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Meinung: Kretschmer grenzt sich von der Bundes-CDU ab

Michael Kretschmer fällt immer wieder mit Aussagen auf, die in der Bundes-CDU für Unruhe sorgen. Im eigenen Bundesland kommt das gut an. Doch hilft das der sächsischen CDU?

Von Thilo Alexe
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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Landtag.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Landtag. © dpa

Die Strategie ist offensichtlich. Michael Kretschmer ist sein Posten als stellvertretender CDU-Bundeschef dann nicht so wichtig, wenn er mit den Positionen der Parteiführung in Sachsen auf starken Widerspruch stößt. Das ist bei seiner Haltung zu Russland so, aber auch bei der zurückhaltenden Positionierung in der Causa Maaßen. Kretschmer spürt, dass das konservative Klientel in Sachsen anders tickt. Dem will er gerecht werden, Kritik aus dem Adenauer-Haus hält er locker aus.

Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob Kretschmer – wie womöglich in der Russlandfrage – aus innerer Überzeugung handelt oder - wie es bei Maaßen naheliegt – eher aus Taktik. In der Gunst der Wähler liegt er vorn. Deutlich mehr Sachsen sind einer Umfrage zufolge mit der Arbeit des Regierungschefs zufrieden als unzufrieden. Das war nicht immer so.

Michael Kretschmer macht weiter wie bisher

Die Erhebung zeigt noch etwas anderes. Die CDU im Freistaat kann von den Zustimmungswerten zu Kretschmer nicht profitieren. Sie liegt gleichauf mit der in Ostdeutschland ohnehin starken AfD. Von dieser Partei grenzt sich Kretschmer zwar in scharfen Worten ab. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die sächsische AfD geschickt hiesige Mehrheitsmeinungen aufgreift und damit die Christdemokraten in die Bredouille bringt.

Kretschmer macht weiter wie bisher: Hart austeilen gegen die AfD, auch wenn sie mit manchen Themen nah am Kurs der CDU segelt. Einer CDU, die wiederum anders als die Bundes-CDU unterwegs ist. In der Kenia-Koalition mag zwar der Unmut groß sein. Doch Neuwahlen will dort niemand, SPD und Grüne würde das kaum stärken, wohl aber die AfD. Die Grünen gaben unlängst als Ziel aus, nach 2024 weiter regieren zu wollen. Nach jetzigem Stand bleiben ihnen dazu genau zwei Partner: ihre jetzigen.

Beunruhigend ist die Entwicklung für die sächsische CDU. Auf Landesebene sind die Diskurse auf Kretschmer zugeschnitten, andere Stimmen sind selten zu hören. Kann sich die Partei trotz des Kretschmer-Bonus bis zum Spätsommer 2024 nicht markant von der AfD absetzen, könnte das Wähler dazu verleiten, ihr Kreuz nicht bei der CDU zu machen – sondern bei der AfD.

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