gelitten, „Neger“ und noch schlimmere Formen wie „Nigger“ wurden zum Synonym permanenter Abwertung durch die weißen Herren. Etwa seit den 70er Jahren verschwand der Begriff nach und nach aus dem Sprachgebrauch, sowohl in Westdeutschland als auch in der DDR, die Bürgerrechtsbewegung in den USA und Martin Luther King (in der DDR auch Angela Davies), haben viel zum Umdenken beigetragen. Heute wird meist der Begriff „Schwarze“ verwendet, der nicht negativ aufgeladen und allseits akzeptiert ist. Auch, weil er nicht nur die Hautfarbe meint, sondern die kulturelle und soziale Identität einschließt. Deshalb verwendet die Sächsische diesen Begriff.