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Rechte Gewalt in Sachsen: Zahl der Betroffenen steigt

Rechte und rassistische Gewalt nimmt in Sachsen kaum ab. Die Deliktzahlen sinken zwar leicht, doch die Zahl der Opfer ist gestiegen. Das hat auch mit Corona zu tun.

Von Thilo Alexe
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Von Rechtsextremisten geht Gewalt aus, auch wenn die Zahl der erfassten Delikte leicht gesunken ist.
Von Rechtsextremisten geht Gewalt aus, auch wenn die Zahl der erfassten Delikte leicht gesunken ist. © Paul Sander

Dresden. Auch im von Corona geprägten Jahr 2020 ist das Ausmaß rechtsextrem und rassistisch geprägter Gewalt in Sachsen hoch geblieben. Zu dieser Einschätzung kommt die Opferberatung RAA in ihrer am Dienstag vorgestellten Jahresstatistik. Demnach wurden im vergangenen Jahr zwar geringfügig weniger Angriffe verzeichnet. Allerdings wuchs die Zahl der Angegriffenen und Betroffenen.

Nach Angaben von Fachreferentin Andrea Hübler verzeichnete RAA 208 Angriffe, die meisten davon in Leipzig und Dresden. 2019 waren es 226. Gestiegen ist demnach die Zahl der Betroffenen binnen Jahresfrist von 276 auf 304. Zu den Delikten zählt auch der tödliche Angriff auf ein homosexuelles Paar in Dresden, bei dem ein Mann starb. Als tatverdächtig gilt ein damals 20-Jähriger mit islamistischem Bezug.

Die Statistik enthält zudem zwei versuchte Tötungen in Dresden sowie den Angriff auf eine Shisha-Bar und ein Dönerlokal in Döbeln – nur zwei Tage nach dem rassistischen Anschlag im hessischen Hanau. Beim Großteil der Delikte handelt es sich den Angaben zufolge um Körperverletzungen, doch auch fünf Brandstiftungen sind darunter.

Die Corona-Pandemie hat nach RAA-Einschätzung Einfluss auf rechte, rassistische und antisemitische Gewalt. So kam es zu Drohungen gegenüber asiatisch aussehenden Menschen und Demonstrationen, bei denen unter anderem Polizisten angegriffen wurden. „Mit den von den sogenannten Querdenkern verbreiteten Verschwörungerzählungen gehen antisemitische Einstellungen und Feindbilder einher“, fügte Hübler hinzu. Die Bewegung habe ein großes Radikalisierungspotential.

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) zeigte sich „dankbar“ für die Arbeit der Opferberatung. Deren Bericht zeige, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft nach wie vor bedroht sei. Köpping: „Gerade in einer so herausfordernden Zeit, wie der aktuellen, ist es wichtig, dass wir als Gesellschaft zusammenhalten.“ RAA wird vom Sozialministerium gefördert.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas betonte: "Auch für die Koalition ist der Kampf gegen Rechtsextremismus von großer Wichtigkeit." Er verwies auf das Gesamtkonzept, das das Bündnis aus CDU, Grünen und SPD vorgelegt habe. Der Staat müsse "seine Verantwortung stärker wahrnehmen und die Opfer besser unterstützen".