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Neue US-Botschafterin zu Besuch in Sachsen

Die neue US-Botschafterin Amy Gutmann hat Leipzig besucht. Wichtigstes Thema blieb der Ukraine-Krieg, Gutmann spricht von einer "Führungsrolle" Deutschlands.

Von Nora Miethke
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Amy Gutmann ist die neue US-Botschafterin in Deutschland.
Amy Gutmann ist die neue US-Botschafterin in Deutschland. © Jan Woitas/dpa

Leipzig. Amy Gutmann, die neue US-Botschafterin in Deutschland, ist noch ganz erfüllt von ihrem Besuch am Morgen in der Nikolaikirche, dem Geburtsort der friedlichen Revolution. Im Gespräch mit der Presse zieht sie am Dienstag bei ihrem ersten Besuch in Leipzig Parallelen zwischen dem Mut der Demonstranten 1989 und dem Mut der Ukrainer jetzt. "Die Geschichte, die Leipzig repräsentiert, spiegelt sich auch in dem wieder, was jetzt gerade passiert", sagt Gutmann, seit knapp drei Wochen im Amt.

Die Politikwissenschaftlerin, 72 Jahre alt und fast zwei Jahrzehnte lang Präsidentin der University of Pennsylvania, ist neu im diplomatischen Dienst. Für ihre Amtszeit hat sie sich drei Ziele vorgenommen: Das Vorantreiben von Bündnissen, die Verteidigung der Demokratie und Innovationen inklusiv zu gestalten, damit sie zu mehr Investitionen und Arbeitsplätzen führen.

Gutmann, die jüdisch-deutsche Wurzeln hat, ist dankbar, dass Deutschland eine Führungsrolle in der Europäischen Union und in der Nato übernehmen will, auch in dem die Bundesregierung 100 Milliarden Euro in die Modernisierung des Militärs investieren will. In Ostdeutschland, wo die Skepsis gegenüber dem Militärbündnis noch groß ist, bestehe jetzt die Chance, mit vielen Desinformationen über die Nato aufzuräumen.

"Mir ist die Skepsis wohl bewusst. Aber die Nato ist ein rein defensives Bündnis", betont sie. Dann wird die Newcomerin in der Diplomatie sehr emotional. "Stellen sie sich vor, es gäbe die Nato nicht. Wir hätten sie gar nicht so schnell gründen können und Putin würde sich mit einem Sieg gegen die Ukraine nicht begnügen". Ist sie sich sicher.

Eine 150 Frauen "die die Welt bewegen"

In Leipzig informierte sich Gutmann im Gespräch mit Oberbürgermeister Burkhard Jung auch über die Versorgung von ukrainischen Flüchtlingen. Sie stammt selbst aus einer Familie mit Emigrationsschicksal. Ihr Vater Kurt Gutmann emigrierte 1934 aus dem bayerischen Feuchtwangen nach Indien. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam er 1948 nach New York. Ihr Vater wäre "stolz, aber auch erstaunt zu sehen, dass seine Tochter jetzt Botschafterin in Deutschland ist", so Gutmann.

Als erste Frau überhaupt auf diesem Posten. Die Annahme dieser Aufgabe bedeute für sie den Wandel ihrer ganzen Weltanschauung. "Ich bin in dem Bewusstsein des Traumas meines Vaters aufgewachsen", sagt die Wissenschaftlerin und Buchautorin, die 2011 laut dem Magazin "Newsweek" zu den "150 Frauen, die die Welt bewegen" zählte.

Den Tag in Leipzig beendete Gutmann mit einer Diskussion im Leipziger Jugendparlament. Sie habe sich vorgenommen, in ihrer Amtszeit häufig mit jungen Menschen über ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft zu sprechen und "damit beginne ich heute Abend".