Mieten in Sachsen steigen weiter

Die Daten sind eindeutig. In Sachsen sind die Mieten in den vergangenen
zehn Jahren gestiegen, teils sogar recht drastisch. In Leipzig fiel
dieses für Bewohner belastende Wachstum am deutlichsten aus, Dresden
hatte die zweithöchste Quote. Doch nicht nur in den von Zuwachs
geprägten Großstädten ist der Anstieg spürbar. Auch ländliche Regionen
zählen zu den zehn Gegenden in Sachsen, die am stärksten von diesem
prozentualen Anwachsen betroffen sind.
Die sächsische Bundestagsabgeordnete der Linken, Caren Lay, hat der
Bundesregierung eine umfassende Anfrage zur Entwicklung von Mieten
gestellt. Die aktuelle Antwort veranschaulicht die Aufwärtsentwicklung
präzise. Das Innenministerium hat einen Überblick über die
Angebotsmieten, über das, was inserierte Wohnungen bei Erst- oder
Wiedervermietung kosten. Diese Miete betrug 2011 etwa in Leipzig 5,03
Euro pro Quadratmeter nettokalt. Im Jahr 2020 lag der entsprechende
Durchschnittswert dort bei 7,17 Euro.
Ein ähnlicher Anstieg ergibt sich für den Zehnjahres-Zeitraum auch für
Dresden. Dort stiegen die Mieten von 5,92 auf 7,70 Euro. Auch für
Chemnitz und alle zehn sächsischen Landkreise lässt sich die Tendenz
feststellen, die Kurve verläuft jedoch flacher.
In den Kreisen Bautzen
(4,98 auf 5,61 Euro), Görlitz (4,43 auf 5,00 Euro) und Meißen (5,13 auf
5,59 Euro) ist der Aufwuchs weniger stark ausgeprägt als in den Zentren.
Unter den ländlichen Regionen verzeichnet der an Dresden grenzende Kreis
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge den stärksten Zuwachse (5,12 auf 5,99
Euro). Prozentual gefasst ist das ein Anstieg um rund 17 Prozent, der
drittstärkste sachsenweit. Den höchsten prozentualen Wert verzeichnet
Leipzig (42,6 Prozent) vor Dresden (30 Prozent). Auf Rang vier und fünf
liegt das Umland der Stadt Leipzig mit den Kreisen Nordsachsen und
Leipzig.
Baulandpreise um das Zweieinhalbfache erhöht
Gestiegen sind nicht nur die Mieten, wie das Bundesinnenministerium auf
die Anfrage der Linkenabgeordneten Lay weiter antwortet. Die
Baulandpreise haben sich in Sachsen binnen zehn Jahren um
durchschnittlich das Zweieinhalbfache erhöht. Wenig überraschend ist,
dass die höchsten Preise derzeit in Dresden und Leipzig aufgerufen
werden. In der Landeshauptstadt liegt der durchschnittliche Kaufwert
dem Innenministerium zufolge bei 265 Euro je Quadratmeter (2019). Im
Jahr 2010 waren knapp 117 Euro fällig. Starke Anstiege, allerdings von
einem deutlich niedrigen Niveau, gab es in den Kreisen Görlitz und
Mittelsachsen. In Görlitz haben sich die Kosten pro Quadratmeter von
4,44 binnen zehn Jahren auf 27,44 Euro etwa versechsfacht.
Eine gegenläufige Tendenz verzeichnet das Bundesministerium bei der
ebenfalls abgefragten Entwicklung beim Bestand von bundeseigenen
Wohnungen und Flächen in Sachsen sowie beim sozialen Wohnungsbau. 2010
waren 2.100 Grundstücke und Immobilien im Eigentum der Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben, 2019 noch 914. Geplant ist die weitere
Privatisierung von 316 Flächen, in 17 Fällen steht die Anstalt mit
Kommunen im Kontakt wegen des Verkaufs.
Linke fordern Mietpreisbremse für Sachsen
Verringert hat sich der Bestand an Sozialwohnungen binnen zehn Jahren um
mehr als 85 Prozent. In Jahr 2010 gab es mehr als 83.300 Wohnungen mit
sogenannter Mietpreis- und Belegungsbindung, 2019 waren es knapp 11.500.
Zwischen 2010 und 2016 wurde in Sachsen keine Sozialwohnung mit
öffentlicher Förderung gebaut. Doch die Landesregierung änderte das.
Zwischen 2017 und 2019 waren es knapp 3.000.
Die Daten lassen vielfältige Interpretationen zu. Dass über Jahre keine
Sozialwohnungen errichtet wurden, erklären Branchenkenner mit mangelndem
Bedarf damals und vergleichsweise hohen Leerstand. Doch das hat sich,
auch durch Abriss, geändert. In Großstädten ist die Wohnungssuche
mittlerweile ein Problem, auch wenn sich die Preise deutlich unter denen
von westdeutschen Zentren wie München oder Frankfurt bewegen.
Gestiegene Mieten können auch Resultat umfassender Sanierungen sein.
Doch das allein erklärt den Anstieg in die wachsenden Großstädte nicht.
Lay fordert einen Wandel in der Wohnungspolitik. „Die Mietpreisbremse muss endlich in Sachsen eingeführt werden“, sagte sie der SZ. Dies ist im Koalitionsvertrag für Dresden und Leipzig vorgesehen, die SPD drängte jüngst auf die Umsetzung. Lay fordert zudem einen Mietendeckel für diese Städte und neue Sozialwohnungen auch außerhalb der beiden Zentren. „Es müssen endlich alle vorhandenen Instrumente der Mietpreisregulierung ausgeschöpft werden“, betonte sie.