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Sachsen entstaubt die Sprache der Finanzämter

Es geht um "Lichtbilder" und "fernmündlich": Beamtendeutsch und Behördenkauderwelsch sollen nach dem Willen des Finanzministers aus den Schreiben der Ämter in Sachsen verschwinden.

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In Steuerbescheiden verbergen sich nicht nur Berechnungen, sondern auch jede Menge unverständliche Formulierungen.
In Steuerbescheiden verbergen sich nicht nur Berechnungen, sondern auch jede Menge unverständliche Formulierungen. © Symbolfoto: dpa

Chemnitz/Dresden. Deutschlands Beamtendeutsch hat schon viele Seiten gefüllt, nicht nur in Steuerbescheiden oder Musterschreiben. Ganze Bücher wurden über die oft merkwürdig anmutenden Formulierungen aus den Amtsstuben geschrieben, etwa Hinrich Lührssens "Raumübergreifendes Großgrün" oder Barbara Kreißls "UnWörterbuch Behördisch."

Was zunächst recht lustig anmutet, ist es auf den zweiten Blick allerdings nicht. Denn selbst viele Muttersprachler verstehen Schreiben von Ämtern oft nur zum Teil - wenn überhaupt. Auch in Sachsen nutzen etwa Finanzbehörden gern Wörter, die schon lange aus dem Alltagsgebrauch der Menschen verschwunden sind. Gemeint sind Begriffe wie "Lichtbild" (Foto) oder "fernmündlich" (telefonieren). Ob es das legendäre "raumübergreifende Großgrün" auch in sächsische Behördenschreiben geschafft hat, ist nicht bekannt. Das Wortungetüm bezeichnet übrigens nichts anderes als einen Baum.

Das Problem haben mittlerweile auch Ministerien erkannt: Jetzt versucht der Freistaat Sachsen, die angestaubte Sprache in Schreiben der Finanzämter nach und nach zu vereinfachen, wie die "Freie Presse" berichtet. "Die Etablierung einer verständlichen und bürgernahen Sprache ist in der Steuerverwaltung seit vielen Jahren ein Dauerthema", sagte Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) der Zeitung.

Die Bundesländer hätten demnach gemeinsam bereits mehr als 2.000 Musterschreiben, Textbausteine und Ausfüllanleitungen überarbeitet. In Sachsen seien vergangenes Jahr 484 Musterschreiben und 148 Textbausteine in verständlicheres Deutsch übersetzt oder aussortiert worden, 100 weitere sollen in diesem Jahr folgen.

Zudem gebe ein Basisregelwerk den Bediensteten Tipps und Beispiele, wie auch frei formulierte Texte verständlicher geschrieben werden können. "Dies umfasst sowohl die Verwendung einzelner Wörter oder Formulierungen als auch Hinweise zum Satzbau." (SZ/mja mit dpa)