Sachsen
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"Es ist der falsche Weg, nur einfach auf Gesellschaft und Staat zu schimpfen"

Seit dem Flüchtlingsjahr 2015 habe sich Sachsen verändert. DRK-Chef Unger spricht im Podcast "Politik in Sachsen" darüber, wie gesellschaftliche Spannungen die Arbeit von Helfern spürbar beeinflussen.

Von Annette Binninger
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Sachsens DRK-Chef Rüdiger Unger ist zu Gast im Podcast "Politik in Sachsen".
Sachsens DRK-Chef Rüdiger Unger ist zu Gast im Podcast "Politik in Sachsen". © [M] Ronald Bonß/Sächsische.de

Dresden. Wenn er politisch etwas ändern könnte, dann würde er dafür sorgen, "dass wir in Sachsen so ein freundliches und weltoffenes Land sind, wie wir es eigentlich sein könnten und wie wir es unbedingt sein müssen", sagt Rüdiger Unger, Chef des Landesverbands Sachsen des Deutschen Roten Kreuzes, im Podcast "Politik in Sachsen" (Anhören über den hier angezeigten Player).

Angesichts eines extrem hohen Personalbedarfs beispielsweise in der Pflege sei es bedenklich, dass Sachsen "kein gutes Bild in einigen Regionen der Welt liefere", warnt Unger. "Es ist der falsche Weg, nur einfach auf Gesellschaft und Staat zu schimpfen. Da gibt es keine einfache Antwort, da tragen wir alle Mitverantwortung, dass sich Menschen, die hierher kommen, sich bei uns auch sicher und zuhause fühlen können."

Durch die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 habe sich auch die Arbeit im Deutschen Roten Kreuz, das in Sachsen mit 14.000 Festangestellten und 15.000 Ehrenamtlichen in Krankenhäusern, Kitas, Pflegeheimen und weiteren Sozialeinrichtungen tätig ist, spürbar verändert. Die Gesellschaft habe sich deutlich verändert. "Damals habe ich zum ersten Mal erlebt, dass nicht alle unseren Einsatz für diese Menschen gut fanden", erinnert sich der 62-Jährige an die damalige Arbeit in einem politischen Spannungsfeld.

"Damals habe ich auch sehr persönlich, schon fast körperlich wahrnehmen müssen, was es heißt, sich als Rotes Kreuz unparteilich und politisch neutral zu verhalten – zwischen denen, die das ganz schlecht fanden, dass wir überhaupt Menschen helfen, die hierher kommen und denen, die uns kritisiert haben, weil sie der Meinung waren, dass es viel zu wenig sei, was wir tun."

Dabei gelte grundsätzlich für die Arbeit des Roten Kreuzes, dass man helfe, ohne nach dem Warum einer Notsituation zu fragen. "Jeder erwartet von uns, dass wir zum Beispiel am Verkehrsunfall überhaupt niemals fragen, ob derjenige, der Hilfe braucht, schuld an dem Unfall oder unverschuldet verletzt worden ist. Da wären alle entsetzt, wenn wir diese Frage stellen würden."

Strafanzeigen für Arbeit in Corona-Impfzentren

Während der Corona-Pandemie habe er ähnliche Erfahrungen gemacht. Binnen weniger Wochen habe das DRK in Sachsen mehrere Impfzentren aufgebaut und auch für deren Betrieb gesorgt. Es sei schon recht skurril gewesen, "an einem Tag genauso viel Beschwerden zu kommen, dass man keinen Impfstoff bekommt wie Beschwerden, dass das Rote Kreuz sich für das Impfen engagiert", erzählt Unger.

"Mein besonderes Bonmot ist, dass auch ich persönlich zwei Strafanzeigen bekommen habe. Die eine wegen unterlassener Hilfeleistung, weil eine Dame keinen Termin so schnell bekommen hat und jemand anderes hat mich angezeigt wegen drohender Körperverletzung oder irgend so was." Beides sei am Ende aber eingestellt worden.

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