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Mehr Angriffe auf Rettungskräfte in Sachsen

Rettungsdienste und Feuerwehr sind unentbehrlich. Oft geht es um Leben und Tod. Immer wieder machen Retter bei ihren Einsätzen unangenehme Erfahrungen.

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Die Aktion "Gewalt geht gar nicht" wendet sich gegen Angriffe und Gewalttätigkeiten gegenüber Einsatzkräften der Feuerwehr oder anderer Rettungsdienste.
Die Aktion "Gewalt geht gar nicht" wendet sich gegen Angriffe und Gewalttätigkeiten gegenüber Einsatzkräften der Feuerwehr oder anderer Rettungsdienste. © Jens Büttner/dpa-Zentralbild

Dresden. Ein Rettungssanitäter wird im Februar in Dresden von einem Mann angegriffen, als er auf dem Parkplatz einem Verletzten helfen will. Bei den Ausschreitungen von Dynamo-Fans am Rande eines Fußballspiels Mitte Mai werden in Dresden Einsatzkräfte der Feuerwehr von Randalierern beleidigt und bedroht. In Leipzig wird Mitte Juni ein Rettungswagen auf dem Weg zu einem Verletzten von Unbekannten gestoppt, umzingelt und mit Flaschen beworfen. Rettungskräfte und Feuerwehrleute fühlen sich während ihrer Einsätze oft bedroht oder beschimpft.

"Die Mitarbeiter werden behindert oder zugeparkt", sagt die Sprecherin des Johanniter-Unfall-Hilfe, Rebekka Biederbeck. Unbeteiligte versuchten, in die Rettungsfahrzeuge zu gelangen, beleidigten Rettungskräfte oder drohten mit Gewalt.

Wie das sächsische Innenministerium in der Antwort auf eine Kleine Anfrage mitteilte, stieg die Zahl der Übergriffe auf die Mitarbeiter von Rettungsdiensten 2020 auf 105 Fälle, im Jahr zuvor waren es 82. Vor allem Rettungsassistenten und Feuerwehrleute hatten demnach unter tätlichen Angriffen zu leiden. Es gab drei Schwerverletzte und 50 Betroffene mit leichteren Verletzungen. Die meisten Fälle gab es in Leipzig. 94 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, von denen einige mehrfach Rettungskräfte attackierten. Dabei ging es um Straftaten wie Körperverletzung, Bedrohung, Erpressung oder Nötigung.

Deeskalierendes Verhallten lernen

In der subjektiven Wahrnehmung sei die physische wie psychische Gewalt gestiegen, bestätigt der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Sachsen, Kai Kranich. Allerdings sei auch die Sensibilität der Rettungsdienstmitarbeiter gestiegen. Bundesweit werde beobachtet, dass der Respekt gegenüber den Rettungskräften zurückgehe.

Einer Umfrage zufolge erlebe etwa jeder dritte Mitarbeiter ein bis zwei verbale Übergriffe monatlich, bei etwa jedem zweiten sei das seltener der Fall. Etwa 13 Prozent seien der Umfrage zufolge ein bis zwei Mal monatlich von tätlichen Übergriffen betroffen, bei 85 Prozent der Befragten komme es seltener vor. Die Rettungsdienstmitarbeiter werden laut Kranich schon in der Ausbildung qualifiziert, solche Gefahren zu erkenne und gegebenenfalls Unterstützung durch die Polizei nachzufordern.

"Niemand möchte im Einsatz mit unberechenbaren Gefahren wie Schlägen, Drohungen oder anderen Attacken konfrontiert werden", sagt Thomas Kreher vom Landesfeuerwehrverband. Ehrenamtliche und hauptamtliche Einsatzkräfte würden in regelmäßigen Weiterbildungen sensibilisiert, wie sie sich deeskalierend verhalten können. Der Verband habe 2016 ein Einsatznachsorge-Team aufgebaut, das den Einsatzkräften nach belastenden Ereignissen zur Verfügung stehe. Es sei bisher aber noch nie angefordert worden. (dpa)