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MDR-Intendantin sagt im Zeugenstand aus

Der ehemalige Unterhaltungschef Udo Foht muss mehr als 300.000 Euro Schadensersatz zahlen – berichtet MDR-Chefin Karola Wille im Prozess vor dem Leipziger Landgericht.

Von Sven Heitkamp
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Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks MDR, nach ihrer Zeugenaussage im Prozess gegen den früheren MDR-Unterhaltungschef Foht im Landgericht Leipzig.
Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks MDR, nach ihrer Zeugenaussage im Prozess gegen den früheren MDR-Unterhaltungschef Foht im Landgericht Leipzig. © dpa

Leipzig. Der Showdown dauert nur 30 Minuten. Am Freitagmorgen um 9:30 Uhr betritt MDR-Intendantin Karola Wille den Saal 115 des Leipziger Landgerichts. Sie muss als Zeugin im Betrugsprozess um die Machenschaften des früheren MDR-Unterhaltungschefs Udo Foht offene Fragen beantworten.

Die beiden würdigen sich keines Blickes und keines Wortes. Dann gibt die Intendantin im Zeugenstand Auskunft über die Vorgänge, die mehr als elf Jahre zurückliegen. Der einstige Hauptabteilungsleiter Unterhaltung soll mit einem Geflecht an dubiosen Deals seine Projekte und Ideen für neue Sendungen finanziert haben. Einige Kredite in fünfstelliger Höhe soll er aber nur teilweise, gar nicht oder verspätet zurückgezahlt haben.

Wille nennt nun erstmals die Zahl von mehr als 300.000 Euro, die der MDR an Schadensersatz von Foht rechtskräftig einfordert. Davon habe er einen „relevanten Anteil“ beglichen und bezahle nach wie vor seine Schulden.

Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht (l) steht mit seinem Anwalt Ulrich Wehner vor Verhandlungsbeginn.
Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht (l) steht mit seinem Anwalt Ulrich Wehner vor Verhandlungsbeginn. © dpa

Wille war zur Zeit des Skandals Hausjustitiarin des MDR und hatte den Fall im Juli 2011 mit aufgedeckt. Der Stein sei mit einem Mahnbescheid ins Rollen gekommen, der in ihrer Direktion eingegangen sei. Eine Firma habe die Begleichung eines Produktionsdarlehens verlangt, doch Foht habe nicht geantwortet und nicht gezahlt. Bald darauf habe ihr der Geschäftsführer der renommierten Produktionsfirma Ariane-Film, Christian Schulzki, Unterlagen über Geschäfte mit Foht zur Verfügung gestellt und damit die Aufdeckung ermöglicht. Einen Tag später sei der „König der Schunkelshows“ suspendiert worden, erhielt Hausverbot und eine Strafanzeige.

Sie sei froh, dass der Sachverhalt nun strafrechtlich abgeschlossen werde, betonte Wille in einem Statement. Der einstige Unterhaltungschef habe dem MDR und anderen Firmen großen Schaden zugefügt. Dass sie selbst Foht zum Abschluss einer Vereinbarung und zur Zahlung einer offenen Forderung aufgefordert hatte, sei erst im Zuge der Aufklärung und nur in Absprache mit dem damaligen Intendanten Udo Reiter sowie externer Anwälte erfolgt.

Der Betrugsprozess steht nun vor dem Ende. Nächsten Freitag ist Schulzki als letzter Zeuge geladen. Im Januar könnte das Urteil fallen. Laut einer Absprache des Gerichts mit den Prozessbeteiligten erwartet den heute 72-jährigen Foht ein Strafmaß zwischen zwölf und 21 Monaten auf Bewährung.