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Milder Winter macht Allergikern zu schaffen

Der Pollenmonitor der Leipziger Universitätsklinik schlägt schon aus. Eine Hyposensibilisierung kann jetzt noch helfen.

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Im Winter haben Menschen, die auf Pollen allergisch reagieren, normalerweise Ruhe. Dieser Winter nun ist besonders mild. Der Haselpollenflug hat schon begonnen.
Im Winter haben Menschen, die auf Pollen allergisch reagieren, normalerweise Ruhe. Dieser Winter nun ist besonders mild. Der Haselpollenflug hat schon begonnen. © Wolfgang Kumm/dpa

Laufende Nase, tränende Augen, Juckreiz, Abgeschlagenheit, Atemprobleme: Pollenallergien können große Probleme machen. Wie hoch die Pollenkonzentration gerade ist, misst zum Beispiel ein elektronischer Pollenmonitor auf dem Dach der Uniklinik Leipzig. „Der Haselpollenflug hat schon begonnen, auch Erlenpollen kommen dazu“, sagt Regina Treudler, Leiterin des Allergiezentrums am Uniklinikum. Der Trend zu immer wärmeren Wintern sei keine gute Entwicklung für Allergiker. „Die Pflanzenwelt wacht früh auf“, sagt sie. Dadurch verkürze sich die Verschnaufpause, die Allergiker in den Wintermonaten hätten.

Viele Menschen seien auch nicht nur auf eine Sache allergisch. Über das Jahr verteilt gebe es eine Abfolge von Allergieauslösern: Auf die Frühblüher wie Hasel, Erle und Birke folgten Gräser, dann Beifuß und auch das sich stark ausbreitende Ambrosia-Kraut sei für etliche Allergiker ein Problem.

Die Allergie-Expertin rät Betroffenen, sich zu informieren, „was fliegt“. Für eine Diagnostik sei es auch sinnvoll, Tagebuch zu führen, damit eine Behandlung das richtige Allergen treffe. Bei leichten Beschwerden wie eine Schniefnase und juckende Augen helfen Nasenspray und Augentropfen. Auch Anti-Allergie-Tabletten könnten Linderung verschaffen. Schwere Allergien sollten nach einer Diagnostik gezielt mit einer Hyposensibilisierung behandelt werden.

„Bei Allergiepatienten ist es so, dass das Immunsystem fehlgesteuert ist. Es richtet sich also gegen eigentlich harmlose Umweltbestandteile, wie Pollen von Bäumen oder Gräsern oder Hausstaubmilbenkot“, sagt Allergologe Oliver Pfaar. „Die Hyposensibilisierung ist bisher die einzige Behandlungsmethode, die an der Ursache ansetzen kann“, sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. Patienten bekommen regelmäßig Therapiepräparate, wodurch sich das Immunsystem an den Auslöser der Allergie gewöhnen soll.

„Dabei wird die sogenannte Erhaltungsdosis etwa alle vier Wochen verabreicht und unter die Haut am Oberarm gespritzt. Das geschieht in der ärztlichen Praxis, gefolgt von einer Beobachtungszeit von mindestens 30 Minuten“, sagt Schwalfenberg.

Es gibt außerdem den sogenannten sublingualen Ansatz: Dabei wird das Allergen in Form von Tabletten oder Tropfen vom Patienten selbst unter die Zunge gesetzt – und zwar täglich. Nur wenn die Therapie regelmäßig durchgeführt und nicht vorzeitig abgebrochen wird, kann ein guter Erfolg eintreten. „Normalerweise wird eine Hyposensibilisierung über drei Jahre durchgeführt“, sagt Schwalfenberg. Pfaars Beobachtung nach profitieren Patienten aber schon im ersten Jahr von der Behandlung. Bei einem Heuschnupfen können HNO-Ärzte, bei einem bereits bestehenden allergischen Asthma Lungenfachärzte weiterhelfen. „In der Regel ist die Allergen-Immuntherapie sehr sicher“, sagt Oliver Pfaar. Zwar stellen sich oft leichte lokale Reaktionen wie Schwellungen rund um die Einstichstelle oder Juckreiz der Mundschleimhaut ein. Sie treten aber nur kurzzeitig auf.

Um mit der Pollen-Immuntherapie zu beginnen, eignet sich die pollenarme Zeit im Herbst und Winter gut. „Bei den Ganzjahresallergenen, also bei bestehender Allergie beispielsweise auf Hausstaubmilben oder Schimmelpilzsporen, gibt es nicht unbedingt eine Vorgabe, wann man beginnen sollte“, sagt Oliver Pfaar. „In Deutschland wird diese Therapie von den Krankenkassen übernommen. Das ist in anderen europäischen Ländern teilweise anders.“ (dpa)