Dresden. Alle waren sie zuversichtlich, geholfen hat es nichts. Die Richter haben am Donnerstagvormittag im Landgericht Dresden vergeblich auf drei Männer im Alter von 41, 42 und 48 Jahren aus Polen gewartet. Ihnen wird vorgeworfen, am 5. Dezember eine Filiale des Uhrenherstellers Nomos in Glashütte überfallen und Uhren im Wert von mehr als 114.000 Euro geraubt zu haben. Die Angeklagten schwänzten ihren Prozess unentschuldigt - und stellen die Justiz vor neue Probleme.
Wirklich überrascht dürfte an diesem Donnerstag wohl niemand der Anwesenden gewesen sein - anders als am 27. Juni, als das Oberlandesgericht Dresden die Angeklagten nach gut sechs Monaten unerwartet aus der Untersuchungshaft entlassen hatte - wegen Verstoßes gegen das Beschleunigungsgebot. Das besagt, dass Ermittlungen gegen inhaftierte Tatverdächtige dringlich zu bearbeiten sind aufgrund der massiven Eingriffe in deren Freiheitsrechte. Die Verteidiger hatten in ihrer Beschwerde gegen den Haftbefehl moniert, dass sich die Aktenlage über längere Zeit nicht verändert habe, also nichts Wesentliches mehr passiert sei.
Zu dem Zeitpunkt war die Anklage zwei Monate alt. Die 17. Große Strafkammer hatte das Hauptverfahren eröffnet und den jetzigen Prozess bereits terminiert. Dennoch durften die Männer, denen eine Mindeststrafe von fünf Jahren Haft wegen räuberischen Diebstahls droht, nach Hause fahren. Nach Angaben ihrer Verteidiger hatten die mutmaßlichen Täter aus dem Raum Breslau zugesagt, pünktlich zu erscheinen.
Zwangsmittel sind vorerst nicht möglich
Bei der Frage, wie es nun weiter gehen könnte, ploppte das nächste "Problem" in diesem Verfahren auf. Das Gericht kann vorerst keine Zwangsmaßnahmen gegen die Angeklagten ergreifen. Es ist weder möglich, einen neuen Haftbefehl gegen sie zu erlassen, noch sie aus Polen vorführen zu lassen. Denn die Männer hatten noch in U-Haft gesessen, als sie zu ihrem Prozess geladen wurden. Da war es nicht notwendig, sie über die Folgen eines Nichterscheinens zu belehren. Weil die Belehrung über mögliche Zwangsmaßnahmen in ihrer Muttersprache jedoch fehlte, müssen die Männer jetzt zunächst formal neu geladen werden, ehe weitere Zwangsmaßnahmen angewendet werden können.
Dem Vorsitzendem Richter Birger Magnussen blieb nichts anderes übrig, als den auf drei Sitzungstage angesetzten Prozess auszusetzen. "Ein neuer Termin ergeht von Amts wegen", sagte er. Wann das sein wird, steht in den Sternen, Beobachter rechnen nicht mehr in diesem Jahr mit einem zweiten Versuch.
Laut Justiz sollen zwei der Angeklagten am 5. Dezember nachmittags in eine Nomos-Filiale gestürmt sein, wo sie Vitrinen zerschlugen und 28 Uhren sowie zwei Füller im Gesamtwert von mehr als 114.000 Euro raubten. Eine Angestellte habe sich in Sicherheit bringen müssen. Der dritte Komplize habe vor dem Haus in einem Renault mit laufendem Motor gewartet. Weit kam das Trio nicht, es wurde wenig später in Liebenau gefasst.