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Steigen die Chancen für Dresden auf eine neue Chipfabrik?

Eine Delegation des Halbleiterkonzerns TSMC kommt nach Sachsen. Der Chiphersteller kündigt jedoch an, seine Investitionen senken zu wollen.

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Das Hauptquartier vom TSMC in Taiwan: Der Chipriese sucht offenbar neue Standorte in Europa. Dresden soll dabei sein, heißt es.
Das Hauptquartier vom TSMC in Taiwan: Der Chipriese sucht offenbar neue Standorte in Europa. Dresden soll dabei sein, heißt es. © Bloomberg via Getty Images

Berlin/Dresden. Die Pläne des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC, eine neue Halbleiterfabrik in Europa zu bauen, scheinen konkreter zu werden. Das Wirtschaftsmagazin Capital berichtet, eine Delegation werde noch in diesem Monat von Taiwan aus nach Sachsen reisen. Geplant sei ein Werk auf Basis der 300-Millimeter-Wafer-Technologie.

Spekuliert wird darüber schon seit gut einem Jahr. Sächsische.de hat darüber mehrfach berichtet. Bislang hat Sachsens Landesregierung sich mit Äußerungen zu dem Großprojekt zurückgehalten. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hatte im vergangenen März nur allgemein gesagt, dass man sich „natürlich um weitere Großansiedlungen bewerben wird“. Man habe aber kein Interesse, Teil von Grundstücksspekulationen zu werden, begründete Dulig damals die Zurückhaltung.

TSMC ist der weltgrößte Auftragsfertiger von Halbleitern, hat aber einen Großteil seiner Produktion auf Taiwan konzentriert. Wegen der zunehmenden politischen Spannungen mit China nehme der Druck auf den Konzern zu, auch Fabriken in den USA und in Europa zu bauen. Ein Unternehmenssprecher sagte Capital zufolge, es sei "noch keine konkrete Entscheidung gefallen". TSMC verwies auf die Schweigeperiode vor dem nächsten Finanzbericht. Der ist am Donnerstag erschienen. Darin ist von Dresden, Deutschland oder gar Europa nicht die Rede. Im Gegenteil: Bei der Präsentation machte das Management deutlich, dass man mit einem Abschwung in der Branche rechnet - und deshalb die bislang geplanten Investitionen um gut zehn Prozent zurückfahren wird.

Deutschland will Ansiedlung von Chipfabriken fördern

Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin habe das konkrete Interesse von TSMC an Dresden auf Anfrage nicht bestätigt, schreibt Capital. Allerdings sei die Bundesregierung bereit, die Ansiedlung von Halbleiterproduzenten in Deutschland umfangreich zu fördern. Es sei das Ziel, "die Forschungs- und Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Industrie durch gute Rahmenbedingungen dabei zu unterstützen, ihre Lieferketten stärker zu diversifizieren", sagte eine Ministeriumssprecherin dem Magazin.

Zeitgleich hat Sachsens Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) in Brüssel beim Ausschuss der Regionen betont, wie wichtig das Thema Halbleiter sei. "Es geht um die Sicherung der europäischen Industrieproduktion. Sie ist in immer mehr Bereichen auf Halbleiter angewiesen. Ohne Halbleiter keine Produktion."

Schmidt hat als Berichterstatter des Ausschusses eine Stellungnahme für die EU-Kommission formuliert, die an einem europäischen Chip-Gesetz zur Stärkung der Halbleiterindustrie arbeitet. Das soll im Februar 2023 im Europäischen Parlament beschlossen werden. Für verbesserungswürdig hält Schmidt insbesondere noch die Finanzausstattung für das neue Gesetz. "Es ist klargeworden, dass es mehr frisches Geld braucht, als die Kommission bisher vorsieht", sagte Schmidt. Der Mitte März bekanntgegebene Bau einer neuen Fabrik des Intel-Konzerns bei Magdeburg soll ebenfalls mit dem Chip-Gesetz subventioniert werden. (SZ)