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Mehr als 20 durchsuchte Objekte bei Reichsbürger-Razzia in Sachsen

Nach der Razzia gegen Reichsbürger am vergangenen Mittwoch hat Sachsens Innenminister weitere Details bekanntgegeben. 23 Immobilien wurden durchsucht, es gibt acht Beschuldigte.

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Beamte des Bundeskriminalamtes durchsuchen ein Büro im sächsischen Olbernhau.
Beamte des Bundeskriminalamtes durchsuchen ein Büro im sächsischen Olbernhau. © haertelpress

Dresden/Berlin. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) hat am Dienstag weitere Details zur Reichsbürger-Razzia am vergangenen Mittwoch bekanntgegeben. Allein in Sachsen seien 550 Beamte im Einsatz gewesen, 300 davon vom Landeskriminalamt. Es seien im Freistaat 23 Objekte durchsucht worden. Zumindest drei davon liegen im erzgebirgischen Olbernhau. Nach Informationen von Sächsische.de tauchten die Beamten auch in Adorf/Vogtland, in Freiberg sowie in den Kreisen Leipziger Land und Nordsachsen auf.

Im Fokus der sächsischen Ermittler hätten bei der Aktion elf Zielpersonen gestanden, sagte Schuster. Acht Personen seien Beschuldigte, zwei Männer seien festgenommen worden. Die Festnahmen waren ebenfalls in Olbernhau erfolgt.

Er könne nicht bestätigten, was über soziale Netzwerke wie Twitter verbreitet worden sei, dass nur ein, zwei Waffen gefunden worden sind. "Das ist alles Mumpitz", sagte Schuster. Es habe unter anderem eine Aktion bei einem legalen Waffenhändler gegeben. Auch ansonsten seien "genügend Waffenteile, Waffen, Munition und so weiter beschlagnahmt" worden. Bei einer Person seien 30.000 Euro Bargeld und Silbermünzen im Wert von 23.000 Euro entdeckt worden.

Auch diese Halle in Olbernhau gehörte zu den Objekte, die die Bundesanwaltschaft durchsuchen ließ.
Auch diese Halle in Olbernhau gehörte zu den Objekte, die die Bundesanwaltschaft durchsuchen ließ. © haertelpress

Bereits am Montag hatten Mitglieder des Rechtsausschusses des Bundestags berichtet, insgesamt seien bei den Durchsuchungen mehr als 400.000 Euro in bar sowie Gold- und Silbermünzen gefunden worden. Außerdem solle es ein Schließfach geben, in dem sich Goldbarren im Wert von sechs Millionen Euro befinden sollten. Der engere Kreis der Verschwörer habe Satelliten-Telefone benutzt, um zu kommunizieren. In einer von den Sicherheitsbehörden abgefangenen Kommunikation sei es um den Zugang zum Bundestag gegangen.

Ferner war von Plänen zur Bildung von 286 so genannter Heimatschutzkompanien die Rede. Schuster bestätigte, dass auch in Sachsen Hinweise für solche Vorhaben gefunden worden seien. Der Minister sprach von einem "theoretischen Konzept". Er wolle das aber nicht klein reden und warnte ausdrücklich davor, Reichsbürger als "harmlose Spinner" abzutun. Die in Sachsen beschuldigten Personen seien teilweise schon vor dem Zugriff "Ziel von Maßnahmen" und "auf dem Radar" der Sicherheitsbehörden gewesen.

Reichsbürger sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Die Bundesanwaltschaft hatte am Mittwoch 25 mutmaßliche Reichsbürger festnehmen lassen, darunter auch frühere Offiziere, eine Richterin und Polizeibeamte. Der Bundesanwalt wirft 22 der Festgenommenen vor, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein, die das politische System stürzen wollte. Drei Festgenommene gelten als Unterstützer. Laut Bundesanwaltschaft gibt es in dem Ermittlungsverfahren neben den Festgenommenen noch 27 weitere Beschuldigte.

Über die Auslieferung eines 64-jährigen deutschen Ex-Offiziers, der nahe der italienischen Stadt Perugia festgenommen worden war, soll nächste Woche entschieden werden. Im Hotelzimmer des früheren Oberst einer Spezialeinheit der Bundeswehr fanden die Polizisten "diverses Material, das rückführbar auf die staatsfeindlichen Umtriebe der terroristischen Organisation ist". (SZ/uwo/dpa)