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Immer mehr Sachsen pendeln zum Arbeiten in Nachbarländer

Immer mehr Sachsen pendeln in andere Bundesländer oder das Ausland, um dort zu arbeiten. Die Gründe dafür sind nicht nur finanzieller Natur.

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Sachsen hat seit langem den mit Abstand niedrigsten negativen Pendlersaldo aller neuen Flächenländer.
Sachsen hat seit langem den mit Abstand niedrigsten negativen Pendlersaldo aller neuen Flächenländer. © dpa

Dresden. Trotz Fachkräftemangels und vieler offener Stellen pendeln immer mehr Sachsen zum Arbeiten in andere Bundesländer oder ins Ausland. Wie die Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, hatten im vergangenen Jahr 146.393 Frauen und Männer ihren Job auswärts. Das ist verglichen mit dem Jahr zuvor ein Plus von 3,9 Prozent und der bisher höchste Wert seit 1999.

Etwa jeder Zweite pendelte dabei für den Job in westdeutsche Bundesländer (70.591). Andererseits gibt es auch immer mehr Menschen aus anderen Bundesländern oder dem Ausland, die in Sachsen Arbeit suchen. Deren Zahl stieg laut Regionaldirektion im vergangenen Jahr verglichen mit 2020 sogar um 7,5 Prozent auf 136 861 Frauen und Männer. Dennoch ist die Rechnung unter dem Strich für Sachsen noch immer negativ. Denn es verließen 9.532 mehr Menschen das Land als in den Freistaat kamen.

Die meisten Menschen pendelten im vergangenen Jahr nach Sachsen-Anhalt (26.119), Bayern (25.942), Thüringen (17.256) und Brandenburg (16.672). Für das Ausland gibt es keine Daten. Der Sprecher der Regionaldirektion, Frank Vollgold, wies jedoch darauf hin, dass etwa die Tschechische Republik unter einem ähnlichen Arbeits- und Fachkräftemangel wie Sachsen leide und die Beschäftigungschancen dort gut seien. Mit einer Quote von 2,4 Prozent habe das Land die niedrigste Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union.

Höherer Lohn im Westen

"Die Menschen pendeln nicht mehr nur des besseren Verdienstes wegen. Es gibt da eine Vielzahl von Gründen", sagte Vollgold. Zwar sei das Geld noch immer das Hauptmotiv. Aber eigentlich rechne sich das finanziell in vielen Fällen immer weniger. Der Medianlohn in Westdeutschland sei mit 3626 Euro immer noch 769 Euro höher als in Sachsen. Von dem Mehrverdienst müssten jedoch die Kosten etwa für die doppelte Haushaltsführung, für die Pendelfahrten oder für den Unterhalt des Autos abgezogen werden. Nicht zu unterschätzen sei auch die Zeit, die für Kinder und Familie verloren ginge.

Neben dem möglicherweise besseren Verdienst könnten auch bestimmte Weiterbildungsmöglichkeiten, eine andere Arbeitszeitverteilung, Homeoffice-Möglichkeiten, bessere Karrierechancen oder das Image des Unternehmens den Ausschlag geben.

Dabei suchen die sächsischen Unternehmen händeringend Fachkräfte. In einigen Berufen gibt es sogar Vollgold zufolge mittlerweile "echte Mangelerscheinungen". Aktuell sind mehr als 45.000 freie Stellen bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet - die meisten in Vollzeit und unbefristet. Für Rückkehrwillige gebe es bei den Arbeitsagenturen Beratungsangebote.

Für das Wirtschaftsministerium sind die Zahlen der Beweis, dass die Mobilität der Beschäftigten 2021 wieder stark gestiegen sei. Allerdings habe Sachsen seit langem den mit Abstand niedrigsten negativen Pendlersaldo aller neuen Flächenländer, hieß es. "Motivierte, kreative und qualifizierte Beschäftigte sind heute die zentrale Erfolgsvoraussetzung für jedes gute Unternehmen und jede gute Verwaltung", sagte Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Junge Menschen sollen deshalb nach Ausbildung und Berufseinstieg im Land gehalten und viele der Menschen zurückgeholt werden, die Sachsen in den vergangenen drei Jahrzehnten verlassen haben. (dpa)