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Neustart für viele grenzüberschreitende Projekte in Sachsen

Die Zusammenarbeit Sachsens mit Tschechien und Polen hat zuletzt gelitten - etwa wegen Corona-Grenzsperrungen oder abgesagter Veranstaltungen. Inzwischen laufen viele Projekte wieder an.

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Sprachtherapeutin Pavlina Kellerova vermittelt Kindern in Klingenthal spielerisch die Sprache des Nachbarlandes Tschechien, das nur knapp fünf Kilometer entfernt liegt.
Sprachtherapeutin Pavlina Kellerova vermittelt Kindern in Klingenthal spielerisch die Sprache des Nachbarlandes Tschechien, das nur knapp fünf Kilometer entfernt liegt. © dpa/Sebastian Kahnert

Plauen/Görlitz. Spielerisch sollen die Kleinen an die Sprache des Nachbarlandes herangeführt werden. Mit Plüschtieren und Malbüchern lernen Kindergartenkinder auf der tschechischen Seite Deutsch und auf der sächsischen Seite Tschechisch. Es begann als Pilotprojekt mit acht Einrichtungen im Raum Vogtland - nun sollen deutsch-tschechische Kindergärten entlang der gesamten Grenzregion des Freistaates entstehen, sagt Steffen Schönicke in Plauen vom Verbund Euregio Egrensis, der verantwortlich ist für deutsch-tschechische Zusammenarbeit im Grenzgebiet.

Das Vorhaben sei für die Förderperiode bis 2027 geplant, in der nun Projekte eingereicht werden können. "Bräuche und Sprache des Nachbarlandes sollen schon den Kindern nähergebracht werden", sagt Schönicke, Geschäftsführer der Euregio-Arbeitsgemeinschaft Sachsen/ Thüringen. Diese berät zu Fördergeldern sämtlicher grenzüberschreitender Projekte. Nach schwierigen Jahren solle die Zusammenarbeit wieder Fahrt aufnehmen, so Schönicke. Denn nach Grenzsperrungen und Absagen vieler Veranstaltungen in den Corona-Jahren mache sich jetzt leichte Aufbruchstimmung bemerkbar. "Uns erreichen vermehrt Anfragen von Vereinen aus Sport oder Kultur, die grenzübergreifende Projekte beantragen möchten."

EU-Gelder blieben liegen

Vor allem für Kleinprojekte sah das in den vergangenen Jahren anders aus. Nicht alle bereitstehenden EU-Fördergelder wurden ausgeschöpft. Die Euregio Egrensis habe deshalb schon im vergangenen Sommer 100 000 Euro zurückgegeben, die dafür gedacht gewesen seien. "Vieles war einfach schlecht planbar", sagt Schönicke. In der vergangenen Förderperiode (2014 bis 2022) habe den sächsischen Euroregionen Neisse-Nisa-Nysa, Elbe/Labe, Erzgebirge und Euregio Egrensis jeweils 1,2 Millionen Euro für kleinere Projekte für Vereine oder Schulen zur Verfügung gestanden.

Inzwischen können Förderanträge für die Neuauflage des sächsisch-tschechischen EU-Programms "Interreg" gestellt werden, wie das Regionalentwicklungsministerium in Dresden mitteilte. Bis 2027 werden länderübergreifende Kooperationsprojekte mit rund 142,3 Millionen Euro aus EU-Mitteln unterstützt. Erstmals könnten neben Vereinen, Kommunen oder Behörden auch kleine und mittlere Unternehmen aus beiden Ländern Anträge stellen, erklärt eine Sprecherin.

Der Bereich Bildung, lebenslanges Lernen, Kultur und Tourismus soll mit gut 64 Millionen Euro einen Schwerpunkt bilden. 40 Millionen Euro stehen für Klimawandel und Nachhaltigkeit bereit. Auch das vergleichbare Programm "Interreg Polen-Sachsen" ist gestartet. Zwischen 2014 und 2020 seien hier insgesamt 62 Projekte umgesetzt worden, darunter Kooperationen der Feuerwehren und der Polizei oder grenzüberschreitende Präventionsarbeit zur Bewältigung von Hochwasser- und Katastrophensituationen.

Das Projekt "Erhöhung der Vielfalt der Wälder" untersucht im Erzgebirge, was den Wald resistenter gegen Schädlinge, Trockenheit und Schäden durch Wildbiss machen könnte. "Es ist wichtig, den Lebensraum in seiner Gesamtheit zu erhalten. Natur kennt keine von Menschenhand gezogenen Grenzen", sagt Baubürgermeister Thomas Proksch aus Annaberg-Buchholz. Zusammen mit der tschechischen Stadt Bo?í Dar (Gottesgab) wurden in der letzten Förderperiode Tausende Bäume gepflanzt, um die Artenvielfalt zu erhöhen.

"Wir haben viele Messungen durchgeführt. Eine Infobroschüre soll die Bevölkerung in beiden Ländern für das Thema Wald sensibilisieren", sagt Proksch. In der jetzt startenden Förderperiode sollen die theoretischen Erkenntnisse der letzten Jahre dabei helfen, den heimischen Wald in der Praxis weiter zu stärken.

Sophie Nücklich von der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien nennt das internationale Straßentheaterfestival "Via Thea" oder das deutsch-polnische Genussfestival "Coolinaria" als Beispiele für grenzüberschreitende Sommer-Events in Ostsachsen. Zusätzlich solle ein deutsch-tschechisches Projekt das "Reisen von Menschen mit Handicap" ermöglichen. Über die kostenlose App "Disway Trails" wurden demnach 17 barrierefreie Erlebnis- und Wanderrouten veröffentlicht - von der Oberlausitz, der deutsch-tschechischen Grenzregion über die Böhmische Schweiz bis ins Riesengebirge. (dpa)